Radsport: Die Tour de France und der Radsport im Allgemeinen unterscheiden sich sehr stark von anderen Sportarten. Hier gibt es nämlich weit mehr als nur einen Gewinner. Nicht nur Chris Froome (Sky) wird Paris nach der dreiwöchigen Tour de France mit einem strahlen im Gesicht verlassen haben. Einige Fahrer mussten jedoch auch Enttäuschungen hinnehmen. Wir stellen sie vor – die 5 Gewinner und die 5 Verlierer der Tour de France 2017.
Tour de France 2017: Der große Gewinner heißt Rigoberto Uran
Der Zweite ist der erste Verlierer. Es gibt wohl kaum eine unsinnigere Redewendung. Denn auch wenn Rigoberto Uran (Cannondale-Drapac) die Tour de France nicht gewonnen hat, so zählt er zweifelsohne zu den größten Gewinnern der letzten drei Wochen. Der Kolumbianer gilt schon seit Jahren als potentieller Sieger einer Grand Tour, doch wirklich zeigen konnte er dies zuletzt nicht mehr. Sein Stern ging im Jahr 2012 auf, als er den Giro d’Italia auf Rang sieben beendete und die Nachwuchswertung gewann. Im gleichen Jahr sicherte er sich die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen. In den beiden darauffolgenden Jahren wurde er sogar Zweiter bei der Italien-Rundfahrt. Danach ging es bergab. Erst jetzt konnte er bei der Tour de France an sein altes Leistungsvermögen wieder anknüpfen. Er gewann die neunte Etappe und lag am Ende der drei Wochen weniger als eine Minute hinter Chris Froome. Mit Rigoberto Uran ist also wieder zu rechnen.
Die weiteren Gewinner: Kittel, Matthews, Barguil & Boasson Hagen
Wer bei der Tour de France fünf Etappen gewinnt, der muss definitiv zu den großen Gewinnern gezählt werden. Auch wenn Marcel Kittel (Quick-Step Floors) leider nicht das Ziel in Paris erreicht hat, konnte er der Rundfahrt seinen Stempel aufdrücken. Nach seinem Sturz auf der 17. Etappe war das Rennen für ihn gelaufen und der Traum von Grün ausgeträumt. Man könnte ihn also als tragischen Helden der Tour de France 2017 bezeichnen. Des einen Leid ist des anderen Freud, denn stattdessen durfte Michael Matthews (Sunweb) in Grün bis nach Paris fahren. Nach zwei Etappensiegen und vielen aktiven Beteiligungen an Zwischensprints hat sich der Australier das aber auch verdient. Ebenso wie sein Teamkollege Warren Barguil (Sunweb), der sich auch zwei Etappen schnappte und das Bergtrikot gewann. Ein riesiges Comeback feierte Edvald Boasson Hagen (Dimension Data). Der Norweger meldete sich mit seinem Sieg auf der 19. Etappe und zwei zweiten Plätzen in Massensprints zurück. Endlich!
Die Jury der Tour de France ist der große Verlierer
Einen einzelnen Fahrer als den großen Verlierer zu bezeichnen, ist bei der diesjährigen Austragung der Tour de France gar nicht nötig. Denn für diesen Titel hat sich die Jury selbst nominiert. Gleich in mehreren Fällen hat die Jury der Tour de France nämlich kein gutes Bild abgegeben. Bereits nach der vierten Etappe ging die Jury mit der Disqualifikation von Peter Sagan (Bora-hansgrohe) auf Konfrontationskurs mit Experten und Fans. Trotz eines Einspruchs des Teams und vielen TV-Beweisen wurde der Ausschluss des Weltmeisters durchgedrückt. Dass dadurch ausgerechnet ein Franzose – nämlich Etappensieger Arnaud Démare (FDJ) – zum Favoriten auf Grün aufstieg, kann bestenfalls als Zufall bezeichnet werden. Ebenfalls einen fiesen Beigeschmack hat die Tatsache, dass Dimension Data – Sponsor des Teams von Sturzopfer Mark Cavendish – als Geldgeber der Tour de France fungiert. Geschadet hat sich die Rundfahrt damit nur selbst. Dass einige Etappen später für diverse Fahrer Geld- und Zeitstrafen ausgesprochen, danach jedoch wieder zurückgenommen wurden, passt dabei sehr gut ins Bild.
Die weiteren Verlierer: Quintana, Pinot, Greipel & Bouhanni
Neben der Jury der Tour de France haben uns aber auch einige namhafte Fahrer enttäuscht. Allen voran die beiden eigentlich sehr starken Klassementfahrer Nairo Quintana (Movistar) und Thibaut Pinot (FDJ). Vor der Saison wollten beide Profis beim Giro d’Italia und der Tour de France für Aufsehen sorgen. Letztendlich hat keiner der beiden eine Rundfahrt gewonnen. Bei der Tour de France hat es dann nicht einmal zu einem Etappensieg gereicht. Dies spricht eigentlich im Bezug auf den sauberen Radsport eine positive Sprache, doch etwas mehr hätten sie uns schon zeigen können. Das trifft auch auf die beiden Sprintstars André Greipel (Lotto Soudal) und Nacer Bouhanni (Cofidis) zu. In Normalform sollten sie einem Marcel Kittel zumindest Paroli bieten können. Zu sehen war davon in den vergangenen drei Wochen aber nichts. Greipel und Bouhanni unterlagen schließlich sogar Démare und Groenewegen. Das kann zwar passieren, aber die Aufgabe der Sprinter sind nunmal Etappensiege. So stehen ihre Teams Lotto Soudal und Cofidis nun ohne Erfolg da.