„Radfahren kommt von Radfahren“ …dieser locker scherzhafte Spruch unseres Trainers Enrico Poitschke verfolgt uns – das Merkur Cycling Team – nun schon einige Jahre und meint im Wesentlichen nichts anderes, als dass man Radfahren eben am besten durch Radfahren trainiert. Vor allem vor einer fordernden GCC (German Cycling Cup) Saison, sind lange Grundlageneinheiten auf dem Rad unabdinglich um in den Rennen erfolgreich bestehen zu können. Und wo könnte man dem besser nachkommen als auf der Sonneninsel Mallorca, wo auch wir uns Anfang März wie gewohnt im Marina Luz für zehn Tage einquartiert hatten. Für einige von uns ist es schon der sechste Aufenthalt hier in der Bucht von Can Pastilla und entsprechend herzlich der Empfang im Hotel. Wir fühlen uns hier richtig wohl, was – wie ich finde – eine wichtige Komponente für ein erfolgreiches Trainingslager darstellt.
Erst einmal eingecheckt, kann ich es gar nicht erwarten aufs Rad zu kommen um bei milden 18°C und Sonnenschein die erste lockere Runde auf der Insel zu drehen – und den anderen geht’s da genauso. Trotz aller Professionalität ist es immer noch etwas besonders, die neuen Fujis zum ersten Mal in der Saison unter der Sonne Mallorcas über die Promenade zu steuern.
Da wir aus unterschiedlichen Ecken Deutschlands anreisen, variieren die Ankunftszeiten, so dass wir am ersten Tag erstmal in kleineren Gruppen unter „Eigenregie“ losziehen. Da lässt sich auch schon mal eine kleine Kaffeepause in Lluc Major einbauen, bis wir uns dann spätestens beim Abendessen alle zusammenfinden an der großen Tafel im Speiseraum mit den Schildern „Reserviert – Reserved – Merkur Cycling Team“.
Die Wiedersehensfreude ist groß und es gibt viel zu erzählen in der mittlerweile eng zusammengewachsenen Mannschaft – schließlich haben wir uns fast zwei Monate nicht gesehn. So geht der erste gemeinsame Tag mit einem ausgedehnten Abendessen, vielen witzigen Geschichten aus der Wintertrainingsphase, dem 2/3/4maligen Besuch des Nachspeisenbuffets und der Vorfreude auf die kommenden Tage zu Ende.
Ab Tag 2 beginnt nun der Ernst des Vorhabens „Trainingslager 2015“ und Ronny aus dem ROTHAÍ-Team übernimmt die Leitung. Die folgenden neun Tage sollten sehr strukturiert ablaufen: 7:50 Uhr Treffen in der Lobby zum Frühsport, anschließend gemeinsames Frühstück und um 10 Uhr ist Abfahrt zu den Trainingsrunden. Was auf den ersten Blick ein wenig steif klingen mag, entspannt letztlich das tägliche Miteinander der 11 Mann starken Gruppe. Die Abläufe spielen sich so schneller ein und ein lästiges Warten darauf -dass auch der Letzte seine Sachen beisammen hat- wird seltener. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Die Trainingsumfänge – sprich Länge der Einheit und das zugehörige Programm (Intensitäten, Antritte, Kreisel) – wurden schon im Vorfeld durch Enrico Poitschke festgelegt und in den individuellen Plänen auf die gemeinsame Woche abgestimmt. Ronny übernimmt die tägliche Streckenplanung, koordiniert die Abläufe während der Ausfahrten und sorgt auch für das Weglassen der Kaffeepausen, die wir ab und an mal gerne eingelegt hätten ;-).
Schließlich aber trainieren wir für die Rennen des GCC mit bis zu 5 h Renndauer, und da stehen auch keine Kaffee-Stopps auf dem Plan. Die Einkehr nach den Einheiten in einem Café an der Promenade bei „Café con leche“ und einem Stück Kuchen ist und bleibt dagegen fester Bestandteil unseres Programms und versüßt uns oft den „Feierabend“.
