Radsport: So kann diese Rundfahrt gerne weitergehen. Nachdem die Zuschauer gestern bereits ein Herzschlagfinale bewundern durften, stand die heutige Etappe dieser in nichts nach. Während am Vortag die Ausreißer auf den letzten Metern noch übersprintet wurden, gelang Fabio Aru (Astana) heute der Sieg als Solist. Er reagierte auf eine Attacke von Tony Martin (Etixx-Quick Step) und distanzierte dann seine Mitstreiter auf den letzten Kilometern. Die heranstürmende Meute war dicht hinter ihm zu sehen, doch am Ende fehlten zwei Sekunden.
Frühe Ausreißergruppe heute ohne Chance
Nach der spannenden gestrigen Etappe stand heute erneut ein, wenn auch deutlich leichteres, hügeliges Teilstück auf dem Programm. Von Boën-sur-Lignon nach Tournon-sur-Rhone fuhren die Fahrer über 187,5 km bei strahlendem Sonnenschein durch Frankreich. Erst rund 25 km vor dem Ziel sollte es jedoch richtig spannend werden, denn der Côte de Sécheras zählt zur 2. Kategorie und warf die Frage auf, ob die Sprinter es im Hauptfeld mit über die Kuppe schaffen. Dies ermöglichte den hügelfesten Fahrern eine Chance auf den Etappensieg. Doch diese Chance sahen bereits deutlich früher im Rennen einige Ausreißer. So setzten sich zunächst Thomas De Gendt (Lotto-Soudal), Niki Terpstra (Etixx-Quick Step) und Dimitri Claeys (Wanty-Groupe Gobert) ab, zu denen sich später auch noch Cyril Gautier (Ag2r) gesellte. Das Interesse an einem Etappensieg war jedoch auch im Hauptfeld sehr groß, so dass die Gruppe nicht weiter als sechs Minuten weggelassen und schließlich noch vor dem letzten Anstieg des Tages wieder gestellt wurde. Besonders die Teams Katusha, Cofidis und Giant-Alpecin schienen davon überzeugt zu sein, am Ende ein ernstes Wörtchen um den Sieg mitsprechen zu können.
Tony Martin attackierte hinauf zum Côte de Sécheras
Als es in den Berg hinein ging, attackierte der deutsche Tony Martin (Etixx-Quick Step), der gestern noch für seine Kapitäne Daniel Martin und Julian Alaphilippe arbeiten musste. Es kam sehr schnell zu einer kleinen Lücke, so dass Martin die Bergwertung für sich entscheiden konnte. In der Abfahrt schlossen einige Fahrer zu ihm auf, darunter auch Pierre Rolland (Cannondale) und Fabio Aru (Astana). Im Hauptfeld, welches nur wenige Sekunden dahinter lag, kamen einige Sprinter mit über die Kuppe. Zu sehen waren unter anderem Alexander Kristoff (Katusha) und der Führende in der Punktewertung, Nacer Bouhanni (Cofidis). Da sich die größer gewordene Gruppe an der Spitze uneins war, setzte sich Aru von seinen Mitstreitern ab und war auf den letzten Kilometern als Solist unterwegs. Auf der Abfahrt kam es zu einigen Stürzen, doch auf den ersten Blick konnten alle Fahrer das Rennen wieder aufnehmen. Dies führte zusammen mit dem Wind und den engen Kurven zu einem zerrissenen Fahrerfeld, so dass auch der Leader Alberto Contador (Tinkoff) durch einen Defekt kurzzeitig dahinter zu finden war und sich sowohl der Überblick als auch die organisierte Verfolgung von Aru als schwierig erwies.
Fabio Aru zieht es bis zur Ziellinie durch
Auf den letzten Kilometern jagte die Meute Fabio Aru hinterher. In jeder längeren Geraden erschien sie im Hintergrund, doch eine organisierte Verfolgung konnte der Zuschauer dabei nicht ausmachen. Die Teams der Sprinter waren dezimiert und so rettete der Italiener einen Vorsprung von zwei Sekunden bis ins Ziel. Er attackierte im richtigen Augenblick und löste sich dann von seinen Mitstreitern in einer Phase, in der man fest von einem Massensprint ausgehen musste. Auf den vorderen Plätzen der Gesamtwertung hat sich nichts getan. Alberto Contador liegt weiterhin sechs Sekunden vor Richie Porte (BMC) und 13 vor Chris Froome (Sky).