Radsport: Heute startet die Italien-Rundfahrt in Jerusalem zum ersten Mal außerhalb Europas. Am Start stehen 22 Mannschaften und insgesamt 176 Fahrer. Wir werfen einen Blick auf alle Giro d’Italia Teams. Im dritten Teil unserer Vorschau widmen wir uns allen Teams, welche vorwiegend auf Etappensiege aus sind, aber keinen Top Klassementfahrer oder Sprinter in den eigenen Reihen haben. Welche Ziele verfolgen sie und wie können sie diese erreichen?
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AG2R La Mondiale: Gewohnt offensiv auch beim Giro d’Italia
Ob bei einer Grand Tour oder bei Eintagesrennen: Das Team AG2R La Mondiale zählt bei nahezu jedem Rennen zu den aktivsten Mannschaften im Peloton. Die offensive Fahrweise der französischen Equipe macht nicht nur jede Veranstaltung interessanter, sondern sorgte in der Vergangenheit auch für zahlreiche Erfolge der Mannschaft. So soll es nun auch beim Giro d’Italia 2018 sein, denn einen richtigen Leader kann man im Aufgebot nicht erkennen. Alexandre Geniez trägt die 11 und ist damit nominell der Kapitän der Truppe. In den Bergen kann er entweder für einen Etappensieg sorgen, auf das Bergtrikot fahren oder sich vielleicht sogar in die Top 10 schleichen. Weitere Kandidaten für das Gesamtklassement gibt es allerdings nicht. François Bidard, Mickaël Chérel, Hubert Dupont, Matteo Montaguti und der Deutsche Nico Denz werden sich im Hochgebirge vermutlich etwas schwerer tun, gelten aber auch als typische Ausreißer. Wird es etwas hügeliger, werden wir meist einen von ihnen auf der Flucht sehen. Quentin Jauregui hingegen wird sich eher in der Ebene vorn zeigen, ebenso wie Clément Venturini, der wohl der beste Sprinter des Giro d’Italia Teams AG2R La Mondiale ist.
Androni Giocattoli-Sidermec: Nur durch eine Flucht ist ein Erfolg möglich
Mit sieben Italienern und einem Kolumbianer tritt die italienische Pro Continental Mannschaft Androni Giocattoli-Sidermec zum Giro d’Italia 2018 an. Offiziell als Kapitän nominiert wurde Franceso Gavazzi, welcher auf leicht hügeligen Etappen im Sprint eines dezimierten Hauptfeldes siegreich sein könnte. Ansonsten bauen die Sportlichen Leiter auf eine gute Mischung zwischen alt und jung, wobei der Fokus auf jeder Etappe auf der Fluchtgruppe liegen wird. Von den unter 30-jährigen Profis werden sich Davide Ballerini und Andrea Vendrame wohl eher auf den flacheren Teilstücken zeigen, während Fausto Masnada und Mattia Cattaneo durchaus auch bergan ordentlich am Horn ziehen können. Eine gute Portion Erfahrung bringen Rodolfo Andres Torres, Manuel Belletti und Marco Frapporti mit in den Kader. Die beiden zuletzt genannten Fahrer konzentrieren sich ebenfalls mehr auf die Flachetappen, doch merken sollten wir uns in jedem Fall den Kolumbianer Andres Torres. Er wird sich zunächst zurückhalten und erst dann auf sich aufmerksam machen, wenn es in die Berge geht. Mit etwas Glück und einer Top Verfassung kann er derjenige sein, der sich in der Gesamtwertung platziert oder zumindest im Hochgebirge Punkte für das Bergtrikot sammelt. Auch der Traum eines Etappensieges scheint nicht unmöglich zu sein.
