Die Ankunft am Frankfurter Flughafen ist begleitet von gemischten Gefühlen: Freude und Wehmut. Am liebsten würde ich bei diesem Wetter gleich wieder in den nächsten Flieger steigen und nach Mallorca fliegen, dort wieder ins Training einsteigen und einfach über das enttäuschende Rennen in Australien hinweg trainieren. Nur leider gibt es Ende Dezember, Anfang Januar keine Rennen, die Saison ist vorbei. Und außerdem war da was! Seit Wochen freue ich mich schon auf die Zeit nach dem Ironman Australien: Lebkuchen, Stollen, Weihnachtsplätzchen, Gänsebraten, Kerzenschein, Lichterketten. Da werde ich direkt wieder zum Kind. Zwar haben wir erst Mitte Dezember, da aber da schon feststeht, dass wir Weihnachten auf Mallorca verbringen werden, ziehen wir Weihnachten einfach vor und verbringen jetzt schon ein paar weihnachtliche Tage im Kreise unserer Familie.
Bereits auf dem Weg von Frankfurt nach Jena gibt es die ersten Lebkuchen im Auto. Das weckt die Lebensgeister und ich überrede Jo einen kurzen Abstecher nach Eisenach zu machen und schnell mal hoch auf die Wartburg zu rennen. Hier muss ich als Thüringerin schweren Herzens gestehen, dass dies mein erster Besuch auf dieser wundervollen Burg ist. Nieselregen und zugiger Wind trägt uns Jahrhunderte zurück zu den Minnesängern, Luther und Wagners Tannhäuser. Ein ganz schöner Temperatur- und Kulturschock im Vergleich zu Australien!
Daheim in Jena wartet Mama schon mit einem Gänsebraten auf uns. Was für eine Freude: die ganze Familie ist da, alles weihnachtlich geschmückt und das Essen einfach nur ein Gaumenschmaus. Und ich kann meine Eltern und meinen Neffen Pauli dazu überreden, dass wir das Wochenende in Karlsbad verbringen. Am Freitag fünf Minuten vor zwölf schaffen wir es noch auf das Meldeamt und lassen dem achtjährigen Pauli einen Reisepass ausstellen – zum Glück gibt es bei Kindern keine Wartezeit. Um so größer die Enttäuschung, als wir nicht kontrolliert werden. Aber spätestens wenn er mich im April auf Mallorca besuchen kommt, wird er ihn vorzeigen dürfen – Glück gehabt!
Karlsbad – die Stadt erscheint einem wie aus einer anderen Welt. Sie sieht aus wie eine Märchenstadt. Die Spaziergänge durch die Straßen der Stadt, das Trinken aus den heißen Quellen und die Einkehr zum Essen lassen einen das Leben genießen. Das Highlight ist natürlich die Zahnradbahn „Diana“, die zum Aussichtsturm „Diana“ führt. Dies sollen meine Eltern und Pauli aber nicht wissen. Bei leichtem Regen und frostigen Temperaturen jage ich sie den Berg hoch – oben sind alle fertig mit der Welt, schimpfen auf meine dummen Einfälle und wollen keinen Meter mehr zu Fuß gehen. Was für eine Erlösung ist da diese Zahnradbahn – 10min später sind alle selig und irgendwie stolz, dass sie den Gipfel zu Fuß erklommen haben.
Nach diesem wunderschönen Wochenende, an dem ich den mitteleuropäischen Winter genossen habe, geht es dann doch endlich wieder zurück nach Mallorca. Ich kann gar nicht sagen wie glücklich ich bin, wieder hier sein zu dürfen! Wie groß ist die Überraschung als ich den Präsidenten vom Triathlon Club Portocolom treffe und er mir voller Stolz ihr Weihnachtsvideo zeigt: „Yo quiero irme a Malaysia…a correr y a pedalera, también a nadar, también a nadar y ver a Diana Riesler que el Ironman gana…“ Mir fehlen die Worte – was für eine Ehre! Dabei kennen wir uns doch gerade einmal ein Jahr. Das ist das größte Weihnachtsgeschenk für mich.
Da ich Weihnachten ja bereits mit meiner Familie „feiern“ durfte, heißt es über die Feiertage schwimmen, Rad fahren und laufen. Die Farben auf der Insel sind zur Zeit atemberaubend. Morgens ist es noch etwas feucht, aber mittags sind 17 Grad Celsius und es ist einfach nur ein Vergnügen, hier sein zu dürfen.
Die aufregendste Nacht des Jahres: Silvester. Was macht ein Profisportler da? Frühs um acht Uhr 4km schwimmen, im Café ein Pan Mallorquin mit Café con leche verspeisen, um elf wieder für 4km ins kalte Nass hüpfen, noch ein paar Einkäufe erledigen, 15 Kilometer über die Hügel rund um Felanitx rennen, dabei den Sonnenuntergang genießen, lecker zu Abendessen und irgendwie fallen mir dann um zehn die Augen zu. Wieder einmal habe ich die Nacht der Nächte verschlafen – und bin kein bisschen traurig darüber. Für mich ist es das Schönste am ersten Tag des Jahres aufzustehen und mich auf den Drahtesel zu setzen, vereinzelt blinzeln ein paar Leute aus ihren Häusern, aber man hat die Straßen für sich allein und kann in vollen Zügen die Natur und eine einmalige Ruhe genießen.
Eine große Veränderung gibt es: Nach vier Jahren im teamTBB wird 2015 das erste Jahr sein, indem ich nicht mit dem bekannten TBB-Logo am Start stehen werde. Das erfolgreichste Triathlonteam der Welt stellt seinen Betrieb ein. Vielen Dank an Alex Bok, Brett Sutton und Jo Spindler, dass sie mich damals ins Team genommen haben und mir, einem damals vollkommen unbekanntem Athleten, die Chance gegeben haben, Triathlonprofi zu werden. Dass es die richtige Entscheidung war, habe ich dieses Jahr mit meinem ersten Ironman-Sieg gezeigt. 😉
Allen Lesern dieses Blogs wünsche ich alles Gute im Neuen Jahr! Nun könnte ich 100 Dinge anführen, die euch das Jahr 2015 bringen soll. Doch ihr kennt eure Wünsche am besten. Und ich wünsche euch einfach, dass sie alle in Erfüllung gehen!