Test: Seit 14 Jahren baut Cube Viergelenker-Fullies unter dem Namen AMS. Im deutschsprachigen Raum wahrscheinlich eines der am meist verbreitesten Bikes. Das Cube AMS 100 C:68 ist die neueste Schöpfung aus der AMS Linie. Wir waren mit der Oberpfälzer Race-Waffe auf den Trails im Bayerischen Wald unterwegs.
Cube AMS 100 C:68 SL 29: Rahmen
Cube AMS ist sowas wie der VW Golf unter den Mountainbike Fullies. Das Design war immer sehr schlicht und sehr typisch für einen Viergelenker gehalten. Mit der neuesten Ausprägung geht Cube nun jedoch neue und mutigere Wege. Das Design ist deutlich aggressiver. Der Rahmen wurde sehr eckig und markant mit großen Rohrquerschnitten. Oberrohr und Sitzstreben am Hinterbau bilden eine Linie und sorgen für eine sehr stimmige Optik. Der Drehpunkt am Dämpfer wird von einer Kappe verdeckt, die das Gesamtbild noch homogener wirken lässt.
Nicht nur optisch hat sich einiges getan, auch technisch wurde vieles optimiert. Obwohl inzwischen bereits einige Hersteller auf den Drehpunkt am Heck verzichten, bleibt sich Cube mit einem klassischen Viergelenker treu. Im Namen versteckt sich noch eine weitere Neuheit am AMS. C:68 steht steht für das verwendete Carbonmaterial. Carbonfasern werden bei der Rahmenherstellung mit Harz verklebt. Beim C:68 Carbonmaterial wurde der Harzanteil so reduziert, sodass im Rahmen 68% Carbonfasern übrig bleiben. Dies spart Gewicht und drückt den Rahmen des Cubes auf ca. 1550 g in Größe M. Fast schon auf Hardtail-Level.
Natürlich hat Cube auch nicht auf die aktuellsten Standards verzichtet. Wie Boost Hinterbau-Standard mit 148 mm Breite oder innenverlegte Züge, die auf sämtliche Konfigurationen angepasst werden können (1-fach, 2-fach, DI2, Vario-Stütze etc.). Ein weiteres Highlight wird vor allem Langstreckenfahrer freuen. Im Rahmen finden trotz Dämpfer 2 Flaschenhalter für die längere Tour ihren Platz
Cube AMS 100 C:68 SL 29: Geometrie
Auf was kommt es bei einem Race-Fully an? Es sollte vor allem schnell bergauf sein, aber auch wendig und agil für enge XC-Kurse. Auch eine gewisse Laufruhe sollte für High-Speed Abfahrten nicht fehlen und bei heute oft technisch schwierigen Abschnitten sollte es auch nicht überfordert sein. Für Laufruhe und verbesserte Performance bergab hat Cube dem AMS einen moderaten 70° Lenkwinkel verpasst. Hier gibt es bei der Konkurrenz jedoch auch schon Race-Fullies mit flacherem Lenkwinkel. Für die Performance am Berg sorgt der eher steile Sitzwinkel mit 74,5°. Die optimale Balance zwischen Laufruhe, Vortrieb und Wendigkeit findet Cube mit einem eher langem Oberrohr bzw. Reach und einem extrem kurzen Hinterbau. Das Oberrohr fällt mit 613 mm (Größe L) eher lang aus und sorgt für eine eher gestreckte und vortriebsorientierte Geometrie, die natürlich auch von der gewählten Vorbaulänge abhängig ist. Dank Boost-Standards mit breiterem Hinterbau konnten die Kettenstreben mit 443 mm recht kurz für ein 29er Bike gestaltet werden, ohne Reifenfreiheit dabei einzubüßen. Insgesamt eine sehr sportlich orientierte Geo, die ein schnelles, aber auch wendiges Bike, verspricht.
Cube AMS C:68 SL29
16" | 18" | 20" | 22" | |
Sitzrohr (in mm) | 370 | 420 | 470 | 520 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 565 | 590 | 613 | 636 |
Steuerrohr (in mm) | 97 | 107 | 117 | 127 |
Kettenstrebe (in mm) | 443 | 443 | 443 | 443 |
Radstand (in mm) | 1099 | 1125 | 1149 | 1172 |
Lenkwinkel (in °) | 70 | 70 | 70 | 70 |
Sitzwinkel (in °) | 74,5 | 74,5 | 74,5 | 74,5 |
Reach (in mm) | 405 | 427 | 447 | 467 |
Stack (in mm) | 590 | 600 | 613 | 618 |
Cube AMS 100 C:68 SL 29: Ausstattung
Rahmen | AMS 100 C:68 SL 29 |
Federgabel | Fox 32 Float SC FIT4 |
Dämpfer | Fox 32 Float DPS Remote |
Laufräder | DT Swiss CSW MA 2.9 Straightpull |
Reifen VR | Schwalbe Rocket Ron 2,25 |
Reifen HR | Schwalbe Thunder Burt 2,25 |
Schaltwerk | Shimano XTR |
Schalthebel | Shimano XTR |
Kurbel | Shimano XTR |
Umwerfer | Shimano XTR |
Bremse | Shimano XTR |
Bremsscheiben | Shimano XTR |
Sattelstütze | Cube Prolight |
Sattel | Selle Italia SC1 |
Vorbau | Cube Performance Stem |
Lenker | Cube Flat Race Bar |
Cube bietet vom AMS 100 C:68 drei Ausstattungsvarianten an. Los geht es mit der Race Variante bei 3999 € mit Rock Shox Fahrwerk und XT-Ausstattung. Die Speerspitze bildet die SLT-Variante für 5999 €, die mit SRAM XX1 11-fach, Fox Factory Fahrwerk und Newmen-Parts sogar die 9,0 Kilo Marke nach Werksangaben knacken sollte. Unsere getestete SL Variante bildet die Mitte.