Israel Cycling Academy: In der Offensive die Wildcard bestätigen
Der Star der Israel Cycling Academy ist Ben Hermans. Im Jahr 2015 gewann der Belgier den Pfeil von Brabant und 2017 die Tour of Oman. Damals war der mittlerweile 31-Jährige noch für das Team BMC aktiv. Zur neuen Saison wechselte er nach Israel. Wenn einem Profi der israelischen Equipe ein Erfolg zuzutrauen ist, dann wohl ihm. Ebenfalls bekannt sein dürfte vielen Radsportfans Ruben Plaza. Schließlich ist der nun bereits 38-jährige Spanier schon seit 2001 aktiv. Er gewann in seiner Karriere zwei Etappen der Tour de France und ein Teilstück der Vuelta a Espana. Trotz seiner Erfahrung ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass nun auch noch ein Sieg beim Giro d’Italia hinzukommen wird. Der Italiener Kristian Sbaragli hingegen könnte für eine Überraschung sorgen, denn er kommt trotz seiner schnellen Beine im Finish recht gut über die Hügel. Auch der Kanadier Guillaume Boivin und der Neuseeländer Zakkari Dempster könnten als Ausreißer überzeugen, da sie sich in einem Sprint Mann gegen Mann nicht verstecken müssen. In einem Massensprint jedoch hat die Equipe keinen Kandidaten für ganz vorn in den eigenen Reihen. Krists Neilands wird als Meister Lettlands antreten und sich auf die Berge fokussieren. Völlig unbekannt sein dürften den meisten Zuschauern die beiden Israelis Guy Niv und Guy Sagiv. Doch wir können ziemlich sicher sein, dass sie sich auf den ersten drei Etappen in Israel in die Gruppe schleichen möchten.
Movistar: 8 Bergfahrer und kein klarer Kapitän
Eigentlich ist das Team Movistar dazu in der Lage, auf jedem Terrain und bei jedem Rennen vorn mitzufahren. Der Fokus beim Giro d’Italia liegt jedoch zweifelsohne auf den Bergetappen. Gleichzeitig finden wir im Kader der spanischen Mannschaft keinen klaren Kapitän, da alle ihre Schwächen im Zeitfahren haben und in den vergangenen Jahren keine guten Resultate einfahren konnten. Mit der 121 gilt Carlos Betancur als der stärkste Profi, der jedoch seit Jahren um seine alte Form kämpft. 2013 wurde er Fünfter beim Giro d’Italia, doch wirklich zuzutrauen ist dies dem Kolumbianer 2018 eigentlich nicht. Daher wird es in den Bergen zahlreiche Attacken von Movistar geben, in der Hoffnung, einen Etappensieg feiern zu können. Der 24-jährige Richard Carapaz könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen, da man ihm ein riesiges Talent nachsagt. Mit 30 Jahren kein Talent mehr ist Rafael Valls, doch für eine erfolgreiche Attacke bringt er die nötigen Fähigkeiten mit. Selbiges gilt eigentlich für das gesamte Team, denn auch Eduardo Sepulveda, Victor de la Parte, Ruben Fernandez, Dayer Quintana und Antonio Pedrero werden sich in den Anstiegen zeigen und so die Rennen spannender machen.
Dimension Data: Meintjes will nun auch den Giro d’Italia knacken
Louis Meintjes führt nach seiner Rückkehr zur Mannschaft das Team Dimension Data beim Giro d’Italia an. Der Südafrikaner geht als klarer Leader in die Rundfahrt und möchte mindestens die Top 10 erreichen. Gelungen ist ihm dies nämlich bereits bei der Tour de France und bei der Vuelta a Espana. Nun soll auch der Giro d’Italia hinzukommen. Bestenfalls erhofft man sich jedoch sogar noch etwas mehr. Etappensiege bei Grand Tours sind für Dimension Data immer besonders wichtig. In den Bergen jedoch hat die Equipe für dieses Vorhaben kaum Alternativen zu Meintjes. Igor Anton ist zwar erfahren, doch scheint seinen Zenit längst überschritten zu haben. Gespannt sein dürfen wir auf Ben O’Connor, der zuletzt bei der Tour of the Alps jubeln durfte und sich in den Bergen wohl zu fühlen scheint. Die Mannschaft komplettieren Natnael Berhane, Ryan Gibbons, Benjamin King, Jacques Janse van Rensburg und Jaco Venter. Vermutlich wird es nur wenige Etappen beim Giro d’Italia geben, an denen das Team Dimension Data nicht in der Flucht zu sehen sein wird.
