Was für ein Rennen zum vierten Weltcup des Jahres im schwäbischen Albstadt. Bei perfekten Bedingungen und mit mehr als 15000 Zuschauern auf den Rängen startete am gestrigen Sonntag das Rennen der XC-Elite und versprach einige spannende Kämpfe. Dass es am Ende ein Solo des Franzosen Julien Absalon werden sollte, war anfangs nicht abzusehen.
Die Situation an der Sitze war wie gewohnt: Julien Absalon und Nino Schurter führten gemeinsam mit dessen Landsmann, Fabian Giger, das Feld an und bestimmten die Pace. Und genau dieser sollte Schurters Kryptonite sein. In Runde drei von acht war es Giger, der sich für eine Attacke entschied und sich von den beiden Topfavoriten absetzen wollte. Die Rechnung machte er allerdings ohne Absalon. Er folgte dem Schweizer, Schurter hingegen verlor den Anschluss und war vorerst auf sich allein gestellt. „Julien war heute eine Liga für sich. Für mich ist Rang zwei das Maximum, was heute möglich war. Ich hätte natürlich noch länger mitgehen können, aber dann wäre ich explodiert“, erklärt Schurter.
Absalon war in Albstadt jedoch eine Nummer zu groß für Giger. Bereits in der folgenden Runde verliert er den Anschluss und fällt zurück. Absalon bestreitet von nun an die restlichen vier Runden im Solo und fährt einen beachtlichen Vorsprung von 1:19 Minuten heraus. „Ich mag den Kurs und das Rennen hier und ich war sehr motiviert für Albstadt. Es ist für mich hier einfacher als zum Beispiel in Nove Mesto. Es ist natürlich super im Frühjahr schon drei Weltcups zu gewinnen. Hier den 29. Sieg perfekt zu machen, das war besonders schön. Das macht die Entscheidung meine Karriere fortzusetzen auch einfacher. Jetzt will ich nächste Woche bei der EM die Form noch hoch halten und dann eine Pause machen“, so Absalon im Ziel.
Nino Schurter schluckt im weiteren Rennverlauf Giger und auch Stephane Tempier zieht an dem Schweizer vorbei. „Ich habe mich super gefühlt und wollte im Gegensatz zur letzten Woche offensiv fahren. Als Julien dann sein Tempo hochgezogen hat, war ich am Limit und habe mich entschieden locker zu lassen“, beschreibt Giger die Situation in Runde vier. Mit seinem vierten Rang ist er dennoch zufrieden: „Ich bin sehr zufrieden und konnte mit einem guten Gefühl das Rennen bestreiten. Ich mag den Event, super Atmosphäre, es hatte viele Zuschauer, darunter auch viele Schweizer, die mich angefeuert haben.“
In der zweiten Verfolgergruppe zeigten sich Manuel Fumic und Moritz Milatz. Gemeinsam mit Daniel McConnel versuchten sie die Lücke zu schließen, was ihnen jedoch nicht gelang. In Runde sechs startete Milatz seine Attacke und fuhr auf einen sehr guten fünften Platz. „Ich habe schon gemerkt, dass ich der Stärkste in der Gruppe bin, aber ich bin sie nicht los geworden. Als ich sah, dass Marotte von vorne entgegen kommt und damit Rang fünf in Reichweite, da habe ich angegriffen und oben noch mal einen Gang hochgeschalten, um eine richtige Lücke zu reißen. Dann habe ich voll durchgezogen“, so Milatz nach seinem zweiten Weltcup-Podium binnen acht Tagen.
Manuel Fumic musste sich McConnell im Kampf um Rang sechs geschlagen geben, war aber dennoch zufrieden mit seiner Leistung. „Als wir gesehen haben, dass wir das Podium erreichen können, dann hat der Fight angefangen. Moritz war etwas stärker, aber für mich war es eine Steigerung. Es geht auf jeden Fall wieder aufwärts. Super hier vor diesem Publikum zu fahren“, erklärte Fumic, der 2:25 Minuten zurücklag.
Pauline Ferrand Prevot wiederholte mit einer beeindruckenden Performance ihren Sieg aus Nove Mesto. Von Runde eins führte sie das Feld an und fuhr sich in einem überragendem Solo einen fast dreiminütigen Vorsprung heraus. „Ich habe zur Zeit eine super Form. In einer Woche geht die natürlich auch nicht weg und so war ich sehr zuversichtlich für Albstadt. Hier stand ich natürlich mehr unter Druck als in Nove Mesto, aber ich habe versucht entspannt an den Start zu gehen. Ich wollte einen guten Start, weil man sonst in der Elite schnell abgehängt ist. Das ist mir gelungen. Es war mir schon wichtig einen großen Vorsprung zu haben, falls etwas passiert“, kommentierte die 22-Jährige ihre eindrucksvolle Solo-Vorstellung.
Gunn-Rita Dahle-Flesjaa machte sich in der zweiten Runde alleine auf die Verfolgung, sofern man das noch als solche bezeichnen kann, war aber für die folgende fünfköpfige Gruppe aber immer noch in Schlagdistanz. Die Rekord-Weltcupsiegerin fuhr jedoch ein konstantes Tempo und geriet nicht mehr in Gefahr den zweiten Platz zu verlieren. „Pauline fliegt zur Zeit, es ist beeindruckend und es freut mich für sie, weil ich das Gefühl kenn. Ich bin gut in Form, aber nicht super. Ich hatte diese Woche eine Erkältung, aber wenn du in guter Form bist und kein Fieber hast, dann steckst du das weg. Auf jeden Fall bin ich sehr, sehr zufrieden mit meinem Frühjahr. Ich bin die einzige Fahrerin, die immer in den Top drei war“, erklärte Dahle-Flesjaa.
Richtig packend war es im Kampf um Rang drei. Fünf Fahrerinnen attackierten sich gegenseitig immer wieder und ständig wechselten die Positionen. In der letzten Runde ging Jolanda Neff an Adelheid Morath vorbei und vor der Deutschen in die technische Passage Teufels-Corner. Morath rutschte dort das Vorderrad weg, so dass sie sich überschlug. „Ich war kurz benommen und musste dann schnell mein Rad weg nehmen, weil die anderen kamen“, erzählt Morath von der Situation, die sie einen Platz auf dem Podium kostete. Tanja Zakelj und Catharine Pendrel gingen an Morath vorbei, ehe sich die wieder aufs Bike schwingen konnte, während Neff ihren Vorsprung nutzte um souverän Dritte zu werden.
„Ich habe gedacht, vielleicht kann ich noch an Gunn-Rita heran fahren und habe deshalb angegriffen. Mit Pauline kann ich im Moment nicht mithalten, aber ich hatte ein deutlich besseres Gefühl als letzte Woche. Ich konnte sicher durchfahren“, erklärte Neff nach dem Rennen.
Ergebnis Männer
1. Julien Absalon (BMC Racing Team) 1:29:24
2. Nino Schurter (Scott-Odlo) +1:19
3. Stephane Tempier (BH-Suntour-KMC) +1:24
4. Fabien Giger (Ginat Pro XC Team) +1:40
5. Moritz Milatz (BMC Racing Team) +2:02
Ergebnis Frauen
1. Pauline ferrand Prevot (Liv Pro XC Team) 1:30:59
2. Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan Merida) +2:59
3. Jolanda Neff (Liv Pro XC Team) +3:19
4. Tanja Zakelj (Unior Tools Team) +3:39
5. Cathrine Pendrel (Lunar Pro Team) +3:53