Radsport: Im ersten Teil unserer Team-Vorschau auf die Tour de France haben wir unter anderem über Bora-hansgrohe und BMC berichtet. In diesem zweiten Teil geht es um Lotto Soudal, Movistar und fünf weitere Mannschaften. Welche Ziele verfolgen sie bei der 104. Austragung der Tour de France?
Hier geht es zum ersten Teil unserer Team-Vorschau zur Tour de France 2017
Dimension Data: Wie fit ist Mark Cavendish?
Bei der letztjährigen Austragung der Tour de France war das Team Dimension Data wohl die positivste Überraschung der gesamten drei Wochen. Mark Cavendish konnte mehrere Teilstücke für sich entscheiden. Ob ihm das auch in diesem Jahr gelingen wird? Eher unwahrscheinlich. Nicht nur, weil der Brite wieder ein Jahr älter geworden ist. Sondern auch deshalb, weil Mark Cavendish wegen Pfeifferschen Drüsenfiebers lange ausgefallen ist. Doch was bleibt, wenn wir das Team Dimension Data ohne Mark Cavendish betrachten? Da wäre der Norweger Edvald Boasson Hagen, der für einen Erfolg in einem Massensprint mittlerweile zu langsam ist, aber aus einer kleineren Gruppe bei einer hügeligeren Etappe durchaus eine Option darstellen könnte. Stephen Cummings und Serge Pauwels könnten sich bei diversen Etappen in die Fluchtgruppe schleichen und dort für ein erfolgreiches Durchkommen ackern. Bei einem Ausfall von Cavendish könnte Mark Renshaw in seine Fußstapfen treten. Doch der Australier hat in seiner Karriere bisher eher als Anfahrer, denn als vollendender Sprinter überzeugt.
Direct Energie: Auf Etappenjagd ohne Bryan Coquard
Die namhafteste Nicht-Nominierung kommt in diesem Jahr zweifelsohne vom Team Direct Energie. Die französische Equipe wird nämlich ohne Bryan Coquard antreten. Der Sprinter muss nach Meinungsverschiedenheiten mit seinem Arbeitgeber Zuhause bleiben und das Team am Jahresende verlassen. Damit wird Direct Energie in den Massensprints wohl keine Rolle spielen. Somit können sich die neun Profis voll und ganz auf die Etappenjagd über Ausreißversuche konzentrieren. Denn auch einen Klassementfahrer können wir im 9er-Aufgebot nicht ausmachen. Mit den beiden alten Hasen Sylvain Chavanel und Thomas Voeckler hat Direct Energie zwei für ihre Ausreißversuche bekannte Fahrer in den eigenen Reihen. Auch Romain Sicard, Lilian Calmejane und Yohann Gene sind immer für eine Flucht gut. In den Massensprints wird Adrien Petit sein Glück versuchen.
FDJ: Démare für die Sprints & Pinot für die Berge
Beim Team FDJ hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Früher war die französische Equipe bekannt für zahlreiche Fluchtversuche. Mittlerweile haben die Sportlichen Leiter nahezu in jedem Bereich Trümpfe in ihrer Hand. In den Massensprints hat man mit Arnaud Démare einen aussichtsreichen Kandidaten in den eigenen Reihen. Mit Jacopo Guarnieri und Davide Cimolai stehen ihm zwei schnelle Männer zur Seite. Mit Arthur Vichot ist auf welligem Terrain zu rechnen, während Thibaut Pinot der Mann für die Berge ist. Fraglich ist bei Thibaut Pinot, ob er sich auf die Gesamtwertung konzentrieren wird, auf Etappenjagd gehen möchte oder das Bergtrikot anvisiert. Vermutlich wird diese Entscheidung erst im Laufe der Tour de France fallen.
Fortuneo-Vital Concept: Neun Etappenjäger sorgen für Bewegung
Durch eine Wildcard hat sich das Team Fortuneo-Vital Concept auch in diesem Jahr für die Tour de France qualifiziert. Bei den bisherigen Teilnahmen konnten die Zuseher erkennen, dass die Mannschaft im Peloton stets für ordentlich Bewegung gesorgt hat. Vor allem auf flachem Terrain werden wir kaum eine Etappe sehen, wo es eine Fluchtgruppe ohne Beteiligung von Fortuneo-Vital Concept gibt. Maxime Bouet und Brice Feillu werden sich in den Bergen um einen Etappensieg bemühen. In Massensprints und in der Gesamtwertung spielt das Team Fortuneo-Vital Concept vermutlich keine Rolle.
Lotto Soudal: Wie immer führt André Greipel die Truppe an
Lotto Soudal verfolgt seit einigen Jahren die gleichen Ziele bei der Tour de France. An der Spitze steht André Greipel, der in den Massensprints für Etappensiege sorgen soll. Das Grüne Trikot ist ein Traum, doch die Konkurrenz ist in Person von Peter Sagan vermutlich auch in diesem Jahr zu groß. In der Mannschaft gibt es auch ein paar Fahrer, die auf hügeligem oder gar bergigem Terrain für Erfolge sorgen können. Zu nennen sind in dieser Hinsicht vor allem Tony Gallopin, Tim Wellens und Thomas De Gendt. Etappensiege scheinen für das Team Lotto Soudal damit fest gebucht zu sein. Ob sich Thomas De Gendt lediglich darauf konzentrieren wird, ist ungewiss. Es könnte durchaus sein, dass sich der Belgier auch eine gute Platzierung in der Gesamtwertung erhofft oder in der Bergwertung angreifen möchte.
Movistar: Wie gefährlich ist die Doppelspitze Quintana/Valverde?
Das Team Movistar tritt wie in jedem Jahr mit einer Top-Mannschaft bei der Tour de France an. Dies liegt nicht nur an der Doppelspitze Nairo Quintana und Alejandro Valverde, sondern auch an der breiten Helferschar. Andrey Amador und Carlos Betancur hätten in Topform das Zeug, um bei anderen Teams als Kapitän ins Rennen zu gehen. Jasha Sütterlin und Jonathan Castroviejo sind auf flachem Terrain Tempobolzer erster Güte. Zudem können sie in den Zeitfahren für Erfolge sorgen. Komplettiert wird das starke Aufgebot von Jesus Herrada, Imanol Erviti und Daniele Bennati. An Erfahrung und Qualität mangelt es Movistar also auch in diesem Jahr definitiv nicht. Doch wie stark wird Nairo Quintana nach dem Giro d’Italia noch sein?
Orica-Scott: Die Hoffnung ruht auf Esteban Chaves
Es verwundert nicht, dass im Team Orica-Scott neun namhafte Fahrer zu finden sind. Die Mannschaft gehört zu denenigen, wo nahezu alle Fahrer im Aufgebot ihre Freiheiten erhalten werden. Das oberste Ziel sind wie in jedem Jahr die Etappensiege. Doch seit geraumer Zeit befinden sich im Kader auch Profis, die in der Gesamtwertung eine Rolle spielen könnten. Mit Simon Yates, Roman Kreuziger und vor allem Esteban Chaves wurden gleich drei potentielle Top Ten-Kandidaten in die Mannschaft für die Tour de France berufen. Hinter Esteban Chaves stehen jedoch große Fragezeichen. Nach einer langen Verletzungspause gab der kleine Kolumbianer sein Comeback beim Critérium du Dauphiné. Dort fuhr er nur auf Rang 26.