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E-Bikes Tour und Alltag: Test: BMW X2City – Was kann der BMW Tretroller mit E-Antrieb?

20. Februar 2018 by Marcus Degen

Test: Das Prinzip „Roller“ einmal anders: Mit dem BMW X2City ist BMW in der Zusammenarbeit mit Kettler eine sinnvolle Elektrifizierung gelungen, die im urbanen Verkehr ihre Nische finden dürfte. Zumal der BMW Tretroller Fahrspaß auf hohem Niveau garantiert.

BMW hat sich immer wieder an ungewöhnliche Fahrzeugkonzepte herangewagt. Man denke nur an den „Kabinenroller“ C1, der um die Jahrtausendwende vorgestellt wurde – ein Zweirad, das seiner Zeit sicher voraus war, damals aber von vielen einfach nicht verstanden wurde.

Der BMW X2City dürfte da einen leichteren Stand haben. Im Zeitalter von Segway und Hoverboard ist unkonventionelle Personenbeförderung kein Tabu mehr, und der Sinn des BMW X2City dürfte sich beim Betrachten der Kennzahlen leicht erschließen: Das etwa 20 Kilo wiegende Fahrzeug ist nämlich bis zu 25 km/h schnell – ein ziemlich kompakter, ziemlich flotter Flitzer also, für den sich im urbanen Verkehr sicher eine passende Lücke finden dürfte.



BMW Tretroller
Der BMW X2City hat eine sehr eigene Formsprache und zieht die Blicke auf der Straße magisch auf sich.

Und wo diese liegt, ist auch schon klar. Der BMW Tretroller ist nämlich rechtlich dem Fahrrad bzw. dem E-Bike gleichgestellt, wird also auf der Straße oder auf Radwegen bewegt und überall sonst, wo man Rad fahren darf. Möglich wurde dies durch den ungewöhnlichen Antrieb: Damit der Roller in Bewegung bleibt, muss man alle paar Sekunden auf die Wippe hinten am Trittbrett treten – eben ein bisschen wie beim Pedelec. Lässt man den Fuß einfach stehen, schaltet sich der Motor ab, ebenso beim Betätigen der Bremsen.

Durch eine stetige Wipp-Bewegung des kleinen Pedals auf der Standfläche, wird der Antrieb aktiviert.


Deutsche Bremstechnik von Magura.
Beim Betätigen der Hebel wird nicht nur die Unterstützung unterbrochen, sondern auch das Bremslicht aktiviert.

Interessant gelöst ist auch die Dosierung der Geschwindigkeit. Was beim Elektrofahrrad die Unterstützungsmodi sind, sind beim BMW X2City die Geschwindigkeitsstufen – 8, 12, 16, 20 sowie 25 km/h. Damit kann man das Tempo ziemlich fein an die Verkehrssituation anpassen; in der freigegebenen Fußgängerzone rollt man mit 8 km/h dahin, auf dem Radweg mit 16 bis 20 und auf der Straße mit der Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h. Und ein bisschen echtes Tretroller-Feeling gibt es auch: Damit der Motor anspringt, muss man sich in klassischer Manier mit dem Fuß abstoßen; bei 6 km/h wird dann der Antrieb aktiviert und beschleunigt auf das gewählte Tempo.

Der Motor kommt von Marquardt
Die Lenkerfernbedienung ist äußerst gelungen…
… und das Display sehr gut ablesbar, auch in der prallen Sonne.


Dabei erweist sich der Hecknabenmotor als ziemlich sportlich; aus dem Stand und im Stehen auf 25 km/h gebracht zu werden, ist anfangs ziemlich ungewohnt. Unwillkürlich verlagert man das Gewicht nach hinten und vergisst dabei, mit der Ferse zu pumpen – schon rollt der X2 aus. Die regelmäßige Betätigung des Pedals ist definitiv etwas, woran man sich gewöhnen muss. Wer erst einmal mit mittlerem Tempo startet, hat den Bogen aber bald raus und kann sich dann über angenehmen Fahreigenschaften freuen. Trotz der nur 16 Zoll großen Räder rollt der BMW Tretroller ziemlich souverän dahin, wobei die breiten Reifen auch Kopfsteinpflaster locker schlucken. Aufpassen muss man freilich bei Schlaglöchern oder Bordsteinkanten, denn die Bodenfreiheit ist nicht sehr groß und das Trittbrett kann aufsetzen. In Kurven wiederum ist das kein Problem – die mit dem Roller möglichen Schräglagen sind überraschend groß.

