Spektrum: Wir hatten vorige Woche von dem Vorhaben des schweizer Fixie-Athleten Patrick Seabase berichtet, eine der wohl schwersten Etappen der Geschichte der Tour de France auf dem Fixie bewältigen zu wollen – gestern Abend um kurz nach acht Uhr kam er im Ziel in Bayonne an. Nach 309km und mehr als 7.000 Höhenmetern. Er hatte die Tour d’Assassin bezwungen.
15 Stunden und 52 Minuten nach dem Start stieg Seabase in Bayonne vom Rad. Da er zwischendurch vom Trainer- und Betreuerstab doch die eine oder andere Pause verordnet bekam, belief sich die reine Fahrzeit der Strecke von Bagnères-de-Luchon nach Bayonne sogar lediglich auf 12 Stunden und 52 Minuten. „Ich weiss nicht, wie ich es hierher geschafft habe. Zum ersten Mal in meinem Leben zweifelte ich an mir, war nicht sicher, ob ich bewältigen kann, was ich mir vorgenommen hatte,“ sagte der sichtlich gebeutelte Seabase kurz nach der Zieleinfahrt.
Als er sich im Schein des Vollmonds auf den Weg auf den Col de Peyresourde machte, war er noch voller Tatendrang gewesen, die Motivation war noch riesig. Es fühlte sich fast so an, „als ob mich jemand den Berg hinauf schöbe,“ gab Seabase später zu Protokoll. Mit wirklich überraschender Leichtigkeit bezwang er auch den Tourmalet mit seiner eigentlich viel zu hohen Übersetzung und wirkte so, als wäre es eine Ausfahrt wie jede andere. Doch der Einbruch kam – am Col d’Osquich, der auf dem Papier mit seinen nicht einmal 300 Höhenmetern eigentlich harmlos aussieht. „Danach fühlten sich meine Beine an, als ob man mit Knüppeln darauf rumgeprügelt hätte,“ berichtete der Schweizer im Anschluss. Auch sein Sportlicher Leiter, der deutsche Ex-Radprofi Danilo Hondo hatte großen Anteil am Erfolg: „[…] schliesslich musste ich ihm über die dunkeln Momente hinweg helfen, indem ich ihm sagte, bald werde es wieder flacher und er werde sich erholen können,“ sagte Hondo später.
Am Ende war es eine reine Willenssache – die Beine waren müde und jeder noch so kleine Hügel auf den finalen Kilometern nach Bayonne geriet zur Herausforderung. Am Ende hat er es geschafft, und damit auch sein selbst gestecktes Ziel erreicht: „Ich bin der Typ, der seine Ziele gerne erreicht. Es ist das erste Mal, dass ich eine Leistung im Voraus angekündigt habe – das hat Druck erzeugt. Ich bin extrem froh, dass ich es geschafft habe.“
Hut ab Patrick Seabase!