Spektrum: Sport verbindet. Diese These untermauern viele unabhängige Studien und auch die Bundesregierung hebt seine Bedeutung für die Integration immer wieder hervor. Ganz in diesem Sinne drehten in der vergangenen Woche fünf Flüchtlinge aus Syrien im Berliner Velodrom zusammen mit Maximilian Beyer (rad-net ROSE) einige Runden auf der Bahn. Bereits in ihrer vom Krieg zerrissenen Heimat waren die fünf Freunde zusammen in einem Radsportverein aktiv.
„Vor zwei Wochen standen die Jungs hier vor der Tür, haben mit Händen und Füßen zu fragen versucht, ob sie mittrainieren dürfen,“ berichtet Klaus Böger, seines Zeichens Präsident des Landessportbundes Berlin. Zwei Monate waren die fünf Männer Mitte Zwanzig auf der Flucht gewesen – inzwischen haben sie Asyl beantragt und sind in einem Flüchtlingsheim in Berlin-Reinickendorf untergekommen. In ihrer syrischen Heimat waren sie zusammen in einem kleinen Radsport-Verein aktiv und würden diesen Sport auch hier in Deutschland nur zu gerne weiter ausüben.
„Wir wollen jeden Tag trainieren, jeden einzelnen Tag. Wir haben sonst gerade nichts anderes. Wir wollen trainieren und lernen,“ sagt der 20-jährige Niam. Nachdem die fünf Freunde ihren Wunsch vor einigen Wochen vor dem Velodrom geäußert haben, setzte Böger zusammen mit Dieter Stein, dem Sportlichen Leiter des Berliner Sechsttagerennens und Berliner Landestrainer, alle Hebel in Bewegung, um den Syrern diesen Wunsch zu erfüllen. „Wir haben uns um die Versicherungsfragen gekümmert, der Landestrainer hat die Ausrüstung bereitgestellt,“ erzählt Böger. Bekleidung und Ausrüstung kamen vom U23-Team KED-Stevens, bei dem Stein ebenfalls als Sportlicher Leiter aktiv ist.
Um den auf der Bahn noch sehr unerfahrenen Flüchtlingen ein wenig Starthilfe zu geben, erklärte sich auch der WM-Bronzenmedaillengewinner und rad-net ROSE Profi Max Beyer bereit, mit ihnen zu trainieren. Keiner von ihnen war zuvor jemals auf einer Bahn unterwegs: „Das ist was komplett Neues, vor allem aber mal eine Abwechslung,“ sagt Niam mit einem Lächeln im Gesicht. Geht es nach den Verantwortlichen, soll es aber keineswegs bei einem einmaligen Training bleiben – „Ab morgen bin ich wieder auf der Straße unterwegs – da können sie gern mitkommen,“ sagt Max Beyer.