Radsport: Die Strecke des 101. Giro d’Italia bevorzugt vor allem die Kletterer. Doch zwischen den Hochgebirgsetappen finden wir natürlich auch zahlreiche Teilstücke für die Sprinter. Obwohl Marcel Kittel (Katusha-Alpecin), André Greipel (Lotto Soudal) und Peter Sagan (Bora-hansgrohe) nicht am Start stehen, erwarten wir auf den letzten Metern einige heiße Duelle. Wer wird der Nachfolger des letztjährigen Dominantors Fernando Gaviria (Quick-Step Floors)?
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Elia Viviani: Mit beiden Beinen und viel Schwung in die großen Fußstapfen
Das Team Quick-Step Floors hat im vergangenen Jahr 16 Etappen bei Grand Tours gewonnen – also mehr als fünf pro Rundfahrt! Diese Fußstapfen sind riesig, vor allem für Sprinter Elia Viviani. Im Vorjahr sorgten nämlich Fernando Gaviria, Marcel Kittel und Matteo Trentin in den Massensprints für Seriensiege. Jetzt soll Elia Viviani das Siegen übernehmen. In dieser Saison ist ihm dies schon mehrfach gelungen. So gewann der 29-Jährige schon fünf Rennen und die Gesamtwertung der Dubai Tour. Gut möglich, dass er nun auch bei der Italien-Rundfahrt von Erfolg zu Erfolg sprintet. Lediglich im Jahr 2015 durfte er beim Giro d’Italia über einen Etappensieg jubeln. 2018 werden definitiv einige Siege hinzukommen.
Etappensiege beim Giro d’Italia: 1
Velomotion-Prognose: Elia Viviani ist der mit Abstand stärkste Sprinter im Aufgebot für den Giro d’Italia. Der Italiener hat eine Top Mannschaft an seiner Seite und ist selbst sehr erfahren. Läuft alles nach Plan, wird Viviani mindestens drei Etappensiege einfahren.
Sam Bennett: Lieber 1x gewinnen statt 4x Top 3
Zum zweiten Mal steht Sam Bennett beim Giro d’Italia am Start. Der Ire dürfte aus dem vergangenen Jahr viel gelernt haben, denn ihm gelang gleich viermal der Sprung auf das Podium. Gewinnen konnte er auf Grund der Übermacht von Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) jedoch nicht. Nun steht dem Profi ein anderer blau-weißer Sprinter vor der Nase. Genau diese Tatsache könnte Bennett aber zu seinem Vorteil nutzen. Wer das Hinterrad von Viviani beanspruchen kann, hat beste Chancen auf einen Etappensieg. Mit seiner Erfahrung kann sich der 27-Jährige bei diesem Kampf um die Positonen vielleicht eher durchsetzen, als die schmächtigeren und unerfahreneren Konkurrenten. Des Weiteren kann sich Bennett der Unterstützung seiner Kameraden sicher sein. Im Team Bora-hansgrohe wird man sich nämlich vorwiegend auf die Etappenjagd konzentrieren und mit Rüdiger Selig hat er einen erfahrenen Anfahrer an seiner Seite.
Etappensiege beim Giro d’Italia: 0
Velomotion-Prognose: Sam Bennett war im verganenen Jahr viermal auf dem Podium – aber dennoch weit weg von einem Sieg. In diesem Jahr könnte er bessere Chancen haben, da er gut über leichte Hügel kommt und dabei eventuell Elia Viviani loswerden könnte. In einem flachen Sprint gegen den Italiener muss er das perfekte Timing und dessen Hinterrad haben – dann klappt es diesmal auch mit einem Etappensieg.
Sacha Modolo: Das Leichtgewicht unter den Sprintern
Eigentlich sind Sprinter eher schwer und bullig gebaut. In der Welt der Top Sprinter gibt es jedoch einige Ausnahmen. Eine davon ist Sacha Modolo vom Team EF Education. Der Italiener wiegt trotz seiner Größe von 1,80 m unter 70 kg. Dennoch hat der mittlerweile 30-Jährige in seiner Karriere bereits mehrfach bewiesen, dass er zu den schnellsten Männern in einem Massensprint gehört. So gewann er im Jahr 2015 zwei Etappen beim Giro d’Italia. Auch in dieser Saison soll es mit einem Sieg klappen. Dabei wird er sich auf das Hinterrad eines Kontrahenten fokussieren müssen, denn seine Mannschaft wird in den Sprints nicht stark genug sein, um ihm den Sieg auf dem Silbertablett servieren zu können. Für Modolo ist dies allerdings kein Problem, denn der Italiener hangelt sich – wie einst Robbie McEwan oder aktuell Peter Sagan – am liebsten von Hinterrad zu Hinterrad.
