Test: Klassischer Look und moderne Technik ergeben ein bildschönes Tourenrennrad, das sich sportlich bewegen ließe, aber auch als alltagstauglich durchgehen kann, das Cannondale Synapse SRAM Rival Disc. Velomotion testet das Rennrad, das als Allrounder jeden glücklich machen will.
Fakten-Check
[tab:Übersicht]
Gewicht: 9,6kg (Größe 58cm)
Rahmenmaterial: Aluminium
Bremssystem: Scheibe
[tab:Geometrie]
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Größe,48,51,54,56,58,61
Oberrohr Waagrecht,508mm,524mm,542mm,561mm,581mm,601mm
Sitzrohrlänge,430mm,460mm,490mm,520mm,545mm,575mm
Sitzwinkel effektiv,74.6,74.3,73.9,73.5,73,72.5
Lenkwinkel,70.8,71.3,72,72.5,73,73
Steuerrohrlänge,127mm,146mm,166mm,186mm,208mm,230mm
Kettenstrebenlänge,410mm,410mm,410mm,410mm,410mm,410mm
Radstand,977mm,987mm,996mm,1005mm,1015mm,1030mm
Stack,537mm,557mm,576mm,597mm,618mm,639mm
Reach,360mm,368mm,376mm,384mm,392mm,400mm
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[tab:Ausstattung]
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Bauteil, Modell
Gabel, Synapse Save Disc (Carbonflanken)
Naben,Formula CX20 / CX22
Felgen, Maddux RD2.0 Disc 28-loch
Reifen,Schwalbe Lugano Falt 700x25c
Bremse,SRAM Rival HRD
Bremsscheiben,SRAM Rival 160mm/140mm
Schaltwerk,SRAM Rival 22 WIFLI
Umwerfer,SRAM Rival 22
Schalthebel,SRAM Rival 22 HRD
Kurbel,FSA Gossamer 50/34 BB30
Kassette,SRAM PG-1170 11-32
Vorbau,Cannondale C3 6°
Lenker,Cannondale C3 Compact
Sattelstütze,Cannondale C2 UD Carbon
Sattel,Cannondale Stage Ergo Rivet Classic
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Gemütlicher Renner
Darüber, dass das Rennrad im Allgemeinen kein Allrounder ist, muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Die Reifen sind zu schmal, die Sitzhaltung ist für die meisten Menschen gewöhnungsbedürftig, und dann weiß man nie so recht, wo man diesen komischen Lenker eigentlich anfassen soll. Hat man einmal die Vorteile des Rennbügels für sich entdeckt (viele Griffpositionen, sehr ergonomisch), muss man nur noch nach Lösungen für die anderen zwei Kritikpunkte suchen. In Sachen Bereifung bietet das Cyclocrossrad einen Ausweg, doch das erkauft man sich mit einer wohlmöglich noch extremeren Sitzhaltung – viele Crosser verfügen ja über ein sehr kurzes Steuerrohr. Gefragt ist also ein Spezialist für den Allround-Einsatz, und spätestens jetzt fällt der Begriff „Gravel Racer“. Das ist, verkürzt ausgedrückt, eine Art Langstrecken-Rennrad mit großem Reifendurchlauf, entspannter Sitzposition und natürlich Scheibenbremsen. Zuhause ist diese Spielart der Rennmaschine auf festgewalzten Schotterstraßen, wie sie in den USA weite Teile des Nebenstraßennetzes ausmachen. Dass so etwas hierzulande eher selten ist, muss uns nicht stören – schließlich kann der Gravel Racer ja auch auf Asphalt bewegt werden, oder je nach Bereifung auf Strecken, die man sonst mit dem Querfeldeinrad/Crossbike befahren würde.
Nun aber zurück zu unserem Testrad: Ein Gravel Racer ist das elegante Bike mit den 25er Crèmereifen natürlich nicht, doch lebt es von der Idee, dass man mit Rennrädern mehr machen kann, als nur geduckt über die Straßen zu huschen. Als ich zum ersten Mal auf dem Synapse Platz nehme, fühle ich mich mehr an die Sitzposition auf dem Trekkingrad erinnert: Der Lenker kommt mir dank langem Steuerrohr und hoch bauender Gabel sehr entgegen; trotz des recht langen Oberrohrs fällt die Streckung moderat aus. So positioniert, rolle ich ganz langsam los – die Klickpedale habe ich anders als beim Fotoshooting zuhause gelassen, nun sind die vorzüglichen Moto-Pedale (bereits auf Velomotion getestet) montiert, die auch ganz glatten Sohlen fantastischen Grip bieten. In Jeans, Merino-Pulli und Regenjacke fühle ich mich auf dem Radweg angenehm entschleunigt – dieses „Rennrad“ lässt sich auch langsam bewegen, wobei der Cannondale-Sattel bei wenig Last auf den Pedalen keinerlei Druckgefühle aufkommen lässt. Vom Oberlenker zu den Bremshebeln umzugreifen fällt leicht, zumal diese recht weit oben am Lenker montiert sind.
