Radsport: Alle Fahrer, die maximal 25 Jahre alt sind und gut klettern können, wollen das Weiße Trikot gewinnen. Für die Nachwuchswertung ist der Stand im Gesamtklassement entscheidend. Die Gewinner der vergangenen beiden Jahrzehnte überzeugen durch klangvolle Namen und hatten danach fast allesamt eine erfolgreiche Karriere: Jan Ullrich, Ivan Basso, Alberto Contador, Andy Schleck, Tejay Van Garderen, Thibaut Pinot und Vorjahressieger Nairo Quintana – um nur einige zu nennen.
* * * * *
Warren Barguil (Team Giant-Alpecin)
Mit insgesamt sieben Erfolgen führen die Franzosen die Siegerliste in dieser Wertung an. Zuletzt konnten Pierre Rolland 2011 und Thibaut Pinot 2014 die Nachwuchswertung für sich entscheiden. Auch in diesem Jahr ist der Topfavorit ein Franzose: Warren Barguil. Der 25-Jährige Fahrer vom Team Giant-Alpecin ist zugleich der Teamkollege von John Degenkolb und zusammen mit Tom Dumoulin der Kapitän in den Bergen. Zwar konnte er in dieser Saison noch keinen Sieg feiern, doch mit seinem dritten Gesamtrang bei der Tour de Suisse hat er unter Beweis gestellt, dass er rechtzeitig zur Tour de France in guter Form sein wird. Sollte er keine Helferdienste für John Degenkolb oder Tom Dumoulin übernehmen müssen, dann wird ihm das Weiße Trikot kaum jemand streitig machen können. Wenn er sein Ziel – die Top 10 – erreicht, dann dürfte er automatisch auch die Nachwuchswertung in diesem Jahr gewinnen.
* * *
Adam Yates (Team Orica-GreenEDGE)
Obwohl Adam Yates in diesem Jahr kaum nennenswerte Ergebnisse vorzeigen konnte, landete er beim Critérium du Dauphiné auf Rang sieben in der Gesamtwertung. Bei dieser Rundfahrt fuhr er auf vier Etappen in die Top 8 und meldete damit Ansprüche auf das Weiße Trikot bei der Tour de France an. Im vergangenen Jahr gelang ihm der Durchbruch bei den Profis, als er vor allem am Saisonende achtbare Ergebnisse einfahren konnte. Er gewann Clasica San Sebastian und wurde beim GP de Montréal Zweiter. Der ehemalige Bahnradsportler aus Großbritannien wird nach der Tour de France 24 Jahre alt und gilt als der größte Gegner von Warren Barguil im Kampf um das Weiße Trikot. In seinem Team Orica-GreenEDGE wird er zwar einige Freiheiten bekommen, doch gleichzeitig wird er auf bestimmten Etappen auch für seine Teamkollegen arbeiten müssen. Besonders die hügeligen Etappen liegen Adam Yates, aber auch im Hochgebirge konnte er mittlerweile seine Klasse unter Beweis stellen. Wenn er seinen Formaufbau bestens geplant hat und er bei der Tour de France von Unfällen verschont bleibt, könnte er ein Kandidat für das Weiße Trikot und einen Etappensieg sein.
* *
Louis Meintjes (Team Lampre-Merida)
Das Team Lampre-Merida hat sich für diese Saison die Dienste des Toptalents Louis Meintjes gesichert. Der Südafrikaner fuhr zuvor für das Team MTN Qhubeka und konnte in seinen ersten Profijahren bereits auf sich aufmerksam machen. 2014 wurde er beim Giro del Trentino Etappenzweiter hinter Mikel Landa und 2015 gewann er die Rundfahrt Settimana Coppi e Bartali. Den meisten Radsportfans ist er jedoch seit seinem dritten Platz auf einer Etappe des Critérium du Dauphiné 2015 bekannt, als nur Chris Froome und Tejay Van Garderen vor ihm ins Ziel kamen. In diesem Jahr wurde er bei dem französischen Vorbereitungsrennen auf die Tour de France Gesamtneunter. Im Team Lampre wird zwar vor allem für Rui Costa gefahren, doch erfahrungsgemäß wird er als starker Bergfahrer seine Chancen bekommen. Es würde nicht überraschen, wenn Louis Meintjes der lachende Dritte im Kampf um das Weiße Trikot wird, indem er durch einen erfolgreichen Ausreißversuch im Hochgebirge Zeit auf seine Konkurrenten gutmacht
*
Wilco Kelderman (Team Lotto-NL Jumbo)
Der Niederländer Wilco Kelderman gehört ebenfalls zu den Favoriten auf das Weiße Trikot. Besonders bei drei Rundfahrten konnte er in diesem Jahr überzeugen. Mit Platz vier bei der Vuelta a Andalucia und Platz acht bei der Baskenland-Rundfahrt und der Tour de Suisse stellte er mehrfach seine Kletterqualitäten unter Beweis. In den vergangenen Saisons hat sich der jetzt 25-Jährige vor allem als guter Zeitfahrer präsentiert. Seine Entwicklung deutet jedoch darauf hin, dass er sich als Klassementfahrer versuchen möchte. Ob es in diesem Jahr schon für eine vordere Platzierung bei der Tour de France reichen wird, steht in den Sternen. Gewiss ist nur, dass dies seine letzte Chance sein wird, das Weiße Trikot zu gewinnen, da er im nächsten Jahr – im wahrsten Sinne des Wortes – aus dem Weißen Trikot herausgewachsen sein wird. Da sich sein Team Lotto-NL Jumbo häufig in Ausreißergruppen zeigt und Fahrern meist viele Freiräume gibt, stehen seine Chancen gar nicht schlecht, bei einigen Etappen auf die eigene Kappe fahren zu dürfen. Die wenigen Zeitfahr-Kilometer kommen für ihn allerdings ungelegen, denn gerade in dieser Disziplin hat er gegenüber seinen meisten Konkurrenten klare Vorteile.
Noch mehr Infos zur Tour de France 2016, zur Strecke, zu den TV-Übertragungszeiten und vielem mehr findet ihr auf unserer Übersichtsseite