Radsport: „Unser Ziel bei der Streckenplanung für 2015 war es mit den Traditionen zu brechen. Zeitfahren, Hochgebirge, Flachetappen … alles gibt es weiterhin bei der Tour, aber nicht mehr in den gewohnten Proportionen.“ Mit diesen Worten überraschten die Tour-Organisatoren nicht nur die 4.000 anwesenden Gäste bei der Streckenpräsentation im Palais des Congrès sondern die gesamte Radsportwelt. „Weg von allen Regeln und Dogmen,“ forderte Tour-Direktor Christian Prudhomme bei seiner heutigen Ansprache.
Und ja, die Strecke, die sich heute hinter dem Vorhang verbarg hat es in sich. Nur 14 km Einzelzeitfahren – und das gleich am ersten Tag – so wenig wie seit 1947 nicht mehr. Einzig ein Mannschaftszeitfahren über 28 km folgt auf der neunten Etappe … ziemlich spät für ein Mannschaftszeitfahren, da bis dahin sicher nicht mehr alle Teams vollzählig sind.
Überhaupt rechnet Prudhomme mit allem anderen als einer gemütlichen ersten Rennwoche; niemand solle sich vom flachen Profil täuschen lassen. „Mit Etappenzielen an der Mauer von Huy, den Pavés von Paris-Roubaix, der Mûr de Bretagne und einem sehr untypischen Team-Zeitfahren in Plumelec werden wir zahlreiche Überraschungen erleben.“
Grün rückt für Kittel in greifbare Nähe
Eine drastische Änderung der Punkteverteilung soll die Etappensieger beim Kampf um das Grüne Trikot künftig besser und gerechter repräsentieren. So erhält der Sieger auf einer der neun Flachetappen künftig 50 Punkte, der Zweitplatzierte nur noch 30 und die weiteren 13 platzierten Fahrer 20, 18, 16, 14, 12, 10, 8, 7, 6, 5, 4, 3 und 2 Punkte. Auf den restlichen Etappen sieht die Punkteverteilung folgendermaßen aus: 45, 35, 30, 26, 22, 20, 18, 16, 14, 12, 10, 8, 6, 4, 2
Eine Neuerung, die besonders Marcel Kittel die Vorfreude auf die Tour 2015 verschönern dürfte. Erhöht dies seine Chancen im Kampf um Grün doch dramatisch. Mit dem Zeitfahren auf der ersten Etappe wird Gelb keine Option für Ihn sein – dafür diesmal aber Grün.
Gelb nur für Bergspezialisten
Die fünf Bergankünfte 2015 sind eine Reminiszenz an das Jahr 1975. Vor eben 40 Jahren wurde das erste Gepunktete Trikot an den besten Bergfahrer vergeben. Den krönenden Abschluss einer spektakulären Reihe von Bergetappen durch die Pyrenäen und die Alpen bildet nur 24 Stunden vor Ende der Tour die Ankunft in Alpe d’Huez.
Pra-Loup, Etappenziel der 17. Etappe läutete, ebenfalls vor genau 40 Jahren, das Ende der Ära Eddy Merckx ein. Sieger wurde in jenem Jahr Bernard Thévenet, der zugleich der erste Tour-Sieger war, der in Paris auf den Champs-Élysées gekrönt wurde – auf den Sieger 2015 wartet also ein ganz besonderes Jubiläumsstrauß in Paris.