Radsport: Puh, es war die erwartet schwere, hektische und harte Etappe heute am vierten Tag der Tour de France. Das wichtigste zu Beginn: Die 223km von Searing nach Cambrai gingen ohne nennenswerte Stürze vorüber. Das Finale war dann ebenso erfreulich wie überraschend – 3,4km vor dem Ziel griff sich Tony Martin ein Herz, startete zur Soloflucht – und gewann die Etappe! John Degenkolb wird Zweiter.
Was für ein Tag für den deutschen Radsport. Tony Martin (Etixx-QuickStep) gewinnt mit einer atemberaubenden Soloflucht die vierte Etappe der Tour de France. Martin, der in den letzten beiden Tagen so unglücklich war und zwei Mal denkbar knapp am Maillot Jaune vorbeischrammte, brüllte all den Frust hinaus als er über die Linie rollte und realisierte, was er soeben geschafft hatte. Den Sprint in der Verfolgergruppe gewinnt der große Tagesfavorit und Paris-Roubaix Gewinner John Degenkolb (Giant-Alpecin). Doch eines nach dem anderen.
Es war von Beginn an die erwartet umkämpfte, harte und nervöse Stimmung im Peloton. Natürlich auch nach dem schlimmen Sturz am gestrigen Tag war die Unruhe unter den Fahrern greifbar. Alle schienen auf die gefürchteten Pavés zu warten und immer wieder gingen die Blicke nach oben zum Himmel, der immer wieder vereinzelte Tropfen nach unten schickte. Ein Regenschauer wäre bei der anstehende Etappe verheerend gewesen.
Mit dem Start der Kopfsteinpflaster begann dann der Kampf um jede Position, um jeden Zentimeter auf der Straße. Um ein Haar landete Chris Froome (Sky) im Gelben Trikot auf dem Asphalt, als er bei einem harten Positionskampf zuerst den Lenker eines anderen Fahrers touchierte und danach um ein Haar im Straßengraben landete. Auch auf den Kopfsteinpflastern fuhren vereinzelte Fahrer immer wieder neben die Strecke um Stürze zu verhindern. Doch am Ende ging trotz der teils durchaus aggressiven Stimmung alles gut und große Stürze blieben aus. Technische Defekte gab es angesichts der auch für das Material höchst anspruchsvollen Bedingungen natürlich zur Genüge.
Wie angespannt die Stimmung jedes einzelnen war, konnte man exemplarisch an Thibaut Pinot (FDJ) beobachten. Der Franzose hatte Probleme mit seinem Rad und war überhaupt nicht zufrieden mit dem technischen Support seines Teams. Nachdem er auf einer Pavé-Passage bereits einen Helfer verbal zurechtgestutzt hatte, stieg er kurze Zeit später vom Rad und warf es gefrustet auf die Straße. Zwar saß er kurze Zeit später auf einem neuen Rad, doch die Nerven lagen blank, nicht nur bei ihm. Immer wieder gestikulierten die Fahrer untereinander. Dennoch ist Pinot einer der großen Verlierer des Tages.
Es bildete sich im Verlaufe der Kopfsteinpflasterpassagen eine große Spitzengruppe bestehend aus ca. 25 Fahrern, ca. 2 Minuten dahinter folgte der Rest des Feldes. In dieser Spitzengruppe fuhr natürlich Tagesfavorit John Degenkolb, doch auch das Gelbe Trikot Chris Froome und Tony Martin positionierten sich mit Hilfe ihrer Teamkollegen. Letzterer hatte 25 Kilometer vor dem Ziel einen Plattfuß und fiel zurück. Er stieg kurzerhand auf das Rad seines Teamkollegen Matteo Trentin um, mit dem er schlussendlich dann die Etappe gewinnen sollte. Als vier Kilometer vor dem Ziel alles auf einen Massensprint hindeutete, ergriff Tony Martin die Gelegenheit und setzte zur Soloflucht an. „Alles oder nichts habe ich mir gesagt. Es gab nur diese eine Chance und ich habe gegeben, was ich hatte,“ kommentierte der 30-jährige nach Rennende die Situation. Schnell konnte er eine Lücke auffahren, die die Verfolger – vor allem John Degenkolb und Peter Sagan – nicht mehr zu schließen vermochten. Am Ende trennten Martin drei Sekunden von der Verfolgergruppe, wo sich John Degenkolb eben vor Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) durchsetzte.
Video-Zusammenfassung der 4. Etappe
Die großen Favoriten schenkten sich heute nichts. Chris Froome, Alberto Contador (Tinkoff-Saxo), Nairo Quintana (Movistar), Vincenzo Nibali (Astana) und Tejay van Garderen (BMC) kamen allesamt zeitgleich in der ersten Gruppe ins Ziel. Lediglich für Thibaut Pinot dürfte nach der heute so unglücklich verlaufenen Etappe der Traum von Gelb vorbei sein. Das von allen so heiß ersehnte Trikot geht durch den heutigen Sieg endlich an Tony Martin, der die Gesamtwertung nun mit einem Vorsprung von 12 Sekunden vor Chris Froome anführt.
Endresultat Etappe 4 Tour de France 2015
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1.,Tony Martin,Etixx-QuickStep,05:28:58
2.,John Degenkolb,Giant-Alpecin,00:00:03
3.,Peter Sagan,Tinkoff-Saxo,
4.,Greg van Avermaet,BMC,
5.,Edvald Boasson Hagen,MTN-Qhubeka,
6.,Nacer Bouhanni,Cofidis,
7.,Jacopo Guarnieri,Katusha,
8.,Tony Gallopin,Lotto-Soudal,
9.,Zdenek Stybar,Etixx-QuickStep,
10.,Bryan Coquard,Europcar,
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