Fuji Rakan 27,5+ 3.3: Rahmen und Geometrie
Das Rakan 27,5+ basiert auf dem bereits zuvor bekannten, etablierten Fuji Rakan, das eigentlich mit 29″ Laufrädern ausgestattet ist. Im Zuge des Plus-Trends hat man seinem Allrounder bei Fuji ein klein wenig mehr Reifenfreiheit verpasst, dazu Boost-Achsen und einige kleine Stellschrauben an der Geometrie verstellt – und das Rakan 27,5+ war geboren. Auch die 29″ Variante bleibt jedoch im Portfolio und so haben die Käufer die Qual der Wahl – jede Laufradgröße hat ihre eigenen Stärken und Schwächen, doch für ein potentes Trailbike würden wir im Falle des Rakans auf alle Fälle die Plusvariante bevorzugen.
Insofern überrascht es natürlich nur wenig, dass das Bike sowohl optisch, wie technisch sehr an sein Vorbild erinnert. Dazu zählt zum einen der eher unscheinbare Hauptrahmen, zum anderen aber auch der hochinteressante Hinterbau mit dem Fuji-eigenen M-Link System. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um eine Kombination aus dem klassischen Viergelenker mit Horstlink kurz vor der Hinterradachse und einem VPP Hinterbau (Virtual Pivot Point), der üblicherweise ein Gelenk kurz hinter dem Tretlager besitzt. Beim Fuji M-Link sitzt das entscheidende Lager nun in der Mitte der Kettenstrebe – das ist optisch auf den ersten Blick durchaus gewöhnungsbedürfitg und geht auch ein wenig zu Lasten des Gewichts, da eine zusätzliche Verstrebung nötig wird. Aus Erfahrung wissen wir jedoch, dass es sich lohnt, denn der M-Link zählt derzeit zu den besten Hinterbausystemen überhaupt.
Alle Ausstattungsvarianten kommen mit einem Rahmen aus Aluminium – auf Carbon verzichtet Fuji beim Rakan komplett. Die Züge verlaufen allesamt im Rahmen, eine Variostütze lässt sich ebenso problemlos verbauen wie ein Umwerfer. Die Reifenfreiheit im Hinterbau ist ein wenig knapp bemessen – zwischen dem 2,8″ breiten Nobby Nic und der Kettenstrebe bleibt nur noch wenig Platz. Dank der sehr steifen Konstruktion macht das im Trockenen keinerlei Probleme, ist der Reifen aber mit ordentlich Matsch zugesetzt, wird es hier ab und an ein wenig schleifen.
Geometrie Fuji Rakan 27,5+ 3.3
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 381 | 432 | 482 | 533 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 555 | 590 | 612 | 641 |
Steuerrohr (in mm) | 105 | 105 | 115 | 115 |
Kettenstrebe (in mm) | 449 | 449 | 449 | 449 |
Radstand (in mm) | 1110 | 1145 | 1168 | 1197 |
Lenkwinkel (in °) | 69 | 69 | 69 | 69 |
Sitzwinkel (in °) | 74.5 | 74.5 | 74.5 | 74.5 |
Reach (in mm) | 385 | 420 | 440 | 469 |
Stack (in mm) | 611 | 611 | 620 | 621 |
Die Geometrie des Plus-Rakans gleicht in weiten Teilen der des 29″ Pendants – insgesamt geht man hier bei Fuji ein wenig konservativer zu Werke und legt den Fokus mehr auf eine bequeme Sitzposition und eine hohe Tourentauglichkeit, denn auf herausragende Abfahrtsqualitäten. Der Lenkwinkel fällt mit 69° für ein Rad dieser Klasse für unseren Geschmack ein klein wenig zu steil aus, der Hauptrahmen ist eher kurz (440mm Reach in L) und die Kettenstreben eher lang, was auch dem zusätzlichen M-Link Gelenk geschuldet ist. In Kombination mit dem verhältnismäßig großen Stack liest sich das Fuji Rakan 27,5+ eher wie ein potenter Tourer, denn als touriges Trailbike.
Fuji Rakan 27,5+ 3.3: Ausstattung
Rahmen | Fuji A6 SL |
Federgabel | Rock Shox Revelation RL 29 |
Dämpfer | Rock Shox Monarch RT |
Laufräder | Oval Concepts 600AM Boost Plus |
Reifen VR | Schwalbe Nobby Nic 2.8" TrailStar |
Reifen HR | Schwalbe Nobby Nic 2.8" TrailStar |
Schaltwerk | Shimano XT |
Schalthebel | Shimano XT |
Kurbel | Shimano XT 36/26t |
Umwerfer | Shimano XT |
Bremse | Shimano XT |
Bremsscheiben | Shimano RT66 180mm |
Sattelstütze | KS LEV Integra 125mm |
Sattel | Oval Concepts 400 |
Vorbau | Oval Concepts 707 |
Lenker | Oval Concepts 650 Riser |
Keine allzu großen Überraschungen gibt es bei der Ausstattung. Für die 3.499€, die unsere Testvariante beim Händler kostet, bekommt man eine durchweg bewährte, solide Ausstattung, muss aber auf viel Bling Bling und große Highlights verzichten. Das Fahrwerk von Rock Shox ist in dieser Form schon zig-tausendfach erprobt. Der Monarch RT3 Dämpfer lässt sich schnell und einfach per Daumenhebel in drei Dämpfungseinstellungen versetzen und damit auf das Gelände einstellen. Die Revelation RL 29 an der Front ist eine gute Allround-Gabel, auch wenn sie mit ihren 32mm Standrohren keine Ausgeburt an Steifigkeit ist.
