Radsport: Die Fahrergewerkschaft CPA wandte sich heute mit einem Brief an die Technik-Kommission des Weltverbandes UCI – das Thema? Wieder einmal Scheibenbremsen. Die CPA fordert das vorübergehende Aussetzen der momentan laufenden Testphase, bis alle Forderungen der Fahrer erfüllt sind. Dazu gehören beispielsweise auch schützende Abdeckungen über den Bremsscheiben.
Das Thema Scheibenbremsen im Profiradsport gerät langsam aber sicher zu einer Farce. Nach dem organisatorisch desaströsen und vorzeitig beendeten Testlauf in der vergangenen Saison, steht auch der erneute Anlauf in diesem Jahr schon früh unter keinem guten Stern. Zwar gewann mit Marcel Kittel der erste Profi ein WorldTour Rennen auf einem Rad mit Scheibenbremsen und die Zustimmung im Fahrerlager wächst, jedoch herrscht bei vielen Profis noch immer große Skepsis – auch, weil die Kommunikation zwischen den Fahrern und der UCI nach wie vor mangelhaft scheint.
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So schreibt die Fahrergewerkschaft CPA heute an den Weltverband, dass man die hydraulischen Bremsen bitte wieder aus dem ProPeloton verbannen möge, zumindest so lange, bis die drei zentralen Forderungen der Fahrer erfüllt seien:
- Abrunden der Kanten der Bremsscheiben
- Schutzabdeckung über den Bremsscheiben
- Alle Fahrer im Feld müssen mit dem gleichen Bremssystem ausgestattet sein
Diese Wünsche seien der UCI bereits vor einiger Zeit übermittelt worden. Eine Forderung, nämlich das Abrunden der scharfen Kanten der Bremsscheiben wurde bereits umgesetzt, bei den übrigen beiden sieht die CPA jedoch noch dringenden Handlungsbedarf. Bei den Schutzabdeckungen gäbe es scheinbar bereits einige mögliche Systeme, die man sich momentan ansehen würde, doch die Erfüllung der dritten Forderung steht derzeit noch in den Sternen.
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Dabei scheint die Sorge der Fahrer gerade bezüglich der letzten Forderung begründet: In einem durchgemischten Peloton mit unterschiedlichen Bremssystemen können die Bremswege und Bremspunkte stark variieren – auch so, dass die Profis die Situation selbst schlecht einschätzen können. Die UCI scheint hingegen noch vor einem „Zwangstest“ zurückzuschrecken: Für viele Teams, in der WorldTour, doch vor allem im Pro Continental und Continental-Bereich, wäre der logistische und finanzielle Aufwand beträchtlich.
Gianni Bugno, Sprecher der CPA, betont jedoch in dem Brief, dass sich die Bedenken nicht grundsätzlich gegen den Fortschritt und die Bremsen richten würden, sondern dass man eine verfrühte Einführung auf Kosten der Sicherheit der Profis verhindern möchte: „Wir glauben, dass die Fahrer schlussendlich einverstanden sein und diese neuen Technologien auch sehr gerne in Rennen einsetzen werden, aber erst dann, wenn die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt wurden.“
Noch steht eine Antwort der UCI aus – doch das Thema wird uns sicherlich noch über die Saison hinweg begleiten.