Radsport: Der Franzose Arnaud Demare (FDJ) hat das erste Monument des Radsports 2016 gewonnen. Nach einem zuweilen extrem hektischen Rennen setzte er sich im Sprint gegen Ben Swift (Team Sky) und Jurgen Roelandts (Lotto Soudal) durch. Topfavorit Alexander Kristoff (Katusha) landete am Ende auf Rang 6.
Ein hektisches und von Stürzen geprägtes Mailand – Sanremo 2016 endete heute am frühen Abend mit dem überraschenden Sieg von FDJ-Profi Arnaud Demare, der als erster die Ziellinie passierte, nachdem zuvor in der letzten Kurve Fernando Gaviria (Etixx – Quick-Step) gestürzt war und den Sprintzügen damit einen Strich durch die Rechnung machte.
Der Tag begann mit der Meldung, dass Rennveranstalter RCS sich gezwungen sah, die Strecke wegen eines Erdrutsches und der Gefahr von weiteren Steinschlägen leicht abzuändern. Davon abgesehen erlebten die Fahrer über die meisten der ersten 250km einen relativ ruhigen Tag. Innerhalb der ersten Kilometer konnte sich bereits eine zehnköpfige Gruppe an der Spitze vom Feld absetzen. Dank der harmonischen Arbeit der Fluchtgruppe konnte sich diese bis zum Cipressa an der Spitze halten.
Trotz des heute im Vergleich zu früheren Ausgaben minimal langsameren Tempo und sehr guten Bedingungen bei strahlend blauem Himmel, 12°C und nur schwachem Wind kam es über die gesamte Distanz immer wieder zu kleineren und größeren Stürzen. Die Nervosität im Feld war zu jedem Zeitpunkt greifbar und mit jeder noch so kleinen Tempoverschärfung schien unnötige Hektik im Peloton aufzukommen.
Wie von der Classicissima gewohnt erwachte mit dem Ende der Ausreißergruppe und dem Anstieg hinauf zum Cipressa das Rennen zu neuem Leben. Es gab erste Attacken, mitunter von Giovanni Visconti (Movistar) und Ian Stannard (Sky), die eine Lücke von einigen Sekunden zum Feld auffahren konnten. Dort hielten van Avermaet (BMC), Sagan (Tinkoff) und Nibali (Astana) mit ihren Teams stark dagegen und ließen das Duo nicht entscheidend davonziehen. Ca. 15 Sekunden Vorsprung hatten die beiden nach der Abfahrt vom Cipressa, als sie dann von drei weiteren Fahrern (Daniel Oss, Fabio Sabatini und Matteo Montaguti) Gesellschaft bekamen.
Unmittelbar vor dem Fuße des entscheidenden Poggio war es jedoch um das Spitzenquintett geschehen un das Feld war wieder beisammen. Die ersten Meter des berühmt-berüchtigten Anstiegs waren ungewöhnlich ruhig, doch schließlich läutete Andrea Fedi (Southeast) das packende Finale ein. Seiner erfolglosen Attacke folgte ein Angriff von Tony Gallopin, der wiederum von Katusha und Tinkoff mit vereinten Kräften abgewehrt wurde. Doch noch bevor das Peloton komplett zur Ruhe kam, fasste sich Michal Kwiatkowski (Etixx – Quick-Step) ein Herz und zog an. Der ehemalige Straßenweltmeister aus Polen konnte in kurzer Zeit einige Sekunden gut machen, auch weil man sich an der Spitze des Feldes bezüglich der zu leistenden Verfolgungsarbeit uneins war.
Kwiatkowski überquerte als erster die Kuppe des Poggio, wenige Sekunden dahinter folgte das Feld mit Vincenzo Nibali und Peter Sagan an der Spitze. Der Italiener ergriff in der Abfahrt die Initiative und erarbeitete sich mit einer waghalsigen Abfahrt eine Position zwischen Kwiatkowski und den restlichen Verfolgern. Auch Fabian Cancellara (Trek-Segafredo) und Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) versuchen immer wieder erfolglos zu Nibali und Kwiatkowski aufzuschließen.
Auf der kurzen Flachpassage zwischen Poggio und Ziel mussten sich Kwiatkowski, Nibali, Sagan und Co aber dann doch dem Druck beugen und 1.000m vor dem Ziel war klar: Mailand – Sanremo 2016 wir in einem Massensprint entschieden. Zuerst war es Fernando Gaviria, der in einer sehr aussichtsreichen Position mit noch 400 zu fahrenden Metern an der Spitze lag. Doch in der letzten Kurve kam der junge Italiener zu Fall und mischte damit alle Karten neu: Peter Sagan und Edvald Boasson Hagen mussten ihre Idellinien verlassen und ihre Siegchancen damit aufgeben. Ben Swift zog den Sprint schließlich als erster an, konnte das Tempo jedoch nicht halten und wurde noch von Arnaud Demare kassiert.
Fahrer | Land | Team | Zeit | |
---|---|---|---|---|
1. | Arnaud Demare | Frankreich | FDJ | |
2. | Ben Swift | Großbritannien | Team Sky | |
3. | Jürgen Roelandts | Belgien | Lotto Soudal | |
4. | Nacer Bouhanni | Frankreich | Cofidis | |
5. | Greg van Avermaet | Belgien | BMC | |
6. | Alexander Kristoff | Norwegen | Katusha | |
7. | Heinrich Haussler | Australien | IAM Cycling | |
8. | Filippo Pozzato | Italien | Southeast | |
9. | Sonny Colbrelli | Italien | Bardiani CSF | |
10. | Matteo Trentin | Italien | Etixx - Quick-Step |