Liebe Freunde des Merkur Cycling Teams, am Samstag fand anlässlich der Deutschen Straßenradmeisterschaften der Profis ein GCC-Rennen in Baunatal auf der Profistrecke statt. Wir reisten bereits Freitagabend nach der Arbeit an und stimmten uns mit einem gemeinsamen Abendessen auf den nächsten Tag ein. Noch etwas gestresst von der Arbeitswoche, fielen die meisten von uns nach dem Essen erschöpft ins Bett. Da das Rennen am Samstag erst um 15:30 Uhr gestartet wurde, hatten wir die Möglichkeit, gemütlich auszuschlafen und ein ausgedehntes Frühstück zu genießen. Das war echter Luxus im Vergleich zu anderen GCC-Rennen, die oft sehr früh starten und dementsprechend das Frühstück oft auf 7 Uhr oder früher fällt.
Nach unserem morgendlichen Brunch, war dann auch beim letzten der Arbeitsstress verflogen und der Renntagsmodus aktiviert. Also ab auf die Räder, wir nutzten die Zeit bis zum Start, die Runde abzufahren und einen ersten Eindruck der Strecke zu gewinnen. Schnell wurde uns klar, so flach wie angekündigt war der Kurs bei weitem nicht. Die drei Anstiege der Runde waren zwar nicht lang, jedoch durfte man sie auch nicht unterschätzen. Wieder im Ziel angekommen statteten wir dem aufgebauten Lawi-Stand noch einen Besuch ab, und holten uns letzte Instruktionen fürs Rennen von Enrico Poitschke, unserem sportlichen Leiter.
Inzwischen war es 12 Uhr, genau die richtige Zeit, um nochmal ein Happen Nudeln nachzulegen, bevor die finalen Vorbereitungen fürs Rennen begannen. Bis 2 Uhr saßen wir also noch zusammen, aßen und entspannten. Es ist schon immer was Besonderes mit einem so eingeschworenen Team Zeit zu verbringen, man lernt sich im Laufe der Trainingslager und Rennen so gut kennen, dass man sich oft ohne Worte versteht und auch der Spaß und gemeinsame Humor intensiviert sich mit jedem gemeinsamen Wochenende. Das fällt einem besonders auf, wenn in solchen Entspannungsphasen auch mal Themen abseits des Radsports besprochen werden. Es ist wirklich eine große Freude, Teil dieses Teams zu sein. Dafür möchte ich mich sowohl bei meinen Teamkollegen, als auch bei unseren Sponsoren bedanken, die das erst möglich machen.
Die Zeit verging wie im Flug und plötzlich mussten wir uns auch schon wieder umziehen und uns auf unsere Fujis schwingen. 30 Minuten vor dem Start versammelten wir uns an der Startlinie und mussten zu unserem Schreck feststellen, der Wettergott hattet übles mit uns vor. Denn kurz vor dem Start begann es wie aus Eimern zu schütten und auf der Straße stand das Wasser. Die Gesichter wurden im ganzen Feld lang. Doch hilft es nichts, Rennen ist Rennen und es gelten für alle die gleichen Bedingungen.
Startschuss und los ging’s. Aufgrund der nassen Straßen wurden die Kurven zwar sehr umsichtig genommen, aber wie nicht unbedingt zu erwarten war, war sofort Zug im Feld und schon in der ersten Runde gingen viele Attacken und die Teams versuchten, sich in eine gute Ausgangsposition zu bringen. Auch wir hatten uns vorgenommen, eine Spitzengruppe zu initiieren, um die anderen Teams in Zugzwang zu bringen. Die ersten Ausreißversuche wurden je nach Konstellation der Gruppe entweder von uns oder unseren Konkurrenten immer wieder gestellt. Doch irgendwann war es dann soweit, Alexander Loos gelang der entscheidende Antritt am steilsten Abschnitt der Strecke. Christian Dengler und ich setzten nach, als andere Fahrer versuchten, Alex einzuholen. Ab diesem Zeitpunkt waren wir als siebenköpfige Spitzengruppe unterwegs. Mit drei Mann hatten wir eindeutig Überzahl und somit war es vor allem zu Beginn der Flucht unsere Aufgabe, für Tempo zu sorgen. Jedoch hatten wir noch mehr als die Hälfte des Rennens vor uns. Die Gruppe lief mit jedem Meter der Strecke homogener und auch die anderen Fahrer begannen zumindest mit durch die Führung zu gehen.
Als wir die letzte Runde zur Hälfte absolviert hatten, war sicher, dass wir mit unserer Ausgangsposition das Hauptziel der Teamwertung auf jeden Fall erreichen würden. Am steilsten Stück des Rennens versuchte ich dann nochmal das Tempo zu erhöhen und die anderen Fahrer in Bedrängnis zu bringen, jedoch war schnell klar, Schwäche würde zu diesem Zeitpunkt keiner mehr zeigen. Sieben Kilometer vor dem Ziel am letzten Anstieg versuchte sich dann nochmal Christian einen kleinen Vorsprung zu erfahren, jedoch wurde auch dieser Versuch sofort von den anderen Fahrern neutralisiert. Es lief also alles auf den letzten Kilometer hinaus und Alexander machte einen super Job und hielt das Tempo hoch, um mir den Sprint vorzubereiten.
Leider läuft nicht immer alles so wie es soll und in diesem Fall waren es meine Beine, die mir einen Strich durch die Rechnung machten. Als Christian Müller (Bürstner-Dümo) und Paul Sicking (Lock8) kurz vor dem Sprint nochmal attackierten, krampften meine Beine und ich konnte zwar die Attacke von Christian Müller noch stellen, jedoch konnte ich dann, als Paul Sicking antrat, nur noch mit zusehen, wie das Loch Meter um Meter wuchs. Auf den letzten Metern unterstrich dann Alexander Loos nochmal seine super Form und erreichte trotz seiner vielen Arbeit, die er geleistet hatte, einen hervorragenden dritten Platz hinter Paul Sicking und Marek Malouszczak. Die gute Ausgangsposition und Überzahl die wir uns geschaffen hatten, hat etwas mehr versprochen und es ist in diesem Fall meine Schuld, dass nicht mehr dabei heraussprang, dafür möchte ich mich auch auf diesem Wege bei meinem Team entschuldigen. Jedoch sind wir mit dem Tageserfolg im Team und den dritten Platz von Alex trotzdem zufrieden und freuen uns nun auf die vierwöchige GCC-Pause.
Das nächste anstehende Rennen am Nürburgring ist ja quasi schon ein Klassiker des deutschen Jedermannsports und definitiv eins der anspruchsvollsten. Wir werden uns nun ausgiebig darauf vorbereiten. Für manche hat heute schon die Vorbereitung in den Alpen bei der Tour Transalp begonnen. Christian Dengler startet mit unserem ehemaligen Teamkollegen Boris Halsner und Daniel Knyss und Manfred Böhm sind als Betreuer mit in den Süden gefahren und werden die Zeit und die Berge natürlich auch fürs Training nutzen. Wir berichten auf unserer Facebookseite täglich von der Tour Transalp und auch danach werdet ihr schon bald wieder von uns hören, wenn wir in Kehlheim beim 24h-Rennen am Start stehen.
Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß beim Trainieren und einen schönen Start in den Sommer.
Euer Friedrich