Bikeparks gelten für viele als der Olymp des Mountainbike-Sports. Nirgendwo wird einem so viel abverlangt, nirgendwo hat man derartig viel Spaß. Doch ist dem denn wirklich so? Und lohnt auch für Anfänger ein Trip zum nächstgelegenen Park? Velomotion Volontär Leo ist MTB- und Bikeparkneuling – wir haben ihn bei seinem ersten Parkbesuch begleitet.
Bike und Ausrüstung
Es ist ein schöner Spätsommertag als Leo und ich zur Mittagszeit auf dem Parkplatz am Geißkopf ankommen. Mit steigender Vorfreude werden die Bikes vom Dachträger befreit und die Ausrüstung noch einmal überprüft. Leo wird seine ersten Gehversuche im Park auf einem Focus Sam 3.0 (Bei uns im Test) machen. Viele Anfänger stehen bereits bei der Wahl des richtigen Rads vor einem großen Fragezeichen. Welches Bike ist das richtige? Kann ich auch mit meinem Tourenhardtail in den Park? Die Online Foren sind voller solcher Fragen. Ein generelle Aussage ist schwierig, da auch individuell nach Park und Strecke verschieden. Trotzdem gilt: Gerade für Anfänger dürfte die Wahl eines Fullys mit 160mm Federweg oder mehr wohl die richtige sein. Viele Strecken lassen sich sicherlich auch mit weniger Federweg meistern, aber dafür ist ungleich mehr Fahrtechnik erforderlich. Sollte zuhause in der Garage nicht das richtige Bike stehen, kann in jedem Park ein passendes Bike geliehen werden.
Ähnlich wie bei der Auswahl des Fahrrads verhält es sich bei der restlichen Ausrüstung. Schuhe, Protektoren, Helm, Brille. Bei einigen Parks gibt es strikte Vorgaben, wie es um die Schutzausrüstung der Fahrer bestellt sein soll, anderswo bleibt es den Bikern selbst überlassen. Generell gilt: Es entscheidet das subjektive Sicherheitsgefühl. Lieber etwas zu viel als zu wenig. Ob Fullface Helm oder Halbschale hängt auch stark von den zu befahrenden Strecken ab. Leo entscheidet sich für den IXS Trail RS Enduro Helm (Im Test bei Velomotion) und eine Protektorenjacke von Sixsixone. Ebenso wie bei den Bikes kann auch die passende Schutzausrüstung in jedem Park ausgeliehen werden. Oftmals gibt es ein Rundum-Paket aus Bike und Schutzausrüstung zum reduzierten Preis.
Das erste Mal
Ausrüstung gecheckt, Bike fahrbereit – auf geht’s zum Lift. Schnell noch eine Liftkarte gekauft und schon sind wir auf dem Weg nach oben. Die Fahrtzeit im Lift ist unterschiedlich, am Geißkopf sitzt man lange 12 Minuten, die man aber wahlweise zur Erholung oder zur Einstimmung nutzen kann. Oben angekommen, sollte man sich erst einmal einen Überblick über die verfügbaren Strecken verschaffen. Meist gibt es eine Karte, auf der die unterschiedlichen Lines und deren Schwierigkeitsgrade eingetragen sind. Nach ein paar Trockenübungen direkt am Lift geht es auch schon los. Sattel nach unten und ab auf den Trail. Wir entscheiden uns für den beliebten Flow Country Trail. Diese Strecke ist gerade für Anfänger wie gemacht. Meist ebener Untergrund, nie wirklich steil, nie wirklich eng. In den meisten Parks findet man inzwischen solche sogenannten Flowtrails. Wenn ihr zum ersten Mal eine Strecke fahrt, nehmt euch Zeit, fahrt nicht Vollgas, lernt zuerst die Strecke etwas kennen und bekommt eventuell erst einmal ein Gefühl für das Bike. Leo schlägt sich jedenfalls beachtlich.
Mit der Sicherheit kommt der Spaß
Viele Neulinge haben anfangs mit Nervosität und Unsicherheit zu kämpfen. Die Folge ist, dass sie auf dem Rad verkrampfen. Nicht von ungefähr beklagt Leo nach der ersten Ausfahrt insbesondere Schmerzen in den Fingern – Hände und Füße verkrampft man natürlich zuerst. Deshalb gilt: Entscheidend ist, Sicherheit zu gewinnen. Lernt die Strecke und das Rad kennen und fahrt euer eigenes Tempo. Lasst euch hierbei auch nicht von eventuell schnelleren Fahrern hinter euch irritieren. Sollte sich die Möglichkeit bieten, Platz zu machen, fahrt kurz an den Rand. Ansonsten fahrt einfach eure eigene Geschwindigkeit. Die Parkbesucher sind hier wirklich verständnisvoll, schließlich hat jeder einmal angefangen. Mit jeder Fahrt lernt man die Strecke besser kennen und beginnt auch, sich etwas mehr zuzutrauen. Wie beim Tempo ist auch hier wichtig: Lasst euch nicht von anderen beeinflussen, sondern fahrt so, wie ihr euch wohlfühlt. Leo versucht sich nach der zweiten oder dritten Fahrt jedenfalls bereits zaghaft am einen oder anderen Sprung – „Mittlerweile macht es richtig Spaß“ meint er. Na also.
Experiment geglückt
Am Ende des Tages sind wir beide glücklich und erschöpft. Auch hier sollte man seine Grenzen kennen. Mit zunehmender Erschöpfung lässt auch die im Park zwingend nötige Konzentration nach. Gönnt euch also ab und an eine Pause und wenn ihr einfach platt seid, macht Feierabend. Leo zeigte sich von seinem ersten Parkbesuch jedenfalls begeistert – sein Fazit: „Das Beste was man mit einem Mountainbike machen kann.“ Das lassen wir dann einfach mal so stehen.