Markt: Am heutigen Abend präsentierte Apple in San Francisco die mit großer Spannung erwartete Apple Watch. Nachdem bereits im Vorfeld einige Infos zur neuen Smartwatch durchgesickert sind, herrscht nun mehr Klarheit. Klar ist jedenfalls, dass die Apple Watch für Sportler wohl nur bedingt interessant werden wird.
Bisher waren Smartwatches lediglich eine Randerscheinung, ein Gadget für die Technikfreaks, die Nerds. Mit der Apple Watch wird dieses Gadget aber nun endgültig im Mainstream ankommen. Ohnehin verwunderlich, dass Smartwatches bisher trotz all dem Hype um Fitnessarmbänder ein derartiges Außenseiterdasein fristen, schließlich bietet das Konzept beinahe unbegrenzte Möglichkeiten, gerade im Bereich des Sports und der Fitness. Doch kommen wir nun konkret zur neuen Apple-Uhr.
Diese bietet natürlich die üblichen Funktionen einer Smartwatch. Sie steht ununterbrochen in Kontakt mit dem iPhone in der Tasche oder im Rucksack. Die Watch fungiert hier in gewisser Weise als verlängerter Arm des Smartphones: Sie stellt Informationen auf ihrem Display dar oder lässt auch Eingaben zu. Anrufe lassen sich annehmen oder abweisen, kurze Nachrichten senden, SMS werden angezeigt und vieles mehr. Doch wir möchten uns hier natürlich primär auf die Funktionen konzentrieren, die die Apple Watch uns Sportlern bietet.
Während der Präsentation wurde deutlich, dass Sportler und Fitnessbegeisterte auch für Apple eine wichtige Zielgruppe sind. Wieso sonst sollte das Amerikanische Topmodell Christy Turlington Burns damit werben, wie sie mit der Watch für einen Charity-Marathon trainiert hat? Hier kommt natürlich auch Apples neuer Fitness-App große Bedeutung zu. Das ist ohnehin ein entscheidender Punkt: Wie jedes Smartphone wird auch die Apple Watch darauf angewiesen sein, dass die technischen Möglichkeiten von entsprechenden Apps auch entsprechend genutzt werden – doch war darauf bei Apple in der Vergangenheit immer Verlass.
Doch nun noch einmal zurück zur Fitness App: Diese bietet im Wesentlichen die Funktionen, die man auch von Fitnessarmbändern kennt. Sie zählt Schritte, überwacht die Aktivität des Trägers und erinnert dann beispielsweise daran, dass man sich wieder bewegen sollte und dergleichen mehr. So weit, so unspektakulär. Natürlich überwacht die Watch auch den Puls des Trägers – doch hier wird es interessant: Die Smartwatch nutzt hierfür einen speziellen Sensor auf ihrer Rückseite, der mit Hilfe von Fotodioden und Infrarotlicht ähnlich genaue Werte wie ein Brustgurt liefern soll. Ob dies auch wirklich so gut funktioniert, wird die Praxis zeigen müssen – doch wäre dies eine kleine Revolution im Fitnessbereich.
Natürlich lassen sich auch die „normalen“ Funktionen der Uhr gewinnbringend auf dem Rad nutzen: Mit der Kartendarstellung und dem integrierten GPS lässt sich beispielsweise um einiges besser navigieren, da ein Blick aufs Handgelenk genügt und das Handy nicht mehr herausgekramt werden muss. Eine Lenkerhalterung für’s Smartphone ist aber nach wie vor die wohl eleganteste Lösung. Auch dass auf Grundfunktionen des Smartphones mit einem kurzen Druck auf’s Handgelenk zugegriffen werden kann, mag auf dem Rad praktisch sein, ist jedoch wohl für die wenigsten ein echter Kaufgrund, zumal auch einige Punkte gegen den Einsatz der Apple Watch im Sport- und Fitnessbereich sprechen.
Bei den Nachteilen wäre wohl zuallererst auf die Tatsache verwiesen, dass die Watch lediglich spritzwassergeschützt sein wird. Diese Info sickerte bereits vor einiger Zeit an die Öffentlichkeit und da bei der heutigen Präsentation nichts gegenteiliges behauptet wurde, ist wohl davon auszugehen, dass die Apple Watch in der Tat nicht wasserdicht sein wird. Für viele dürfte das schon ein K.O. Kriterium sein. Ob die Uhr ein Training in der Sommerhitze und ein Bad im Schweiß übersteht? Bei plötzlichen Regenschauern anhalten und abnehmen? Für Triathleten dürfte die Angelegenheit an dieser Stelle ohnehin erledigt sein. Immerhin: In der Sportvariante kommt die Uhr mit einem gehärteten Glas, das selbst rauem Umgang anstandslos widerstehen soll.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die sehr kurze Akkulaufzeit. Ca. 18 Stunden soll die Uhr wohl durchhalten, bevor sie wieder an die Steckdose muss. Das entspricht nicht einmal der durchschnittlichen Laufzeit eines modernen Smartphones und sicherlich ärgerlich, wenn auch kein so gravierender Nachteil wie der fehlende Wasserschutz.
Abschließend kommen wir noch zu einem Kritikpunkt, der inzwischen bei Apple wohl fest zum Portfolio gehört: Der Preis. Die günstigste Variante der Uhr, die Apple Watch Sport mit einer Displaygröße von 38mm wird für 400€ in die Läden kommen. Hier besteht die Uhr selbst aus einer Aluminiumlegierung, kommt mit einem gehärteten Glas und einem Armband aus Gummi. Neben dieser Variante wird es auch eine größere Version mit 42mm Display geben und außer der Sport Version wird es noch die normale Watch aus Edelstahl und die Edition aus Gold geben. Ebenso werden zahlreiche Armbänder aus unterschiedlichsten Materialien und Preisklassen angeboten. So steigt der Preis sukzessive bis auf – festhalten – 11.000€ für die Apple Watch Edition aus 18 Karat Gold mit edlem Lederarmband.
Was bleibt also am Ende? Im Moment gibt es wenig Gründe, die für eine Anschaffung der Apple Watch als Sport- oder Fitnessgadget sprechen. Noch bietet sie wenig Mehrwert gegenüber guten Fitnessarmbändern – das mag sich im Laufe der Zeit mit neuen Apps vielleicht ändern. Wir werden es abwarten müssen. Verkaufsstart in Deutschland wird der 24. April sein.