Markt: SKS – die Druckmacher: Der Rennkompressor, Kultgerät unter den Luftpumpen, feiert seinen 50. Geburtstag. Wer den Hersteller und seine Geschichte besucht, lernt aber noch viele weitere spannende Dinge rund um Pumpe und Radschützer (vulgo Schutzbleche) kennen.
Sauerland, Sundern-City: Hier entsteht er, der legendäre Rennkompressor. Direkt neben dem Rathaus produziert auf 38.000 Quadratmetern Fläche SKS Germany, wie das Unternehmen genau heißt, Pumpen und Radschützer, vor allem Kunststofferzeugnisse. Vor 95 Jahren von Karl Scheffer-Klute gegründet, arbeiten heute gut 300 Leute hier. Zur Unternehmensgruppe gehören neben SKS Germany auch Blomus (Wohn-Accessoires) und Schött (Aluminium-Druckguss-Automotive). Innen gibt’s viel Glas und Einblick in die Büros. Und auch nach Außen setzt das Unternehmen stark auf Kommunikation: Ein gut 800 Quadratmeter großer Showroom, die „Orange World“ mit kombinierter Lounge und flexiblen Besprechungs- und Tagungs-Räumen, erzählt davon, dass hier zum Beispiel auch Händlerworkshops stattfinden. Alle Produkte der Firma sind hier ausgestellt, flexible Trennwände zeigen schematisch das Innenleben von Luftpumpen.
Anspruch bei SKS: Automotive Qualität
Alles entsteht in der Designagentur. Ist der Entwurf einer Pumpe fertig, übernimmt die Entwicklungsabteilung. Es entsteht ein Test-Prototyp. Klappt das Ganze, werden die Werkzeugmacher im Haus aktiv: Sie entwickeln die Formen für die Herstellung der Teile. Luftpumpen sind komplexe Produkte mit sehr geringen Fertigungstoleranzen. Dem Unternehmen kommt hier die Erfahrung aus dem Automotive-Bereich zugute, wo bekanntlich höhere Anforderungen als (derzeit noch) in der Velobranche herrschen. Die Kunststoff-Bauteile für satte 50.000 Luftpumpen täglich werden in der eigenen Spritzerei produziert. Hier stehen mittlerweile um die 70 riesige keuchende „Spritz-Monster“. Daneben werkeln bizarre Maschinen: Sie montieren, teils hinter Gitter, vollautomatisch Pumpen, die nach der Qualitätskontrolle direkt in Verpackungen wandern. Ausschließlich per Hand montiert wird: der Rennkompressor! Die wohl berühmteste Standpumpe wird seit 50 Jahren fast unverändert produziert. Er ist der Renner auf dem Markt. Der Druckmacher schafft 16 bar und ist extrem robust.
SKS spricht von Radschutz statt Schutzblech
Weniger komplex ist die Fertigung der Radschützer. Eine weniger als einen Millimeter dünne Alu-Folie wird über Laufrollen und dabei durch heißen, flüssigen Kunststoff gezogen, der sich rundum anheftet. Kommt das Band aus dem Kunststoffbad, wird es abgekühlt und unter Spannung über ein Rad gezogen, wobei es seine horizontale und vertikale Krümmung erhält. Auf die jeweils richtige Länge geschnitten, erhalten die Schützer ihre Spoiler, Kantenschoner und Befestigungselemente. Durch verschiedene Kunststoffe und Alufolie kann das Design stark individualisiert werden. Mittlerweile stellt SKS Germany etwa 1.800 verschiedene Variationen von Radschützern her. Standardversionen gibt’s für den Endkunden, jeder Hersteller kann sein individuelles Radschutz-Süppchen kochen. Etwa 10.000 Stück sind es insgesamt pro Tag, mehr als die Hälfte geht in den Export. Minitools und Satteltaschen kamen in den letzten Jahren dazu und sind mittlerweile gut etabliert. Heute exportiert SKS in 50 Länder. „Made in Germany“ ist dabei für die Sunderner wichtig – und soll es auch bleiben.
SKS: Tradition mit Innovation
Zum 50ten der Power-Pumpe gibt es übrigens eine limitierte Jubiläumsausgabe im original Rot. Als besonderes Extra bekam sie einen Leder-Wandhalter spendiert. Achtung: Weltweit gibt’s nur 5.000 Stück! Modern können die Sauerländer aber natürlich auch, wie das Design der Airworx plus 10.0 zeigt. Pfiffig: Das oben liegende Manometer hat einen Druckablassknopf. Ein Renner ist die Rideair, quasi Luftdruck to go: Die flaschenähnliche Kartusche wird zuhause per Standpumpe aufgefüllt und kommt in den Flaschenhalter. Bei Bedarf gibt die Rideair dann über einen Pumpenschlauch ohne zu pumpen Luft ab – und weiter geht’s. Auf den Einsatz der Handpumpe kann man verzichten. Vor allem für Tubeless-Fahrer ist das besonders interessant, da hier sehr schnell viel Druck in den platten Reifen muss. In der Version „Lock“ hat die Rideair auch noch ein kleines Drahtschloss integriert. Oder das Spacecage: Ein Flaschenhalter, der unter dem Flaschenboden noch ein kleines Staufach, etwa für Flickzeug, bietet … Wir sehen: wenn es um Innovation im Fahrradbereich geht, ist die Kleinstadt Sundern eine echte Metropole.