„Bloß nicht ins Schwitzen kommen“, denke ich mir, als ich nach rechts in den Anstieg hineinfahre, der die Stadt mit einem ausgedehnten Waldgebiet verbindet. 1,8 Kilometer, 105 Höhenmeter und ein Mountainbiker vor mir, der den Jagdinstinkt weckt – eine gute Gelegenheit, herauszufinden, was das Synapse sportlich draufhat. Erst einmal fällt mir die knackige Kraftübertragung auf; bei einem soliden Alu-Rahmen ist das jedoch Ehrensache. Als ich kurz in den Wiegetritt gehe, um die zwei steilen Serpentinen wegzudrücken (der Mountainbiker hat keine Gegenwehr geleistet, dafür wird es jetzt ziemlich warm unter dem Wollpullover), fällt mir die agile Lenkung des Cannondale auf. Lenkwinkel und Radstand entsprechen einem ausgewogenen Rennrad, sind für ein Bike mit Schutzblechen allerdings sehr sportlich – so macht es Spaß, durch die Kehren zu tänzeln und noch einmal etwas zu beschleunigen. In dieser Situation machen sich die Moto-Pedale wieder positiv bemerkbar: Dank der großen Trittfläche ist die Kraftübertragung super, und der Halt, den sie bieten, ist unvergleichlich gut – im Wiegetritt vom Pedal zu rutschen ist unmöglich. Eine klare Nachrüst-Empfehlung für dieses wie für viele andere Bikes.
Oben an der Pferdeweide geht’s erst einmal nach recht auf glatten Asphalt. Freihändig die Regenjacke wieder überzustreifen klappt auch bei langsamem Tempo sehr gut; das Cannondale ist also nicht nur agil, sondern auch laufruhig, wenn’s darauf ankommt. Es folgt eine mehrere hundert Meter lange geschotterte Passage, seitlich schön ausgewaschen und mit ein paar dicken Brocken gespickt, die weit herausstehen. Auf diesem rauen Untergrund erweist sich das Synapse deutlich komfortabler als erwartet. Die mit sechs bar aufgepumpten 25er können bereits einiges an Stößen und Vibrationen abfangen; die Carbongabel sowie der „Save Plus“-Hinterbau mit abgeflachten Streben tun ein Übriges, um die Fahrt vergleichsweise angenehm zu machen. Kaum zu glauben, dass ein Aluminiumrahmen so komfortabel sein kann! Vergleichsweise viel Flex bietet auch die Sattelstütze mit dem ungewöhnlichen Maß 25,4 mm. Wer noch mehr Dämpfung will, kann auf 28er Reifen umrüsten – die passen nämlich noch gerade so unter die Metallschutzbleche.
Ausstattung
Die in Rahmenfarbe lackierten Schützer sind natürlich der Blickfang am metallic-grünen Gentlemen’s Racer. Doch das Rad hat noch mehr zu bieten: schöne Zugeingänge etwa, wobei Schaltwerkszug und hintere Bremsleitung erst kurz vor den Ausfallenden zum Vorschein kommen. Löblich sind die vorm Steuerrohr gekreuzten Schaltzüge, sehenswert die ausgefallenen Rohrprofile.
Und die Komponenten? Zur FSA-Kurbel in BB30-Norm gesellt sich eine SRAM Rival 22, die knackige Schaltvorgänge liefert. Der Yaw-Umwerfer funktioniert sehr geschmeidig, 22 schleiffreie Gangstufen konnte ich ihm allerdings nicht abringen – vielleicht auch etwas viel verlangt angesichts des 11-32er Ritzelpaketes. Die Übersetzung ist dann auch das Einzige, was ich ändern würde, wäre es mein Synapse. Für den sportlichen Alltagseinsatz erscheint mir die Kombination 50×11 doch etwas überzogen; ein kleineres Kettenblatt in Kombination mit einer enger gestuften Kassette dürfte deutlich flüssigeres Pedalieren ermöglichen.
Die hydraulischen Discs der Rival stehen dem eleganten Cannondale sehr gut – Bremszangen oder gar V-Brakes würden die klaren Linien stören. Die leisen Schleifgeräusche von der vorderen Scheibe werden ab Schritttempo vom Fahrtwind übertönt. Auch durch Ausrichten des Bremssattels wurde ich sie nicht ganz los, aber was soll’s. Greift man in die Eisen, lässt sich das Hinterrad leicht blockieren; vorne muss man so etwas jedoch nicht befürchten, wenn man es nicht drauf anlegt – das merke ich, als ich die schon erwähnten 105 Höhenmeter in ungekehrter Richtung zurücklege. Rahmen und Gabel weisen konventionelle Ausfallenden auf, wobei die an der Gabel nach vorne offen sind. Man sieht: Es geht auch ohne Steckachsen.
Nun muss ich das ohne Pedale 9,6 Kilo schwere Rad (Rh 58) nur noch in den Karton heben und mein Fazit ziehen. Also: Das Cannondale vereint die typischen Eigenschaften einer Rennmaschine mit bequemer Sitzhaltung und elegantem Auftritt. Mit Klickpedalen (und vielleicht ohne die Schutzbleche) kann ich es mir im sportlichen Langstrecken-Einsatz vorstellen; so, wie es ist, geht es als Edel-Commuter oder sportliches Freizeitrad durch. Ein Gepäckträger ließe sich zur Not auch so befestigen, besser wären eigens dafür platzierte Gewindebohrungen. Und etwa mehr Reifenfreiheit wäre wünschenswert, zum echten „Gravel Racer“ fehlen ein paar Millimeter. Doch für Schotter & Co. ist das Cannondale Synapse eigentlich viel zu schade…
Auf einen Blick – das Cannondale Synapse SRAM Rival Disc
- Sportlich-ausgewogene Fahreigenschaften
- Hoher Komfort
- Sehr eleganter Auftritt dank schönem Rahmen
Fazit:
Das elegante Cannondale Synapse ist das perfekte Bike für alle, die ohne Lycra Rennradfreuden genießen wollen – ein echter Gentlemen’s Racer eben. Zum sportlichen Alltagsrad fehlt ihm dabei nur wenig.