Antrieb und Bremsen kommen von A bis Z aus Shimano XT-Reihe. Der 2-fach Antrieb mag zwar bei einigen Trendsettern des Jahres 2017 etwas angestaubt wirken, doch hat die Lösung mit Umwerfer und zwei Kettenblättern noch immer eine größere Bandbreite als die neuen 12-fach Antriebe. Für einen Allrounder wie das Fuji Rakan 27,5+ ist das gewiss ein gutes Argument. Die XT Stopper kombiniert man mit 180mm Scheiben vorn und hinten – das reicht für die meisten Einsatzbereiche aus, lediglich sehr schwere Fahrer sollten über eine 203mm Scheibe vorn nachdenken.
Die Laufräder kommen von der Eigenmarke Oval Concepts und bieten mit breiten Felgen und tubeless-Kompatiblität solide Kost, ohne jedoch Leichtbau-Preise abzustauben. Bei der Variostütze entschied man sich für die LEV Integra aus dem Hause Kind Shock. Das ist eine gute Wahl, die LEV zählt zu den zuverlässigsten Stützen am Markt. Weniger gelungen finden wir den insgesamt etwas geringen Hub der Stütze: In den Größen S und M muss man mit 100mm, in L und XL mit 125mm auskommen.
Auch das Cockpit stammt aus eigenem Hause. Der mit 70mm ziemlich lange Vorbau in Kombination mit dem recht schmalen Lenker wirkt an einem Trailbike etwas deplaziert. Jedoch mag auch nicht jeder Fan des neuen Trends – breit und kurz – sein und so dürfte sicherlich auch dieses Setup seine Freunde finden. Leider geht es am Lenker selbst äußerst eng zu: Mit zwei Shiftern, Bremsen, Remote für Stütze und Gabel sind hier allerhand Hebel verbaut und wer zusätzlich noch einen Radcomputer montiert, muss sich sicherlich erst einmal zurecht finden.
Fuji Rakan 27,5+ 3.3: Auf dem Trail
Das Fuji Rakan 27,5+ 3.3 musste sich wie alle unsere Trailbikes in unterschiedlichstem Gelände beweisen. Positiv fiel sämtlichen Testern der wirklich hervorragende Hinterbau auf, der sich selbst in steilem Gelände und bei offenem Dämpfer nur zu minimalem Wippen hinreißen ließ. Ohnehin klettert das Fuji trotz seines hohen Gewichts ziemlich gut; das liegt unter anderem an dem steilen Lenkwinkel und den langen Kettenstreben, dank derer das Vorderrad auch ohne unangenehme Verrenkungen des Fahrers an Rampen fest am Boden bleibt. Die große Bandbreite des 2-fach XT Antriebs tut sein Übriges zur insgesamt überzeugenden Kletterperformance des Plusbikes.
Ein wenig anders sieht es aus, wenn das Vorderrad nach unten zeigt und das Gelände etwas schwerer wird. Hier muss man der insgesamt doch recht tourigen Geometrie Tribut zollen: Das Fuji wird recht schnell nervös und an richtig steilen Stellen muss man doch weit hinter den Sattel, da es sonst wegen des langen Vorbaus und des steilen Lenkwinkels recht schnell unangenehm wird. Der Hinterbau macht auch hier jedoch eine super Figur und fühlt sich nach sehr viel mehr Federweg an als die 120mm, die er wirklich bietet. Nicht ganz mithalten kann hier die Gabel, die nicht nur sehr schnell flext, sondern deren eher einfache Dämpfung bei schnellen Abfahrten beispielsweise auf Wurzelteppichen etwas überfordert ist.
Die Reifenkombination aus Nobby Nic und Nobby Nic funktioniert bei fast allen Bedingungen und auf fast jedem Untergrund prima: Dank der Plusreifen hat man hier viel Grip, man muss jedoch seinen persönlichen Sweet-Spot beim Luftdruck finden, da es sonst in schnellen Kurven etwas schwammig wird.
Weniger gelungen fanden wir das Cockpit des Rakans: Der Vorbau ist wie bereits erwähnt für unseren Geschmack etwas zu lang, der Lenker zu schmal und zudem einfach zu voll: Zumindest auf den Remote für die Gabel hätte man sicherlich verzichten können, da dieser im Alltag bei den meisten Bikern wohl eher selten zum Einsatz kommt.