Radsport: Das Jahr 2017 kam im Radsport ohne viele Überraschungen und Enttäuschungen aus. Wer die gesamte Saison über fit war, hat größtenteils auch sein Potential abrufen können. Drei Fahrer sind uns aber dennoch eingefallen, von denen wir uns etwas mehr erhofft haben: Zwei davon haben uns sportlich enttäuscht, einer menschlich.
Bryan Coquard: Keine Tour, kein gutes Jahr
In Frankreich mangelt es gewiss nicht an guten Sprintern. Mit Arnaud Demare und Nacer Bouhanni gehören zwei Franzosen zu den stärksten Sprintern der Welt. Auch Bryan Coquard vom Team Direct Energie ist zu nennen. Der 25-Jährige hat jedoch keine gute Saison in den Beinen. Im Gegenteil: Mit nur fünf Siegen bei weniger wichtigen Rennen gehört er zweifelsohne zu den enttäuschenden Fahrern des Jahres. Seine Erfolge fuhr er bei der Volta a la Comunitat Valenciana, der Vuelta a Andalucia, der Circuit de la Sarthe und der Belgium Tour ein. Dort war die Konkurrenz gewiss nicht stark. Bei wichtigen WorldTour-Rennen stand Coquard selten am Start – und wenn, war er chancenlos gegen die Elite der Sprinter. Auch deshalb setzte Teamchef Jean-Rene Bernaudeau ihm ein Ultimatum. Der wechselwillige Coquard solle beim Criterium du Dauphine eine Etappe gewinnen, um überhaupt für die Tour de France nominiert zu werden. Coquard wurde bestenfalls Fünfter und verpasste die Grande Boucle. Ein Jahr zum vergessen also für den so talentierten, kleinen und wendigen Sprinter. Damit das nicht noch einmal passiert, hat er nun bei einem anderen Team unterschrieben. Ab 2018 wird Bryan Coquard für Vital Concept fahren – und wohl ziemlich sicher durch eine Wildcard seiner Mannschaft bei der Tour de France auf Etappenjagd gehen.
Un grand plaisir ce retour à la compétition ✌️#tourdebelgique https://t.co/kBCeUjzjxf pic.twitter.com/A2hC0vb0y5
— Coquard Bryan (@bryancoquard) 24. Mai 2017
Gianluca Brambilla: Nur noch Helferdienste
Im vergangenen Jahr lieferte Gianluca Brambilla seine bislang stärkste Saison ab. Kein Wunder, dass die Erwartungen an ihn auch für 2017 gestiegen sind. Erfüllen konnte er diese jedoch nicht. Der Italiener durfte sich über keine Top 5-Platzierung freuen. Bei einem erfolgsverwöhnten Team wie Quick Step-Floors ist dies natürlich nicht hinnehmbar. Natürlich gilt zu bedenken, dass der 29-Jährige hauptsächlich als Helfer eingeteilt wurde. Doch streng genommen startete er in seiner Karriere meist als Helfer in eine Saison. Dennoch fuhr er Siege oder zumindest zahlreiche Ergebnisse unter den ersten zehn ein. In diesem Jahr jedoch erfüllte er lediglich die Dienste eines Wasserträgers. Bei der Tour de France zum Beispiel war er in den Bergen für Daniel Martin da. Überzeugen konnte er aber auch als Edelhelfer nicht. Die Folge ist ein Teamwechsel, denn Brambilla erhofft sich mehr Freiheiten und dadurch wieder deutlich bessere Resultate. 2018 wird er für Trek-Segafredo an den Start gehen. Dort ist nach dem Karriereende von Alberto Contador ein Platz frei geworden.
We are happy to announce that 🇮🇹 Italian climber @glbrambilla will be joining our team for the next two years!
Photo: @TDWsport pic.twitter.com/A2jzgG6055— Trek-Segafredo (@TrekSegafredo) 13. September 2017
Samuel Sanchez: Mit 39 das goldene Denkmal zerstört
Zweifelsohne als alter Hase bezeichnet werden kann Samuel Sanchez. Der Spanier begann im Jahr 2000 seine lange Karriere. Zur Einordnung: Damals gewann Stefano Garzelli den Giro d’Italia, Roberto Heras die Vuelta a Espana, Johan Museeuw Paris-Roubaix und Erik Zabel Milan-San Remo. Es waren andere Zeiten. Umso enttäuschender ist die Tatsache, dass Samy kurz vor dem Ende seiner Karriere für eine deftige Negativschlagzeile sorgte. Kurz vor dem Start der Vuelta a Espana musste er seine lange Laufbahn nämlich notgedrungen beenden. Nach einem Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt musste er zunächst verletzt pausieren. Er spielte mit dem Gedanken, die Karriere zu beenden. Doch er entschied sich, doch noch einmal die Vuelta zu fahren und danach zu entscheiden, ob er noch ein weiteres Jahr als Profi aktiv sein möchte. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, denn vor dem Start der Spanien-Rundfahrt wurde Sanchez positiv getestet. Auch die B-Probe war positiv. Ein unglücklicheres Karriereende hätte sich der Olympiasieger von 2008 nicht aussuchen können.
Samuel Sanchez eyeing off Vuelta a Espana stage win https://t.co/1fxrc932l9 pic.twitter.com/bizKSY0ewq
— Cyclingnews.com (@Cyclingnewsfeed) 16. August 2017