Die Supernova Beleuchtung …
… würde auch einem ausgewachsenen E-Bike gut zu Gesicht stehen.
Lobenswert sind die guten Ergon Griffe.


Im Cockpit des BMW Tretrollers fühlen sich Radfahrer bzw. E-Biker sofort wohl. Komfortable Ergon-Griffe, starke Magura-Scheibenbremsen, ein deutlich ablesbares Display mit gut erreichbaren Tasten – all das kennt und schätzt man, ebenso die helle, hochwertige Supernova-Lichtanlage. Ein weiteres Plus ist der leicht entnehmbare Akku, wobei man den Roller aber auch über die Außenladebuchse mit neuem Strom versorgen kann. Die Akkukapazität scheint mit 408 Wh recht hoch; nicht vergessen darf man jedoch, dass hier keine fahrerseitige Eigenleistung addiert werden kann – die vom Hersteller angegebene Reichweite von 25 bis 35 km ist also realistisch.

Nicht ganz überzeugen kann der Roller freilich beim Transport. Zwar kann der (gut höhenverstellbare) Lenker geklappt, dann jedoch nicht fixiert werden. Auch der recht lange Radstand wirkt sich auf die Handlichkeit aus. Damit der Roller voll ÖPNV-tauglich wird, müsste sich hier noch etwas tun.

Der Kurzstrecken-Fahrspaß stimmt jedenfalls, und da lästige Faktoren wie Versicherungspflicht etc. wegfallen, ist leicht vorstellbar, dass der BMW Tretroller viele Freunde gewinnt. Eine Alternative zum E-Bike ist er dabei nicht – Faktoren wie Gepäcktransport, Reichweite und Langstrecken-Sitzkomfort stehen dem entgegen. Wer sich jedoch mit einem Elektrorad beinahe über-ausgerüstet fühlt, sollte das ungewöhnliche Fahrzeugkonzept ausprobieren. Aber bitte nicht beim BMW-Händler fragen – Vertriebspartner Kettler Alu-Rad bietet den Roller bei ausgewählten Rad- und E-Bike-Händlern an.



BMW Tretroller

Fazit: BMW X2City

Pro

  • Innovatives Antriebskonzept
  • Schnell
  • Gute Ausstattung
  • Angenehmer Fahrkomfort

Contra

  • Recht groß und nicht leicht zu transportieren

Fakten

Produktjahr2018
Preis2.399€
Web www.kettler-alu-rad.de
Der ungewöhnliche BMW X2City bietet innovative Technik und viel Fahrspaß. Auch wenn er nicht für jeden ist, dürfte er genug Freunde finden, die genau jene Lücke sehen, in die er reinpasst
Stichworte:BMW RollerE-BikeE-ScooterKettlerNewsPedelecTretroller

Über Marcus Degen

Marcus Degen ist Chefredakteur und Geschäftsführer von Velomotion. Als Niederbayer aus Leidenschaft genießt er die Vorzüge der Region sowohl auf dem Fahrrad als auch kulturell und kulinarisch. Bereits 2003 gründete er das deutsche Radsportmagazins Procycling und war für neun Jahre dessen Chefredakteur. Während dieser Zeit gründete er auch die Magazine Fahrrad News und World of Mountainbiking. Er hat Physik und Ingenieurwesen in München studiert und war bereits als Schüler im Radsport und später als Triathlet aktiv. 2013 startete er mit dem digitalen Fahrrad-Magazin Velomotion.de.

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