So stand der erste Dreierblock ganz im Zeichen von langen, ruhigen Grundlageneinheiten um den Körper wieder an die Haltung, den Bewegungsablauf auf dem Rad zu gewöhnen und das Sitzfleisch zu trainieren. Denn die Wintermonate waren oft durch Krafttraining und Ersatzsportarten wie z.B. Laufen oder Ski-Langlauf geprägt. So wird es gerade die ersten Tage ab Stunde drei im Sattel noch gerne mal etwas unruhiger im „Peloton“ und die Wechsel in den Wiegetritt nehmen merklich zu. Für Ablenkung sorgt glücklicherweise immer wieder die tolle Frühlingslandschaft auf der Insel entlang der, von Ronny mit Bedacht gewählten, Trainingsrunden.
Den Wendepunkt des Trainingslagers bildete dieses Jahr das Fotoshooting, zu dem uns unsere eigens angereiste Anne (ebenfalls aus dem ROTHAÍ-Team und für die gesamte Organisation unseres Teams zuständig) in die Berge nördlich von Palma bestellte. Die traumhaft schöne Location rund um ein kleines Schosshotel (Castell Son Claret, Es Capdellá) und der strahlend blaue Himmel boten eine perfekte Kulisse für tolle Teamfotos, von denen wir im Laufe der Saison sicher einige zu sehen bekommen werden…bleibt gespannt! Für uns wars ein relativ relaxter Tag mit viel Sonne, Spaß und und ein paar witzigen „Einlagen“ unseres Fotografen.
Annes Besuch brachte uns außerdem noch MULTIPOWER-Nachschub, den wir für den anstehenden zweiten Teil des Trainingscamps noch gut gebrauchen konnten, denn es versprach, bergig und damit anstrengend zu werden. Doch erstmal Ruhetag und Kräftetanken, was jeder individuell mit am-Pool-liegen, Sauna oder einem kleinen Ausflug nach Palma bewerkstelligen konnte…..einfach mal die Füße baumeln lassen.
Donnerstag, Tag 7: es geht in die Berge. Gestärkt mit einem Frühstück unter freiem Himmel auf der Hotel-Terrasse (man bedenke: es ist März) führt uns die heutige Route direkt in Richtung Col de Soller, hinab in den gleichnamigen Ort und direkt wieder hoch zum Puig Major, der uns mit seinen 15 km Länge einiges abforderte. Beeindruckt hat mich hier vor allem Mani. Seit seiner schweren Sturzverletzung im letzten Jahr saß er zum ersten Mal wieder im Sattel und kämpfte sich mit uns wie eh und je die Anstiege hinauf, als wäre nix gewesen. Scherzhaft kam da schon mal der Spruch: „Wozu trainieren wir eigentlich den ganzen Winter über, wenn’s der Mani auch ohne kann!“.
Am Folgetag bescherte uns Ronny weitere drei Parade-Anstiege, hoch nach Valdemossa, Col de Soller und Orient, so dass wir nach den abschließenden 70 km flach alle froh waren, endlich wieder am Hotel angekommen zu sein….puhhh, was für ein Tag!
Wir belohnten uns am Abend mit einem kurzen Besuch in einer einschlägigen Ballermann Kneipe, die im Namen einen König trägt ;-). Angesichts des Tagesprogramms verwunderte es nicht, dass dieser Besuch recht knapp ausfiel….um 11 waren alle wieder in den Kojen.
Das Trainingslager neigt sich dem Ende und auch das Wetter lässt langsam etwas nach. Wolken und leichte Schauer ziehen über die Insel, was uns einen zweiten, chilligen Ruhetag mit Sauna und Biathlon Weltcup beschert. Eigentlich kommt uns das gerade recht, denn für den letzten Tag hatte uns Ronny nochmal mit der Aussicht auf ein kleines Randa-Bergrennen heiß gemacht und mit den schweren Einheiten aus den Vortagen in den Beinen, wäre das ohne Pause sicher kein Spaß gewesen.
Wir beschließen also unser gemeinsames Trainingslager gesund und ohne Defekte mit einer schönen Randa-Runde (Ergebnisse bleiben natürlich geheim) und laufen bei super Sonnenschein final auf der Promenade in Arenal ein.
Mein Fazit: Es war eine sehr erfolgreiche Trainingswoche, eine super Zeit mit den Jungs und eine perfekte Vorbereitung auf den German Cycling Cup 2015. GCC, wir kommen!
In diesem Sinne.
Viele Grüsse und bis bald,
Euer Christian.