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Radsport

Radsport: Red Bull Rampage 2017: Kurt Sorge gewinnt hochkarätiges Spektakel

28. Oktober 2017 by Michael Faiß

MTB-News: Der Kanadier Kurt Sorge hat die Red Bull Rampage 2017 gewonnen. Der 28-jährige ist damit der erste Fahrer in der Geschichte der Veranstaltung, der am Ende drei Mal ganz oben auf dem Treppchen stand. Cam Zink und der erst 20-jährige Newcomer Ethan Nell komplettieren das Podium. Diskussionen gibt es um einige strittige Jurywertungen.

Für viele ist die Red Bull Rampage alljährlich eines der Highlights der Gravity-Saison, andere wiederum werden nicht müde, die Veranstaltung zu kritisieren, da die Teilnehmer einem sehr großen Risiko ausgesetzt sind. In der Vergangenheit gab es immer wieder schlimme Stürze mit oftmals schweren Verletzungen. Umso schöner, dass es in diesem Jahr wohl so wenige Stürze gab wie nie zuvor. Ein großer Teil der Starter brachte die jeweiligen Runs sicher hinunter ins Ziel. Ausgerechnet Vorjahressieger Brendon Semenuk gehörte jedoch zu den Fahrern, denen ein Sturz zumindest im ersten Run einen Strich durch die Rechnung machte. Für Unmut bei den Zuschauern sorgte eine strittige Jurybewertung von Antoine Bizets erstem Run.

Red Bull Rampage 2017
Tolles Wetter, zahlreiche Fans – die Bedingungen für die Rampage 2017 waren perfekt.


Red Bull Rampage 2017: Cam Zink schrammt knapp an zweitem Rampage Triumph vorbei

„Das war der Run meines Lebens,“ sagte ein ungewohnt emotionaler Cameron Zink nach seinem ersten Lauf in das Mikrofon. Der US-Amerikaner hatte zuvor nicht nur die wahrscheinlich steilste Line in der Geschichte des Events gefahren, sondern bei seinem unfassbaren Flat-Take-Of Flip Drop hielten nicht nur seine Frau und seine beiden Kids im Ziel den Atem an. Es ging alles gut und der YT Fahrer brachte seinen Run sicher nach unten, nicht ohne noch den einen oder anderen Trick einzustreuen. Die Judges honorierten die Leistung mit 90.33 Punkten – Platz 1 zu diesem Zeitpunkt.

Die unglaubliche Line, die Zink direkt zu Beginn seines Runs fuhr bezeichnete er selbst als „das Herz der Hölle“.


Damit saß Zink für eine lange Zeit als Führender im Hot Seat – bis Kurt Sorge sich in Richtung Ziel stürzte. Der zweifache Rampage-Champion wählte keine ganz so extreme Line wie Zink und verzichtete auf allzu verrückte Tricks, aber kein anderer Fahrer fuhr mit so viel Style, einer so hohen Trickdichte und einer an Perfektion grenzenden Präzision die teils fast senkrechten Felspisten ins Ziel. Damit schob er sich an Zink vorbei – 92.66 Punkte.

Style, Geschwindigkeit, Tricks – hier passte wirklich alles.
Kurt Sorge lieferte einen nahezu perfekten Run.


Als erster Fahrer gewinnt Kurt Sorge zum dritten Mal die Red Bull Rampage.

Im zweiten Run setzte Zink nochmals alles auf eine Karte. Dieselbe atemberaubende Line. Derselbe Flat Flip Drop. Zum Ende seines Runs nahm er volles Risiko und setzte am letzten trickbaren Sprung zum Frontflip an, der jedoch missglückte und Zink in einer großen Staubwolke zum Stehen kam. Unverletzt – aber der Traum vom zweiten Rampage Sieg war damit ausgeträumt.



Red Bull Rampage 2017: Rookie Ethan Nell verblüfft alle

Der 20-jährige Ethan Nell ist – verglichen mit dem ansonsten hochkarätigen Starterfeld – ein noch recht unbeschriebenes Blatt. Zum ersten Mal ging er nun bei der Rampage an den Start, hatte jedoch einen entscheidenden Vorteil: Er lebt in der Region, wohnt keine 15 Minuten entfernt von der Rampage Location in Utah und kennt wie er selbst sagt jedes Sandkorn – und das spürte man. Bereits sein erster Run war für einen Newcomer sehr risikoreich und teils etwas wild und ungestüm, aber erfolgreich: Sturzfrei kam er ins Ziel, erntete tosenden Applaus der Zuschauer und eine 80er Wertung der Jury.

