Der Giro delle Dolomiti in Südtirol erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit bei Rennradlern. Die Etappenfahrt führt im Hochsommer sechs Tage durch die Bergwelt der Dolomiten. Die Veranstaltung ist kein Rennen, sondern hat eher RTF-Charakter. Auf jeder Etappe werden jedoch an einem Anstieg mit Transpondern die Zeiten gestoppt und Tagessieger sowie eine Gesamtwertung ermittelt. Wer will, kann sich auf diese Weise doch dem Wettstreit mit anderen Teilnehmern hingeben. Start- und Zielort der einzelnen Etappen ist mehrheitlich Bozen. Eine Etappe jeder Rundfahrt startet an einem weiter entfernten Ort, meist Prad am Stilfserjoch.
2016 feiert der Giro delle Dolomiti seine 40. Austragung. Anlass genug für Velomotion, mit Carlo Bosin zu sprechen, dem Präsidenten des ausrichtenden Vereins S.V. Dolomiten Radrundfahrt.
Velomotion: Signore Bosin, der Giro delle Dolomiti findet im Juli 2016 bereits zum 40. Mal statt. Wie wird das Jubiläum gefeiert?
Carlo Bosin: Wir werden ein Buch veröffentlichen, das an die 40 schönsten Etappen erinnert, die in diesen 40 Jahren gefahren wurden. Die Etappen werden mit Fotos, Karten, Höhenprofil, allen wichtigen Zahlen und natürlich ausführlichen Beschreibungen dargestellt. Alle Teilnehmenden der 40. Austragung erhalten eine Ausgabe als Erinnerungspräsent. Darüber hinaus gibt es 2016 eine zusätzliche Etappe: Am Mittwoch, an dem das Peloton gewöhnlich einen Ruhetag einlegt, fahren wir eine kurze, aber knackige Zusatz-Etappe von Bozen nach Obereggen. Dort ermitteln wir am Anstieg den „Sonderpreis der 40. Austragung“. Die bestplatzierte Frau und der bestplatzierte Mann dieses Bergzeitfahrens, die an der vollen Rundfahrt teilnehmen, werden mit diesem Sonderpreis ausgezeichnet. Und die Siegerehrung am letzten Tag der Rundfahrt wird zugleich ein besonderes Jubiläumsfest.
Was sind die landschaftlichen Highlights in diesem Jahr?
Jede Etappe wartet mit ganz eigenen Highlights auf. Bei der 1. Etappe passieren wir die berühmten Rittner Erdpyramiden. Die 2. Etappe führt über das Grödnerjoch und das Würzjoch in die atemberaubende Landschaft der Dolomiten. Schlern, Langkofel, Sellagruppe, Peitlerkofel und Geislergruppe sind nur einige der beeindruckenden Felsformationen, an denen wir an diesem Tag vorbei kommen. Auf Etappe drei genießen wir im Anstieg zum Mendelpass und in der Abfahrt vom Gampenjoch Panorama-Blicke in das Etsch-Tal. Beim erwähnten Anstieg nach Obereggen an Tag vier wachen die Spitzen des Latemar-Gebirgsstocks über die Fahrerinnen und Fahrer. Etappe fünf führt über die 48 Serpentinen des Stilfserjochs, was wohl keiner weiteren Erläuterung bedarf. Bei der 6. Etappe fahren wir vom Fuße des Rosengartens bis zum Fassatal und wenden uns dann ins abgeschiedene Valle San Nicolò, ein Geheimtipp. Bei der Schlussetappe öffnet sich auf der Straße nach Kohlern ein beeindruckender Blick auf den Bozener Talkessel und das Etsch-Tal.
Wer hat damals den Giro delle Dolomiti erfunden?
Der Giro delle Dolomiti ist aus einer Gruppe von Freunden entstanden, alles leidenschaftliche Rennradfahrer. Innerhalb von drei Ausgaben wuchs die Rundfahrt bereits auf 500 bis 600 Teilnehmer. Und das große Interesse hält bis heute an.
Was macht den Erfolg der Veranstaltung aus?
Zum einen mit Sicherheit die gute Organisation. Zum anderen ist es vor allem der Zauber der Naturschönheiten und atemberaubenden Landschaft, durch die der Giro delle Dolomiti Jahr für Jahr führt.
Hat sich das Konzept der Veranstaltung seit der ersten Austragung gewandelt?
Ja, bis zur 21. Ausgabe handelte es sich um eine rein touristische Rundfahrt ohne Ergebnislisten. Ab der 22. Ausgabe entstand zusätzlich eine Wettkampf-Komponente. Seither wird bei jeder Etappe die Zeit für einen Anstieg gestoppt, die Zeiten der gestoppten Strecken während der Rundfahrt zusammengezählt und so ein Klassement erstellt. Heute gibt es viele Altersklassen und Kategorien sowie Wertungen für Einzelstarter und Mannschaften. Trotzdem ist es kein Rennen, sondern eine gelungene Mischung aus der ursprünglichen Radrundfahrt und einer gewissen Wettkampf-Komponente.
Wie sind die Pläne für die kommenden Jahre? Wie wird der Giro delle Dolomiti im Jahr 2020 aussehen?
Derzeit werden Straßen für den Giro delle Dolomiti ganz oder teilweise für den motorisierten Verkehr gesperrt. Es kann sein, dass in Zukunft steigende Anforderungen und behördliche Vorgaben diesen Ablauf erschweren. Das werden wir sehen. Was das Konzept angeht, beobachten wir, dass Teile des Fahrerfelds immer fitter werden. Für sie könnte es attraktiv sein, den Giro noch stärker als Wettkampf anzubieten. Bei der sechsten Etappe in diesem Jahr werden wir ausprobieren, an zwei statt nur einem Berg die Zeit zu stoppen.
Signore Bosin, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für den Giro delle Dolomiti.
Jubiläums-Austragung 2016:
24. – 30. Juli 2016
7 Etappen, 647 Kilometer, 13.000 Höhenmeter
Teilnahmegebühr: 220 Euro (alle sieben Etappen), 125 Euro (Teilnahme 5.,6. und 7. Etappe) oder 50 Euro (für einzelne Etappen)