Bei der SL Variante des Cube AMS 100 C:68 setzt Cube auf solide und leichte japanische Performance. Mit der Shimano XTR Gruppe macht man sicherlich nichts verkehrt. Zudem wird hier auch eine 2×11 Variante verbaut, die auch Reserven für lange und steile Anstiege bietet, ohne dass bei schnellen Schotterabfahrten die Gänge ausgehen. Bremsgriffe und Shifter sind gut aufgeräumt per Matchmaker am Lenker befestigt und sorgen für eine cleane Optik am Cockpit. Das Fahrwerk kommt von US Hersteller FOX. Hier wird die leichte Stepcast Gabel und der Fox Float DPS Remote eingesetzt. Allerdings nicht in der Factory Variante mit Kashima Beschichtung. Gabel und Dämpfer können per Remote vom Lenker mit einem Hebel angesteuert werden. Hier steht der offene, ein Trail-Modus und ein komplett gesperrtes Fahrwerk zur Verfügung. Der Laufradsatz kommt von DT Swiss und hört auf den Namen DT CSW MA 2.9, einer OEM Ausfertigung von DT Swiss für Cube. Bei den Reifen werden leichte Schwalbe LiteSkin Reifen mit dem Rocket Ron an der Front und dem Thunder Burt am Heck. Carbon-Lenker, Vorbau und Alu-Stütze sind von Cube selbst gelabelt, aber erinnern stark an Syntace. Der Sattel kommt von Selle Italia. Im Komplettpaket eine sehr stimmige Ausstattung, die sich jedenfalls für den Race-Einsatz eignet. Gewogen haben wir unser Testbike mit 10,8 kg, wobei das Testbike schon auf Tubeless umgerüstet wurde und somit schon mal die Schläuche nicht mit ins Gewicht fallen. Das Bike hat allerdings locker noch wenig Potential. Mit ein paar Tuning-Maßnahmen dürfte sich das Gewicht in Richtung 10 kg bewegen lassen.
Cube AMS 100 C:68 SL 29: Auf dem Trail
Wir waren heiß auf das Cube AMS. Und wurden auch nicht davon enztäuscht von auf den ersten Metern zum Trail über den Aspahlt sorgte das Bike für richtig Vortrieb. Fahrwerk verriegelt, eine sportliche Sitzposition und schneller Thunder Burt Reifen am Heck ließen förmlich das Bike zum Traileinstieg fliegen. Am Anfang war allerdings der etwas breite Hinterbau gewöhnungsbedürftig. Fahrer mit dicken Wadln werden hier öfter am Hinterbau streifen. Aber nach einiger Zeit hat man sich auch daran gewohnt und passt sich dem Bike etwas an. Schalten und Bremsen funktioniert mit der Shimano XTR Gruppe gewohnt solide.
Auf einem lokalen XC-Track sollten wir dann die Race-Tauglichkeit des Bikes überprüfen. In steilen Anstiegen klettert das Cube spielend leicht und sollte mal die Puste weg sein hat man auch noch das kleine Kettenblatt vorne als Reserve. Nur der Schwalbe Thunder Burt Reifen am Heck verlor im nassen und schwierigen Terrain etwas den Grip. In verwinkelten Passagen zeigt sich Wendigkeit des Bikes, hier lässt sich das Bike schnell um enge Kurven bewegen. Im Downhill zeigt sich das Bike sehr laufruhig und stabil auch bei hohen Geschwindigkeiten. In technischen Passagen brilliert vor allem der Hinterbau des Cubes. Auch bei größeren Schlägen wirkt der Hinterbau kaum überfordert und bringt das Bike, zusammen mit der Fox Gabel an der Front, nicht unnötig in Unruhe. Manchmal machte nur der Remote-Lockout etwas Probleme. Die Justierschraube zur Seilspannung lockerte sich ab und zu und musste nachjustiert werden. Man kann sagen, dass da Cube eine echte Renn-Feile ist. Verspielt ist das Bike aufgrund des langen Reachs eher nicht, aber es sollte ja primär schnell sein.
Im Testeinsatz haben wir auch mal einen kürzen Vorbau und einen etwas Traillastigeren Laufradsatz montiert und waren auf den Trails unterwegs. Auch als Tourenbike eignet sich das AMS sehr gut und hat auch Reserven für den Trail-/ Touren-Einsatz.