Radsport: Das war Radsport vom Allerfeinsten! Wie erwartet hat uns die Strade Bianche einmal mehr ein episches Rennen beschert. Tiesj Benoot (Lotto Soudal) gewann die verregnete Schlammschlacht durch die Toskana nach einer sagenhaften Aufholjagd als Solist. Der Belgier attackierte aus einer Verfolgergruppe heraus und konnte die Lücke zur Spitze alleine zufahren. Danach ließ er auch Romain Bardet (AG2R) und Wout Van Aert (Vérandas Willems-Crelan) stehen und kam als Solist in Siena an. Unglaublich: Dieser Sieg bei Strade Bianche war der erste Profi-Sieg von Tiesj Benoot.
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Strade Bianche wie gewohnt: Chaos pur
Die heiße Phase der Strade Bianche 2018 begann bereits recht früh. Zahlreiche Attacken wurden zu Beginn des Radsport Highlights gestartet, doch zunächst war keine davon erfolgversprechend. Auf den ersten Schotter-Passagen teilte sich das Feld und die zehnköpfige erste Spitzengruppe entstand. Mit dabei waren unter anderem Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) und Pierre Latour (AG2R La Mondiale). Nachdem sich das chaotische Peloton etwas beruhigen konnte, wurden die Flüchtigen 60 Kilometer vor dem Ziel gestellt. Wieder kam es zu mehreren Attacken, wodurch das Tempo erhöht wurde und sich erneut mehrere Gruppen bildeten. Als sie in den oft vorentscheidenden Schotter-Abschnitt von San Marino in Grania hineinfuhren, übernahm Cross-Weltmeister Wout Van Aert (Vérandas Willems-Crelan) das Tempo. Ein Hauptfeld war längst nicht mehr zu erkennen, ebenso wie die Trikots der Fahrer, die mit Schlammspritzern übersät waren.
Wout Van Aert & Romain Bardet versuchen die lange Flucht
Nachdem eine Attacke von Alejandro Valverde (Movistar) vereitelt wurde, griff 50 Kilometer vor dem Ziel Romain Bardet (AG2R La Mondiale) an. Zum Franzosen gesellte sich der Belgier Wout Van Aert, der auf mehr oder weniger gewohntem Terrain einen bärenstarken Eindruck hinterließ. Dahinter ließ das Tempo nach und die Gruppe bekam Zuwachs. Eine richtige Verfolgung konnte aber nicht organisiert werden, denn die Helfer fielen immer wieder ab, wenn es zu neuen Attacken kam – und dann sahen sich die Favoriten wieder an. So baute das Spitzenduo den Vorsprung auf über eine Minute aus. Schließlich hatten die Belgier Tiesj Benoot (Lotto Soudal) und Pieter Serry (Quick-Step Floors) die Faxen dicke. Sie begaben sich gemeinsam auf die Verfolgung. Währenddessen bildete sich dahinter eine weitere Verfolgergruppe – allerdings ohne die Topfavoriten. Unter anderem dabei waren der Schweizer Stefan Küng (BMC) und der Österreicher Gregor Mühlberger (Bora-hangrohe).
Aus zwei Duos werden zwei Trios
15 Kilometer vor dem Ziel ergab sich eine neue Rennsituation. Tiesj Benoot ließ Pieter Serry stehen und schloss mit einer Hauruck-Aktion die Lücke zum Duo Van Aert/Bardet. Serry wiederum wurde vom Italiener Giovanni Visconti (Bahrain-Merida) und vom Australier Robert Power (Mitchelton-Scott) eingeholt. Hinter den beiden Trios verlor man langsam den Überblick, da auch nur begrenzte TV-Kameras unterwegs waren. Dass die Gruppe der Favoriten den Sprung nach ganz vorn nicht mehr schaffen wird, war aber schwer zu vermuten. Viel zu uneins waren sie sich, weil kaum jemand einen Helfer an seiner Seite hatte und viele eine Gruppe weiter vorn einen Kollegen hatten. Im letzten steilen Schotter-Abschnitt nach Le Tolfe erwartete man eine Attacke von Crosser Wout Van Aert – doch sie kam nicht. Stattdessen zog Tiesj Benoot weiter am Horn und ließ seine Begleiter stehen. Derweil konnten Alejandro Valverde und Zdenek Stybar (Quick-Step Floors) auf das Trio Visconti/Power/Serry aufschließen.
Dit is de #StradeBianche! Afzien met de modder op je gezicht pic.twitter.com/Y3VqGDjkGj
— Eurosport Nederland (@Eurosport_NL) 3. März 2018
Tiesj Benoot feiert seinen ersten Profi-Sieg
Obwohl Romain Bardet und Wout Van Aert gemeinsam noch alles versuchten, waren die Kräfte nicht mehr vorhanden. Tiesj Benoot konnte seinen Vorsprung Kilometer um Kilometer weiter ausbauen und fuhr seinem ersten Sieg als Profi entgegen. Der Belgier wird in acht Tagen 24 Jahre alt. Das schönste Geschenk hat er sich heute bereits selbst gemacht. Den finalen Anstieg in der Altstadt von Siena nutzte er bereits zum Ausrollen und Jubeln. Auf dem ikonischen Piazza del Campo fuhr Bardet vor Van Aert auf Rang zwei. Nach und nach trudelten die nächsten Profis ein: Valverde, Visconti und Power. Österreichs Mühlberger fuhr auf einen starken zehnten Platz. Teamkollege Sagan wurde Achter.
Bei den Damen ging die vierte Ausgabe der Strade Bianche an die Niederländerin Anna van der Breggen (Boels-Dolmans). Sie gewann mit einem Solo vor der Polin Katarzyna Niewiadoma (Canyon SRAM Racing), die damit zum dritten Mal in Folge auf Rang zwei fuhr. Das Podium komplettierte die italienische Vorjahressiegerin Elisa Longo Borghini (Wiggle High5).
Tiesj Benoot vince la 12a Strade Bianche @NamedSport>. Congratulazioni! |@TiesjBenoot wins the 12th Strade Bianche #NamedSport>. Congratulations! #StradeBianche pic.twitter.com/bwyZQP2POk
— Strade Bianche (@StradeBianche) 3. März 2018