E-Performance / Test: Im Rahmen des Bike Festivals in Riva zeigte man bei Bosch einen neuen Modus für den Performance CX Antrieb, der speziell auf die Bedürfnisse von E-MTBs zugeschnitten ist. Der pragmatisch ‚eMTB‘ getaufte Unterstützungsmodus steuert die Kraft dabei dynamisch, abhängig davon, was der Fahrer in der jeweiligen Situation benötigt.
Bosch gehört sicherlich zu den Pionieren im E-Bike Bereich und ist deshalb auch nicht überraschend der Weltmarktführer – zumindest im Premium-Segment. 2009 wagte das Traditionsunternehmen aus Süddeutschland den Schritt in die E-Bike Welt und hat seitdem viele Innovationen vorangetrieben und unzählige Trends gesetzt. Zuletzt beispielsweise das Dual Battery System, das es den damit ausgestatteten Rädern erlaubt, zwei Akkus zu nutzen und damit fast auf die doppelte Reichweite zu kommen. Im E-MTB Bereich war der Bosch Performance CX Antrieb lange Zeit das Maß der Dinge – zuletzt hat die Konkurrenz in Form von Shimano, Yamaha und Brose jedoch aufgeholt und der E-MTB Thron begann ein wenig zu wackeln.
Was die Power anbelangt, macht dem Performance CX Antrieb ohnehin keiner etwas vor – gerade in den oberen Unterstützungsstufen. Doch Kritiker des Bosch Antriebs mäkelten immer ein wenig am Fahrgefühl des CX – gerade wenn man auch in technisch schwierigem Terrain, auch bergauf, unterwegs ist. Da fiel es in der Vergangenheit teils durchaus schwer, die richtige Dosierung für die unbändige Kraft am Tretlager zu finden. Diese Problematik war natürlich auch den Bosch-Entwicklern nicht fremd und deshalb wurde hinter den Kulissen viele Monate an einer Lösung gefeilt, die nun in Form des neuen eMTB Modus offiziell am 1. Juli 2017 für alle Performance CX Antriebe per Händlerupdate verfügbar sein wird.
Der neue Modus ersetzt die bekannte Unterstützungsstufe Sport – Eco, Tour und Turbo bleiben erhalten. Doch wie soll eine neue Unterstützungsstufe das angesprochene Problem beheben? Die Antwort versteckt sich im Charakter des neuen Modus, der sich nämlich grundlegend von den übrigen unterscheidet. Während bisher die einzelnen Stufen eine festgelegte Wattleistung zur Tretleistung des Fahrers hinzugaben, agiert der eMTB Modus dynamisch: Die Unterstützungsleistung reicht hier von Tour bis Turbo und ist abhängig von einer ganzen Menge an Faktoren, die das System während der Fahrt sammelt. Dazu gehört natürlich die Kraft, die der Fahrer oder die Fahrerin auf das Pedal bringt; ebenso beeinflussen jedoch Kadenz und Geschwindigkeit die Algorithmen im Hintergrund. Lange hat man hier daran gefeilt, um ein möglichst weiches, natürliches Fahrgefühl zu erreichen. Wem dieses Prinzip nun bekannt vorkommt: Ja, die japanische Konkurrenz von Shimano verfolgt mit dem Trail Modus ihres neuen E-8000 Antriebs einen ähnlichen Ansatz.
Beim Bikefestival in Riva konnten wir den neuen Modus bereits auf einer kurzen Testfahrt testen. Mit dabei war unter anderem auch Ex-Trial Weltmeister Stefan Schlie, der bei der Entwicklung mitwirkte und uns mit dem neuen Modus vertraut machte. Auf einer steilen Betonpiste am Westufer des Gardasees stand direkt einmal der Vergleich zwischen dem bisherigen Turbo Modus und dem neuen eMTB Modus an; hierbei fiel auf, dass der neue Modus den selben Unterstützungsgrad erreichen kann, jedoch nur, wenn man entsprechend in die Pedale tritt; das gilt für hohe ebenso wie für kleine Gänge. Schält man jedoch das eigene Bike-Journalisten-Test-Hirn einmal aus und fährt einfach nur Fahrrad, spielt der neue Modus seine Vorzüge meiner Meinung nach am besten aus. Die Unterstützungsleistung wird völlig intuitiv gesteuert und man erhält das versprochen natürliche Fahrgefühl. Bei gemütlichem Tritt stellt sich kein unangenehmes „anschieben“ ein, braucht man jedoch die entsprechende Power, tritt man entsprechend in die Pedale und los geht’s.
Interessant ist natürlich die Frage nach dem Einfluss auf die Akkulaufzeit. Hierzu hat man noch keine aussagekräftigen Untersuchungen gemacht, die sich auch durchaus kompliziert darstellen könnten. Pauschale Aussagen sind auf Grund des dynamischen und individuellen Charakters ohnehin nicht zu treffen, aber der Durchschnittsfahrer dürfte wahrscheinlich ungefähr bei der Reichweite der bisherigen Sport Unterstützungsstufe landen.
Nach wenigen Minuten hatten alle Beteiligten bereits jede Menge Spaß auf den Testrädern und der neue Modus lädt natürlich auch direkt zum Spielen ein. So ist nun endlich auch ein ruhiger Trackstand und sanftes Anfahren in der Folge mit dem Performance CX möglich; bisher musste man dort immer auf das recht unmittelbare Anschieben beim Losfahren reagieren. Nun fühlen sich derartige Manöver, die vor allem in schwierigem Gelände an der Tagesordnung sind, einfach natürlich an – wie auf einem ganz normalen Mountainbike.
Als großer Fan des Trail-Modus des Shimano Antriebs war ich persönlich sehr gespannt auf den neuen Bosch Modus – und wurde nicht enttäuscht. Man bekommt ein wirklich sehr viel natürlicheres Gefühl auf dem Rad, kann intuitiv und in Sekundenbruchteilen auf unterschiedliches Gelände reagieren und hat insgesamt einfach deutlich mehr Spaß auf dem Bike – gerade wenn das Gelände schwieriger wird. Insofern hat sich Bosch auch das passende Motto ausgesucht: Expand your Flow! Übrigens: Im Juni wird am Bikepark Bikezone am Geißkopf im Bayerischen Wald die erste echte E-MTB Strecke eingeweiht, die – wie könnte es auch anders sein – voll unter dem Zeichen #uphillflow stehen wird.
Ab dem 1. Juli steht das neue Softwareupdate allen Bosch Händlern kostenlos zu Verfügung. Besitzer von Bikes mit Performance CX Antrieben können dieses dann vor Ort beim Servicepartner vornehmen lassen. Wir können wirklich jedem nur empfehlen, die wenigen Euro und den Weg zum Händler in Kauf zu nehmen – es lohnt sich.
Web
www.bosch-ebike.com