Test: Salsa Beargrease Carbon X7 Carbon – Fatbikes? Für mich bisher eher ein Thema, das ich als XC/Marathon-orientierter Rider eher belächelt bzw. fast schon verachtet habe. Als ich dann das Salsa Beargrease zum Test überreicht bekommen habe, war ich im ersten Moment ziemlich skeptisch. Doch das Salsa und die matschigen Bedingungen mit Restschnee auf den Gipfeln des Bayerischen Waldes im Frühling haben mal wieder gezeigt: Man sollte sich nicht auf seine Vorurteile versteifen und öfter mal was Neues ausprobieren!
Salsa Beargrease X7 Carbon: Rahmen und Gabel
Salsa gilt als einer der Pioniere im Bereich Fatbikes und somit steckt auch schon jede Menge Erfahrung in der Entwicklung des Beargrease Rahmens. Er kommt in einer auffälligen violett-blauen Effektlackierung, die fast an berühmte Klein Rahmen von damals erinnert. Die Carbon Gabel kommt farblich passend dazu und schmiegt sich gut in die weichen Kurven des Carbon-Rahmens an. Der Rahmen besteht aus High Modulus Carbon und spart so ca. 350g gegenüber der Alu -Version. Züge und Bremsleitungen sind dezent im Rahmen verlegt und stören das Gesamtbild nicht. Neben einer Starrgabel kann der Rahmen auch mit gängigen 100mm Fatbike Gabeln gefahren werden; für alle die es gerne etwas komfortabler haben.
Mit dem Rahmen muss man sich auch nicht komplett auf’s Fatbike festlegen, denn es können auch 27,5″ Laufräder mit bis zu 3,25″ bzw. 29″ Laufräder bis 3″ gefahren werden. So kann man, sofern man das möchte, auch spontan mal Laufräder tauschen und den Charakter des Bikes verändern. Am Heck wird eine 177 mm x 12 mm Achse mit symmetrisches Ausrichtung verwendet, für ein steiferes Laufrad am Heck und eine bessere Kettenlinie, welche bei Fatbikes oft auf Grund der breiten Reifen Probleme bereiten kann. Die Gabel ist ebenfalls aus Carbon und mit einer 150 mm Steckachse ausgestattet. An den Seiten befinden der Gabel befinden sich Gewinde, die für die Befestigung von Gepäckträgern oder Flaschenhaltern genutzt werden können.
Salsa Beargrease X7 Carbon: Geometrie
Der erste Blick auf die Geometrie-Tabelle bleibt beim Sitz- und Lenkwinkel hängen. 73° Sitzwinkel und 68,4° Lenkwinkel ganz schön sportlich für ein Fatbike. Auch die Sitzstreben fallen mit 440 mm eher kurz aus und versprechen ein eher wendiges Bike. Salsa verwendet diese Geometrie beim Beargrease schon seit 2012 fast unverändert. Ziel war es, dass sich das Bike auch bei verschiedensten Bedingungen gut anfühlt. Außerdem sollte mit der Geometrie ein gute Kompromiss zwischen Laufruhe und Agilität gefunden werden, trotz der fetten Reifen. Tretlagerhöhe ist auch immer ein Thema beim Fatbike. Diese wurde auch beim Beargrease möglichst niedrig gehalten, um einen tiefen Schwerpunkt zu erreichen, was für eine bessere Kontrolle des Bikes sorgt.
Salsa Beargrease Carbon X7
S | M | L | XL | Größe 5 | Größe 6 | Größe 7 | |
Sitzrohr (in mm) | 381 | 432 | 483 | 533 | |||
Oberrohr horizontal (in mm) | 580 | 605 | 625 | 640 | |||
Steuerrohr (in mm) | 100 | 110 | 120 | 130 | |||
Kettenstrebe (in mm) | 440 | 440 | 440 | 440 | |||
Radstand (in mm) | 1098,6 | 1124,4 | 1145,3 | 1161,1 | |||
Lenkwinkel (in °) | 68,4 | 68,4 | 68,4 | 68,4 | |||
Sitzwinkel (in °) | 74 | 74 | 74 | 74 | |||
Reach (in mm) | 399,6 | 421,8 | 438,9 | 451,1 | |||
Stack (in mm) | 590,0 | 599,3 | 608,6 | 617,9 |
Rahmen | Beargrease Carbon |
Federgabel | Bearpaw Carbon |
Dämpfer | / |
Laufräder | Salsa Fat / SUNringlé Mulefut SL, 80 mm, tubeless |
Reifen VR | 5NRTH Husker Dü, 26 x 4" |
Reifen HR | 5NRTH Husker Dü, 26 x 4" |
Schaltwerk | Sram X7 |
Schalthebel | Sram X5 |
Kurbel | Sram X5 |
Umwerfer | Sram X5 |
Bremse | Sram DB1 |
Bremsscheiben | Sram G2CS |
Sattelstütze | Zoom SP-218 |
Sattel | WTB Pure V Comp |
Vorbau | Salso Guide |
Lenker | Salsa Salt Flat 3 |
Salsa Beargrease X7 Carbon: Ausstattung
