Karl Platt kniet auf dem Rasen unter dem Zielbogen des Absa Cape Epic. Die Hände vor’s Gesicht geschlagen, den Kopf in den Nacken gelegt. Dann erhebt er sich, stemmt die riesige Meerendal-Schampusflasche in die Höhe und nimmt einen tiefen Siegerschluck. Sechs Jahre musste der Deutsche Marathonmeister auf diesen Moment warten – sein fünfter Gesamtsieg beim ABSA CAPE EPIC. Die Vorbereitung war exakt geplant, mehrere Wochen verbrachte Platt mit seinem Schweizer Partner Urs Huber vom Team Bulls in Südafrika, trainierte und fuhr mehrere Rennen. Das hat sich ausgezahlt. Souverän und kontrolliert fuhren die Bulls im Grand Finale des ABSA CAPE EPIC auf den fünften Rang, ihr Polster von 15 Minuten in der Gesamtwertung war mehr als ausreichend.
Sabine Spitz gewann mit Yana Belomoina für das Team Sport for Good die Etappe, im Gesamtklassement konnten sie die Marathonweltmeisterin Annika Langvad mit Ariane Kleinhans vom Team Spur Specialized nicht mehr einholen, die sich sehr über einen dritten Gesamtsieg in Folge freuten.
Den prestigeträchtigen Finaletappensieg holte sich mit Manuel Fumic vom Team Cannondale Factory Racing ein anderer Deutscher Meister: „Wir haben es im Prolog versucht, auf Etappe 4 und heute war unsere letzte Chance, eine Etappe zu gewinnen. Ich bin total glücklich“, so Fumic im Ziel in Meerendal. 84 Kilometer und verhältnismäßig geringe 1200 Höhenmeter betrug die Schlussetappe vom Weingut Boschendal bei Stellenbosch nach Meerendal, die von taktischen Manövern geprägt war.
Die Favoritengruppe hatte lange Zeit das Tempo hoch gehalten, Platt und Huber immer dabei, um in Kontrolle zu bleiben. Ein Ausreißversuch vom niederländischen Duo Rudi van Houts/Hans Becking (Team CST Superior) wurde abgefangen, auch die Etappensieger vom Vortag, der Grieche Periklis Illias und sein portugiesischer Partner Tiago Ferreira versuchten ein hohes Tempo vorzugeben, mussten jedoch zurückstecken. Die beiden Teams Centurion Vaude by Meerendal waren immer in der Spitzengruppe dabei, am Ende zahlte sich die taktische Erfahrung der Cross-Country-Spezialisten Fumic und Avancini aus. Nur 40 Sekunden trennten die Cannondale-Fahrer nach acht Tagen vom dritten Gesamtrang, den die Italiener Samuele Porro und Damiano Ferraro vom Team Trek Selle San Marco einnehmen.
Die Überraschungsfahrer Matthias Pfrommer und Nicola Rohrbach vom Team Centurion Vaude by Meerendal 2 ließen nichts anbrennen und sicherten ihren 2. Gesamtrang. Das noch größere Grinsen hatten aber Karl Platt und Urs Huber im Gesicht. Platt ist nach dem Schweizer Christoph Sauser der erste Mountainbiker, der das ABSA CAPE EPIC fünf Mal gewinnen konnte. „Ich komme wieder, aber erst einmal freue ich mich auf mein Bett zuhause“, sagte Platt. „Ich kann’s nicht glauben. Anscheinend werde ich besser, je älter ich werde, ich musste so lange auf diesen fünften Gesamtsieg warten. Wahnsinn.“ „Projekt Zebra“ nannte Bulls die Mission zur Feier der zehnjährigen Teilnahme am südafrikanischen Etappenrennen, sie hatten das Design der Bikes und der Trikots auf das Leaderthema abgestimmt.
Das Projekt der Abo-Siegerinnen in der Frauenwertung ging ebenfalls auf: Der dritte Gesamtsieg für das Team Spur-Specialized, mit dem dänisch-schweizerischen Gespann Annika Langvad und Ariane Kleinhans an Bord. „Wir hätten gerne auch noch den Etappensieg gemacht, Sabine und Yana waren jedoch am Ende zu stark. Aber es ist so toll, mit den vielen Zuschauern hier den Gesamtsieg zu teilen“, sagte die erschöpfte Ariane Kleinhans. „Es war eine harte Woche für uns, weil zu Beginn Jenie Stenerhag und Robyn de Groot (Team Ascendis Health) so stark attackiert haben, dann wurden Sabine und Yana immer stärker. Das Epic zu gewinnen, ist ein großes Ziel und ich bin überglücklich, dass es zum dritten Mal geklappt hat. Heute Abend werde ich endlich mal den guten südafrikanischen Wein trinken, auf den ich die ganze Woche verzichtet habe“, so Annika Langvad.
„Yana hat am letzten Anstieg, dem Stairway to Heaven, Vollgas gegeben“ sagte Spitz, „sie überholte ein Männerteam und dachte schon, das wird jetzt hart. Dann sah ich, wie sie die führenden Frauen überholte und ich habe alles rausgeholt, um ihr zu folgen. Drei Etappen zu gewinnen haben wir uns gar nicht vorstellen können zuvor, aber es war eine super Erfahrung und eine tolle Woche beim Cape Epic“, sagte die 44-jährige Olympiasiegerin.
Ebenfalls ausgesprochen zufrieden mit dem Verlauf ihrer ersten Teilnahme beim ABSA CAPE EPIC darf Velomotion-Bloggerin Adel Morath sein: Die junge Deutsche trotzte den schmerzhaften Folgen eines Sturzes und holte gemeinsam mit ihrer britischen Teamkollegin Sally Bigham, die früh im Rennen mit einer Magenverstimmung zu kämpfen hatte, einen hervorragenden dritten Platz in der Gesamtwertung. Herzlichen Glückwunsch!
Abschließend gibt es nun noch die Highlights der letzten Etappe als Video sowie die Info, dass die Early-Bird Tickets für die 2017er Auflage des ABSA CAPE EPIC innerhalb von sage und schriebe neun Sekunden ausverkauft waren. Die Anziehungskraft Südafrikas auf Marathon-Biker aus aller Welt bleibt also weiterhin ungebrochen. Wir freuen uns auf das nächste Mal!