Ethan Nell kannte die Location wie seine Wüstentasche…

Man sollte annehmen, als junger Kerl und Rampage-Neuling ist man damit zufrieden. Doch weit gefehlt: Nell setzte in seinem zweiten Run noch einen drauf, ging volles Risiko und rauschte mit einer beeindruckenden Unbekümmertheit und jeder Menge Style gen Tal. Im Ziel schmiss er sein Bike auf die Seite und jubelte gemeinsam mit den Fans. Er wusste, dass das ein unfassbarer Lauf war: 90 Punkte! Damit verdrängt er niemand geringeres als Vorjahressieger und Slopestyle-Superstar Brendon Semenuk vom Podium.



Mit viel Risiko warf sich er Rookie in Richtung Tal und erntete dafür einen Podiumsplatz.

Für Semenuk selbst lief es eher unglücklich. Er ging am Ende des ersten Runs an den Start und stürzte bereits recht früh nach einem etwas missglückten 360 Drop. Sein Pech war: Seit diesem Jahr herrscht bei der Rampage ein neuer Modus, nach dem die Fahrer im zweiten Lauf entsprechend ihrer Punktzahl des ersten Runs starten. Für Semenuk hieß das – kaum war er unten, musste er wieder nach oben. Mental nicht ganz frisch und körperlich etwas lädiert legte er zwar einen sehr guten, aber für seine Verhältnisse eher unspektakulären Lauf hin. Am Ende reichte es mit 89.66 Punkten dennoch zu Platz 4.



Brandon Semenuk wurde Opfer des neuen Startmodus – mehr als Platz vier war nicht drin für den Superstar.

Red Bull Rampage 2017: Jury erntet Pfiffe für Bewertung von Antoine Bizet

Im letzten Jahr landete Antoine Bizet den ersten Double Backflip in der Geschichte der Red Bull Rampage und musste sich insgesamt nur ganz knapp dem späteren Sieger Brandon Semenuk geschlagen geben. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den zuweilen etwas verrückten Franzosen, der seit diesem Jahr übrigens neu auf Bikes des deutschen Herstellers ROSE unterwegs ist. Der Druck war also zweifellos da, aber das schien Bizet nicht zu kümmern. Nicht nur gab’s im ersten Run eine technische Line und einen spektakulären Frontflip, sondern er wiederholte sogar seinen Double Backflip aus dem Vorjahr.

Eigentlich hatte Antoine Bizets Run alles, was man für eine Top-Platzierung braucht – da waren sich fast alle einig. Nur die Judges waren scheinbar anderer Meinung.


Jeder rechnete mit einer Top-Platzierung, eventuell sogar vor dem bis dahin führenden Cam Zink. Die Judges waren anderer Meinung: Gute, aber keineswegs überragende 81 Punkte war ihnen Bizets Versuch wert. Von den Zuschauern gab es laute Pfiffe und Buh-Rufe, Bizet selbst blickte lächelnd, aber doch etwas ungläubig drein. Im Interview sagte er: „Keine Ahnung, ist mir aber auch nicht so wichtig. Ich bin super glücklich mit meiner Leistung!“

Dass es ihm dann doch nicht ganz so egal war, zeigte er beim zweiten Versuch. Nicht wenige rechneten damit, dass er mit etwas Wut um Bauch noch einen draufsetzen würde. Doch es kam anders, ganz anders: Lässig schnallte er sich am Start seinen Rucksack (!) auf, rollte entspannt nach unten, jedoch nicht ohne immer wieder anzuhalten und die Zuschauer anzustacheln. Diese quittierten den Protestlauf mit lautem Jubel. Bei der Online-Abstimmung zum People’s Choice Award gewann Bizet übrigens mit riesigem Abstand und fast der Hälfte der abgegebenen Stimmen. Das bringt ihm immerhin ein $5.000 großes Trostpflaster ein.



Red Bull Rampage 2017: Endergebnis

PlatzFahrerLandPunkte
1.Kurt SorgeKanada92.66
2.Cam ZinkUSA90.33
3.Ethan NellUSA90.00
4.Brandon SemenukKanada89.66
5.Brett RheederKanada89.33
6.Thomas GenonBelgien89.00
7.Carson StorchUSA87.66
8.Kyle StraitUSA87.33
9.Tyler McCaulUSA87.00
10.Tom van SteenbergenKanada84.33

Red Bull Rampage 2017: Das gesamte Event im Replay

Stichworte:DownhillFreerideMTBNewsRampageRed Bull Rampage

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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