Radsport: Die fünfte Etappe der 66. Int. Österreich Rundfahrt von Matrei in Osttirol nach St. Johann/Alpendorf über 146,4 Kilometer hatte es in sich: Der 20-jährige Niederösterreicher Gregor Mühlberger krönte sich zum Glocknerkönig, der neuseeländische Trek-Profi Jesse Sergent holte sich den Etappensieg und Österreichs bester im Gesamtklassement Patrick Konrad wurde Etappendritter und verbesserte sich damit auf den vierten Gesamtplatz! In Gelb bleibt weiterhin Pete Kennaugh.
Gleich nach dem Start in Matrei in Osttirol formierte sich eine elfköpfige Spitzengruppe. Mit dabei waren auch die beiden Österreichern Gregor Mühlberger vom Team Tirol und Andreas Hofer (Vorarlberg). Bis Heiligenblut schmolz die Spitze, die mit einem Vorsprung von über fünf Minuten in die Großglockner Hochalpenstraße fuhr, auf acht Fahrer.
Dann begann der 18,3 Kilometer lange Anstieg zum Hochtor mit einer durchschnittlichen Steigung von 7,64 Prozent. Der französische Cofidis-Profi Yohan Bagot und der Neuseeländer Jesse Sergent (Trek Factory Racing) setzten sich aus der Spitzengruppe ab, dahinter nahmen U23-Staatsmeister Mühlberger und Giro-Etappensieger Pavel Brutt die Verfolgung auf. Brutt fiel zurück und der stark fahrende Niederösterreicher Mühlberger schaffte den Anschluss an das Spitzenduo. Zu Dritt sprinteten sie bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneefall um den Titel des Glocknerkönigs, der mit einer von der Grohag gesponserten Prämie in Höhe von 2.504 Euro dotiert ist. Die größten Kraftreserven am Hochtor bei der Wiesbauer-Bergwertung der höchsten Kategorie hatte schließlich der erst 20-jährige Gregor Mühlberger, der sich zum ersten heimischen Glocknerkönig seit Gerrit Glomser 2008 kürte! Ein weiterer großer Erfolg des großen Talentes und U23-Staats- und Zeitfahrmeister Mühlberger, der heuer bereits die Karpaten-Rundfahrt für U23-Fahrer gewann. Übrigens, die Auffahrt von Heiligenblut wurde heute zum 30. Mal gefahren, jetzt ebenso oft wie von der Salzburger Seite Ferleiten.
Bei der Abfahrt vom Glockner schrumpfte der Vorsprung der drei Spitzenfahrer auf das dezimierte Hauptfeld mit allen Favoriten auf drei Minuten. Eine waghalsige Kamikaze-Abfahrt legte der Däne Sebastian Lander (BMC) hin, der sich in der ersten Ausreissergruppe befand. Er holte die drei Führenden nicht nur ein, sondern konnte bei der Abfahrt einen Vorsprung herausfahren. Es entwickelte sich im Salzachtal Richtung St. Johann/Alpendorf ein spannendes Verfolgungsrennen. Der 23-jährige Lander, der gestern in Matrei Achter und 2012 dänischer Straßenmeister wurde, konnte von den drei Verfolgern um Mühlberger wieder gestellt werden. Nach der Lotterien-Sprintwertung gesellte sich mit Nicki Sörensen von Tinkoff-Saxo ein weiterer Däne zur Spitze, die damit auf fünf Fahrern anwuchs.
Der Neuseeländer Sergent setzte schließlich alles auf eine Karte und attackierte bei der 20-Kilometer-Marke. Da sich seine vier Verfolger nicht einig waren, fuhr er rasch einen Vorsprung einer knappen Minute heraus. Der Zimmerkollege von Riccardo Zoidl feierte in St. Johann/Alpendorf seinen ersten Profisieg und jubelte im Ziel: „Unglaublich, das waren die schwersten 20 Kilometer in meiner Karriere. Ein toller Sieg für mein Team und mich!“ Der Franzose Yohan Bagot rettete sich als Etappenzweiter noch ins Ziel, die übrigen Ausreisser wurden auf den letzten Kilometern vom minimierten Hauptfeld geschluckt. Den Sprint der ersten großen Gruppe gewann der Niederösterreicher Patrick Konrad (Gourmetfein Wels) mit einem Rückstand von 57 Sekunden. Riccardo Zoidl wurde als zweitbester Österreicher Neunter.
Der Brite Pete Kennaugh behauptete als Etappensiebenter seine Gesamtführung vor Damiano Caruso (Cannondale, plus 29 Sek.) und Javier Moreno (Movistar/plus 40 Sek.). Durch seine starke Leistung schob sich Patrick Konrad auf den vierten Platz (plus 1:06 Min.), der Schweizer Oliver Zaugg folgt an der fünften Stelle (plus 1:07 Sek.). „Das war eine super schwere Etappe heute. Nach dem Glockner hatte ich zum Glück noch drei Fahrer meines Teams dabei. Eine tolle Leistung bot heute Christian Knees, unglaublich wie er gefahren ist“, sagte Kennaugh im Ziel. Patrick Konrad strahlte über seinen dritten Etappenplatz und Rang vier in der Gesamtwertung: „Das war richtig schwer heute und vor allem am Glockner wegen des Wetters ein kompletter Blindflug. Jetzt heißt es morgen noch einmal alles auf eine Karte setzen und keine Zeit verlieren. Auf das Zeitfahren schaue ich erst nach dem morgigen Tag.“ Und der frisch gebackene Glocknerkönig Gregor Mühlberger konnte es kaum fassen: „Ich wollte nach den verpatzten letzten Tagen heute unbedingt in eine Fluchtgruppe und das ist geglückt. Das Tempo zu Beginn war enorm hoch. Mein großes Ziel war der Glocknerkönig und das habe ich 100 Meter vor der Bergwertung dann auch realisiert, dass ich es schaffe. Für mich ist das ein absolut fantastischer Erfolg. In der Schlussphase des Rennens hatte ich dann keine Kraft mehr.“