Radsport: Es ist geschafft. Die Fahrer haben die zweifellos schwerste Etappe der diesjährigen Vuelta bewältigt. Die Königsetappe die sich komplett im Kleinstaat Andorra bewegte hielt zu jedem Zeitpunkt, was das Profil versprach. Astana hat Grund zum Feiern: Mikel Landa gewinnt, Fabio Aru wird Zweiter und übernimmt das Rote Trikot von Tom Dumoulin. Quintana und Valverde verlieren Zeit, Froome wird abgehängt und verabschiedet sich aus dem Kampf um die Gesamtwertung.
„Eine solche Etappe habe ich noch nie gesehen“ – so äußerte sich Nairo Quintana (Movistar) am gestrigen Ruhetag noch im Interview mit einem TV-Sender über das, was den Vuelta-Fahrern heute über 138km in Andorra bevorstand. Sechs knackige Anstiege, vier der ersten, einer der höchsten Kategorie wollten bezwungen werden. Es ging eigentlich nur auf und ab – Zeit zum Verschnaufen blieb da kaum.
Die Ausganssituation hätte spannender kaum sein können. Mit Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) ging eine der großen Überraschungen der Rundfahrt als Gesamtführender an den Start, die Klassementfavoriten Rodriguez (Katusha), Froome (Sky), Quintana / Valverde (Movistar) und Aru (Astana) trennten weniger als 20 Sekunden. Für Tour de France-Sieger Chris Froome begann der Tag jedoch denkbar schlecht. Noch vor dem ersten Anstieg stürzte er scheinbar ohne äußere Einwirkung in einer Rechtskurve und prallte gegen eine Leitplanke. Zwar berappelte sich der Brite wieder und fand mit Hilfe seiner Teamkollegen auch wieder den Anschluss zum Feld, doch wirklich rund lief es nicht mehr beim sichtlich unter Schmerzen fahrenden Sky-Kapitän.
An der Spitze bildete sich indes recht schnell eine Ausreißergruppe, die aus einem harten Kern und vielen temporären Mitfahrern bestand. Mit jedem der sechs Anstiege konnten neue Fahrer zur Spitzengruppe aufschließen, während andere wiederum ins Feld zurückfielen. Dauergast an der Spitze waren unter anderem Mikel Landa (Astana), Romain Sicard (Europcar) und Ian Boswell (Sky), während in der Verfolgergruppe vor allem Astana das Tempo machte. Zwischenzeitlich hatte die aus knapp 20 Fahrern bestehende Ausreißergruppe über fünf Minuten Vorsprung auf das Feld.
Am Fuße des finalen Anstiegs blieben von den ursprünglich 20 Fahrern an der Front dann nur noch Landa, Boswell, Sicard, Nelson Oliviera (Lampre-Merida) und Pawel Poljanski (Tinkoff-Saxo) übrig. In der ca. 2:30 Minuten zurückliegenden Verfolgergruppe fuhren unter anderem die beiden Movistar Profis Quintana und Valverde, Fabio Aru, Joaquim Rodriguez und auch Tom Dumoulin konnte sich nach zwischenzeitlichen Problemen wieder herankämpfen. Chris Froome hingegen fuhr mit inzwischen über sieben Minuten Rückstand weit hinter der Gruppe und quälte sich mit Unterstützung von Teamkollege Geraint Thomas die letzten Höhenmeter gen Ziel hinauf.
Knapp 10km vor dem Zielstrich setzte Aru die erste Attacke aus der Verfolgergruppe heraus, die gerade noch von Rodriguez und Teamkollege Moreno neutralisiert werden konnte. Als der Italiener in Diensten von Astana jedoch nur zwei Kilometer später zum nächsten Angriff blies, mussten ihn die beiden Katusha-Profis ziehen lassen. Valverde und Quintana bekamen überraschend große Probleme und fielen mit jedem Meter weiter zurück – vielleicht mussten die beiden heute auch einer kräftezehrenden Tour de France Tribut zollen. Der Kolumbianer brach dann gegen Ende sogar regelrecht ein und verlor viel Zeit auf seine Mitstreiter.
An der Spitze war Landa inzwischen solo unterwegs, nachdem seine tapferen Mitstreiter nach und nach abreißen lassen mussten, lediglich der US-Amerikaner Ian Boswell bot einen wirklich beeindruckenden Kampf und wurde nur noch von dem von hinten heranfahrenden Fabio Aru kassiert. Am Ende heißt es also: Tagessieg für Mikel Landa, Rot für Fabio Aru und ein toller dritter Platz für Boswell.
Die Gesamtwertung wird durch die heutigen Ereignisse durcheinandergewirbelt: Aru übernimmt das Trikot von Dumoulin, der knapp drei Minuten hinter Landa ins Ziel kam. Froome verliert am Ende über acht Minuten und kann seine Hoffnungen auf den Gesamtsieg wohl begraben – ob er morgen nochmals an den Start gehen wird, steht in den Sternen und wird sich wohl in diesen Stunden entscheiden, denn wirklich fit wirkte der Brite nicht nach seinem Sturz und suchte auch immer wieder den Weg zum Medical Car. Die Kapitänsfrage bei Movistar hat sich heute wohl auch geklärt, nach dem Einbruch von Quintana liegt Valverde über eine Minute vor seinem Kolumbianischen Teamkollegen.
Endresultat Etappe 11 Vuelta a Espana
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1.,Mikel Landa,Astana,04:34:54
2.,Fabio Aru,Astana,00:01:22
3.,Ian Boswell,Sky,00:01:40
4.,Daniel Moreno,Katusha,00:01:57
5.,Joaquim Rodriguez,Katusha,00:01:59
6.,Rafal Majka,Tinkoff-Saxo,00:02:10
7.,Mikel Nieve,Sky,
8.,Esteban Chaves,Orica-GreenEdge,00:02:59
9.,Tom Dumoulin,Giant-Alpecin,
10.,Diego Rosa,Astana,00:03:02
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