Radsport: Die Tour de l’Avenir stellt ein echtes Highlight im Radsportkalender dar, besonders für die Nachwuchsfahrer der U23 Klasse. Nicht umsonst zählt die Rundfahrt als Tour de France für die Espoires und hat dementsprechend hohen Stellenwert. Dies sieht man auch daran, dass sich das Team Sky direkt jeweils den Gewinner des Gelben Trikots, der Sprintwertung und des Bergtrikots für die nächste Saison gesichert hat. Mit dabei auch unser Redakteur Florian Nowak der uns neben seinen Wattwerten auf Strava auch ein paar Eindrücke mitgebracht hat.
Nachdem ich diese Saison mit einem 4. Platz bei den Deutschen U23 Meisterschaften und einem 7. Platz bei den Profi Meisterschaften überzeugen konnte wurde ich von Bundestrainer Ralf Grabsch als einer von 6 deutschen Fahrern für die Tour de l’Avenir nominiert. Der Stellenwert dieser Rundfahrt wird einem erst so wirklich klar, wenn man vor Ort ist. Die ganze Infrastruktur ähnelt den großen Rundfahrten und die Fernsehübertragungen dieses Jahr machen es für junge Fahrer um so wichtiger sich zu zeigen.
Jeder der Starter hat als Vorbereitung etliche Renntage in den Beinen und dennoch war der Auftakt für viele Fahrer eine ganz spezielle Angelegenheit. Am Start konnte man förmlich spüren wie alle nervös sind, da jeder gespannt war was einen erwartet und einfach loslegen wollte. Am Vortag gab es nach einem offiziellen Sicherheitsmeeting durch die UCI noch die Startnummern – für mich die 13, die ich natürlich die nächsten 10 Tage aus Aberglauben immer verkehrtherum an meinem Trikot anbrachte.
Zu den einzelnen Etappen könnte ich hier jetzt viel erzählen und erklären, aber so wirklich erinnern kann man sich nach knapp 2 Wochen auch nicht mehr. Das liegt einfach daran, dass man meiner Meinung nach die Tage so schnell abhaken muss und schon wieder in der nächsten Etappe steckt, dass man die ganzen Schmerzen, Aktionen und Rennsituationen oft einfach verdrängt oder gar nicht zu sehr darüber nachdenkt. Was man aber auf jeden Fall sagen kann und das über alle Etappen hinweg, es ist Wahnsinn wie eng hier gefahren wird und was für eine Hektik, sowie Unruhe hier im Vergleich zu anderen Rennen herrscht. Einmal nicht aufgepasst hat man innerhalb von 10 Sekunden gut 50 Positionen verloren und diese hat man sich gerade erst über die letzten 5 km hart erarbeitet. Das macht es für uns Fahrer auch mental echt hart, da man immer konzentriert sein muss, natürlich auch wegen der Stürze, die man gerne vermeiden möchte. Für alle die mehr über die Fahrweise und das Rennen an sich erfahren möchten habe ich meine Stravadateien inklusive Wattwerten hochgeladen, um mal einen kleinen Eindruck zu vermitteln was es braucht so eine Tour überhaupt durchzustehen.
Viel interessanter finde ich es aber euch noch ein wenig über die nicht so offensichtlichen Dinge einer Rundfahrt zu berichten. Genauso wichtig wie eine gute Form ist es für die Fahrer ein gutes Team zu haben und damit meine ich nicht nur die Leistungsfähigkeit der einzelnen Sportler, sondern auch das Zwischenmenschliche. Während so einer Rundfahrt gerät man schnell an sein Limit und da ist es ganz wichtig eine gute Stimmung im Team zu haben. Mit Johannes Schinnagel, Patrick Haller und Georg Zimmermann hatte ich gleich drei Freunde aus meinen Jugendzeiten im Bayerischen Radsportverband und im Team Auto Eder Bayern von Manager Ralph Denk dabei. Konrad Gessner und Leon Rohde komplettierten unsere coole Truppe und es machte von Anfang an richtig Laune mit den Jungs unterwegs zu sein.
Aber wieder zurück zum Stress abseits des Rennens: Während so einer Rundfahrt hat man natürlich auch jede Menge Transfer von A nach B ins nächste Hotel. Das kann irgendwann auch mal ganz schön anstrengend werden, wenn man in der früh gleich nach dem Aufstehen die Koffer packen muss zur Etappe fährt dann im Ziel wieder ins Auto steigt und dann zum nächsten Hotel fährt, um am nächsten Tag alles zu wiederholen. Da ist es dann schon echter Luxus, wenn man mal zwei Tage am selben Ort ist und das Hotel nicht wechseln muss. Auch der 300 km Transfer vor dem Ruhetag gestaltete sich für mich noch etwas schwierig, denn ich wurde zur Anti-Doping Kontrolle gelost. Nach so einer heißen Etappe war das aber nicht so einfach und zog sich für mich etwas in die Länge, aber zu Abendessen waren wir dann auch pünktlich im nächsten Hotel. Übrigens haben wir noch keinen Teambus wie die Großen und müssen uns daher oft mal selbst behelfen, wenn es wie so oft in Frankreich keine Duschen im Ziel gibt und das nächste Hotel noch ein paar Stunden entfernt liegt. Aber auch das haben wir als Mannschaft gut gemeistert.
Nach der Rundfahrt bin ich nun aber froh wieder heim zu kommen. Hintenraus ging mir etwas die Luft aus, da die Mannschaft und ich auf den ersten 6 Etappen viel investiert haben, um ein gutes Ergebnis einzufahren. Da war es dann auch nicht gerade förderlich am Ende nochmal ein Hotel auf über 1800 Metern zu haben. Dennoch waren die großen Bergetappen gerade von der Kulisse wahnsinnig schön auch wenn man im Rennen natürlich viel zu wenig Zeit hat um es zu genießen. Für mich war die Tour de l’Avenir aber ein super tolles Erlebnis und ich bin froh diese harte Challenge gepackt zu haben. Auch wenn es mit dem erhofften ganz großen Ding für uns als Team nicht gereicht hat können wir mit unserer Fahrweise und unserer Moral voll zufrieden sein. An dieser Stelle ein großes Danke an die Jungs und das ganze Team inklusive Trainer, Betreuer und alle die die Daumen gedrückt haben.