Mit 3099 € startet man in die Salsa Fatbike-Welt mit Carbon Rahmen. Diese Version haben wir mit dem Beargrease X7 Carbon im Test. Für den Einstieg bekommt man einen Carbon Rahmen mit eher durchschnittlichen Parts garniert. Geschaltet wird mit einem Mix aus Sram X5 und X7 in einer 2×10 Konfiguration. Wobei die Übersetzung, mit 22-34 an der Kurbel und 11-36t Kassette, auch für steile matschige Anstiege genügend Reserven bietet. Die Bremsen kommen ebenfalls von SRAM mit einer DB1, wobei die Bremsscheiben mit 160 mm vorne und 140 mm hinten eher spärlich ausfallen. Die Laufräder sind mit hauseigenen Salsa Naben und SunRinglé Mulefut SL Tubeless Felgen in 80 mm Breite ausgestattet. Für den nötigen Grip beim Fatbike sorgt ein 45NRTH Husker Dü Reifen in 4,0″ Breite. Ansonsten werden am Cockpit vor allem Salsa Parts und ein WTB Pure V Comp als Sattel verbaut. Die durchschnittlichen Parts heben das Gewicht ein wenig, was für den leichten Carbon-Rahmen etwas schade ist, vor allem im Hinblick auf das Loch, das das Bike schon im Geldbeutel hinterlässt. Dafür hat man aber solide zuverlässige Parts, die auch mehrere Abenteuer mit dem Fatbike überstehen können.
Salsa Beargrease X7 Carbon: Auf dem Trail
Meine Skepsis bezüglich Fatbikes bedeutete natürlich, dass es das Salsa zu Testanfang schwer mit mir hatte. Also machte ich das Beste daraus und suchte in den höheren Lagen des bayerischen Waldes nach Schnee für die erste Testfahrt. Beim ersten Anstieg auf Teer und dann Forststraße zeigte das Salsa dann allerdings schon eine unerwartete Seite: Durch die sportliche Geometrie kletterte das Beargrease überraschend gut und auch der Rollwiderstand hielt sich in Grenzen. Erstes Vorurteil schon mal zunichte gemacht. Im Downhill über die noch verschneiten Wege spielte das Bike dann seine Vorteile voll aus aus. Trotz Tauwetter und relativ tiefem, weichen Schnee sorgten die 4,0″ breiten Reifen bei genügend Speed für ausreichend Auftrieb, um nicht in die Schneedecke einzubrechen. Am Ende der Abfahrt wurde dann noch eine Skipiste gerockt, was auch nochmal richtig Spaß bereitete.
Von den positiven Eindrücken beeindruckt, beschloss ich das Bike auf meine Samstagvormittag XC-Runde mit meinen Kollegen mitzunehmen. Hierfür stellte sich erst einmal die Frage nach dem Luftdruck. Der Luftdruck ist beim ungefederten Fatbike alles, denn er beeinflusst das Fahrverhalten maßgeblich. Bei meinen knapp 80 Kilo beschloss ich mit 0,6 Bar, mit Hinblick auf den Rollwiderstand, in den Reifen zu starten. Damit wurde es dann auf der Strecke bei holprigen Wurzelpassagen doch ein wenig bockig. Also Luft raus. Am Ende bin ich dann bei etwas 0,3-0,4 Bar in den Reifen angekommen. Ich denke aber hier muss jeder je nach Strecke seine optimale Einstellung finden. Für mich persönlich waren dann die angesprochenen 0,4 Bar in den Reifen perfekt. Auf der Runde zeigte sich das Salsa sehr Tourentauglich. Ein wenig unterstützt von den sehr matschigen Bedingungen konnte ich Problem mit den Standard 29er Hardtails mitfahren. Im Downhill ließ sich das Salsa überraschend leichtfüßig und sicher fahren und bereitete viel Spaß.
Die kleinen Bremsscheiben konnte ich auch fast nicht an die Grenzen bringen, da durch die Laufruhe und den schier unendlichen Grip Kurven verdammt schnell gefahren werden konnten. Auch im Auf und Ab auf den Trails erwies sich das Bike als überraschend spritzig und schnell. Klar am Ende zur Tour dann auf Asphalt muss man aufgrund des Rollwiderstands schon einiges mehr leisten, um nicht von den Kollegen abgehängt zu werden. Die Anbauteile, sowie Schaltung und Bremsen funktionierten über den ganzen Test einwandfrei und es konnten keine Auffälligkeiten beobachtet werden. Nur der Sattel war eventuell ein bisschen zu breit für mich, aber das ist ja Geschmackssache.
Naja … vielleicht sind ja Fat Bikes doch nicht so schlecht, dennoch würde ich persönlich es eher als Zweit- oder sogar Drittrad sehen, da man nicht immer Bedingungen vorfindet, in denen man alle Vorteile ausspielen kann. Ich stehe Dank des Beargrease dem Thema Fatbike nun trotzdem einiges um einiges positiver entgegen!