Etappensiege beim Giro d’Italia: 2
Velomotion-Prognose: Auf Grund seines eher geringen Gewichts kommt Sacha Modolo verhältnismäßig gut über die Hügel. Außerdem ist er ein heißer Kandidat für einen Sieg, wenn es bei einer Zielankunft leicht bergauf geht und die Streckenführung technisch ist. Daher kann der Italiener durchaus für den ein oder anderen Überraschungscoup sorgen. Denn obwohl ihm im Vergleich zu Viviani sicherlich die Endgeschwindigkeit fehlt, kann er diesen Mangel mit seiner Erfahrung ausbügeln.
Danny Van Poppel: Beim Giro d’Italia soll der Durchbruch gelingen
Neue Farben, neues Glück: Danny Van Poppel hat nach zwei Jahren im Team Sky sein Trikot eingetauscht. Statt in schwarz oder weiß ist der Niederländer nun in gelb unterwegs. Beim Team LottoNL-Jumbo bildet er zusammen mit Landsmann Dylan Groenewegen ein Starkes Sprinter-Duo. Gemeinsam treten sie jedoch eher selten an, denn schließlich beanspruchen beide Top Sprinter die Rolle des Kapitäns. Während Dylan Groenewegen bei der Tour de France mit dabei sein wird, darf sich Danny Van Poppel auf den Giro d’Italia konzentrieren. Obwohl er bereits eine Etappe bei der Vuelta a Espana gewonnen hat, soll nun in Italien der endgültige Durchbruch erfolgen. Dass es passt, hat der 24-Jährige in diesem Jahr schon mit einem Sieg bei der Valencia-Rundfahrt unter Beweis gestellt.
Etappensiege beim Giro d’Italia: 0
Velomotion-Prognose: Jetzt gilt’s! Danny Van Poppel gilt seit Jahren – wie auch sein Bruder Boy Van Poppel – als Toptalent im Sprint. Bislang blieb ihm der große Durchbruch jedoch verwehrt, was auch an seinem ehemaligen Team Sky lag. Nun genießt er unbekannte Freiheiten. Diese wird er mit mindestens einem Etappensieg nutzen!
Jakub Mareczko: Nur eine Frage der Zeit
Eher selten bei einer Grand Tour zu sehen war bislang Jakub Mareczko. Der Italiener fährt für das zweitklassige Team Willier Triestina-Selle Italia und genießt dort den Status des Kapitäns. Mit acht Siegen im Jahr 2018 fährt er als erfolgreichster Etappenjäger zum Giro d’Italia. Dass er es auch mit Top Sprintern aufnehmen kann, bewies er bei der Sharjah Tour, wo er gleich zweimal Bryan Coquard (Vital Concept) hinter sich ließ. Die weiteren Siege sammelte er bei der Marokko Tour gegen weniger namhafte Konkurrenten. Dennoch ist Mareczko ernstzunehmen. Der in Polen geborene 24-Jährige wurde im vergangenen Jahr zweimal Zweiter hinter Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) – und der ist in dieser Saison ja nicht mit dabei. Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Mareczko beim Giro d’Italia jubeln darf und bis er von einem WorldTour-Team unter Vertrag genommen wird.
Etappensiege beim Giro d’Italia: 0
Velomotion-Prognose: Sicher ist Jakub Mareczko unter den Top Sprintern beim Giro d’Italia die unbekannteste Person. Dennoch darf er nicht unterschätzt werden. Die Form stimmt und sein Team wird sich bei den Massenankünften voll in seine Dienste stellen. Bei der fehlenden Weltklasse-Konkurrenz ist ein Etappensieg nicht unwahrscheinlich.