Lotto Fix All: Die Klassikerjäger jagen in Italien
Schauen wir uns die nominierten Profis im Team Lotto Fix All (Lotto Soudal) an, würden wir eigentlich nicht an ein Aufgebot für eine Grand Tour glauben. Die Mannschaft ist nur so gespickt mit Fahrern für Klassiker. Die Belgier Jens Debusschere, Frederik Frison und Tosh Van der Sande gelten allesamt als tempofeste Spezialisten für die Ebene. Da André Greipel nicht am Start steht, dürfen sie in diesem Jahr vielleicht sogar ihre eigenen Ambitionen verfolgen. Dies würde sich in den Fluchtgruppen der ersten beiden Wochen zeigen. In den Bergen bietet Lotto Fix All mit Tim Wellens und Sander Armée zwei Kandidaten auf. Während Wellens wohl sogar mit einem Auge auf die Gesamtwertung schielt, dürfte Armée den Helfer geben und selbst auf Etappensieg fahren. Für die nötige Erfahrung in der Truppe sorgen Lars Ytting Bak und Adam Hansen. Die beiden Allrounder sind sonst meist für Greipel im Einsatz, werden hier in Italien aber nun selbst in die Offensive gehen dürfen. Zwei ganz spezielle Tage hat sich Victor Campenaerts ausgesucht, denn der der Belgier zählt in den Zeitfahren zu den Favoriten.
Katusha-Alpecin: Nicht mehr als eine Rumpftruppe
Etwas enttäuscht sein werden die Radsportfans vom Team Katusha-Alpecin. Im Aufgebot für den Giro d’Italia finden sich nämlich neben Tony Martin kaum namhafte Profis. Zeitfahrer Alex Dowsett wird den meisten Zuschauern noch etwas sagen, da er in seiner Karriere bereits eine Etappe beim Giro d’Italia gewinnen konnte. Der Rest der Mannschaft besteht aus Profis, welche sich bislang eher zurückgehalten haben und bestenfalls als Helfer oder Ausreißer unterwegs waren. Leider findet sich mit Mads Würtz Schmidt auch nur ein Profi im Aufgebot, welcher jünger als 27 ist. An Erfahrung mangelt es also nicht, wenn Maxim Belkov, Jose Goncalves, Viacheslav Kuznetsov, Maurits Lammertink und Baptiste Planckaert auf Etappenjagd gehen werden. Dennoch sind die Aussichten auf einen Erfolg eher gering. Immerhin genießt Tony Martin durch diese Nominierungen die absolute Narrenfreiheit und kann daher nicht nur bei den Zeitfahren auf Sieg fahren. Für ein Team aus der WorldTour ist dieses Aufgebot allerdings viel zu schwach.
Trek-Segafredo: Für jedes Terrain ist jemand mit dabei
Im Aufgebot von Trek-Segafredo erkennen wir zahlreiche bekannte Profis. Dabei fällt auf, dass die Equipe sehr ausgeglichen zusammengestellt wurde und somit auf jedem Terrain ein Wörtchen um den Sieg mitreden könnte. In der Gesamtwertung und in den Bergen baut Trek-Segafredo auf den Gianluca Brambilla. Der Italiener hatte im vergangenen Jahr keine gute Saison, gewann jedoch 2016 je eine Etappe beim Giro d’Italia und der Vuelta a Espana. Findet er zurück zu alter Stärke, wird er vor allem in der dritten Woche auftrumpfen. Unterstützt wird er in den Bergen vom erfahrenen Markel Irizar und Jarlinson Pantano, welcher im Hochgebirge immer für eine erfolgreiche Flucht zu haben ist. Im Kampf gegen die Uhr erhofft man sich vordere Platzierungen durch Ryan Mullen. Auf den Flachetappen heißt der Trumpf Boy Van Poppel. Der Bruder von Danny Van Poppel gilt ebenfalls als Sprinter und darf sich der Unterstützung von Mads Pedersen und Laurent Didier sicher sein, welche gleichzeitig jedoch sicherlich das ein oder andere Mal selbst in einer Flicht zu sehen sein werden. Ganz besonders gespannt sind wir auf Niklas Eg. Der erst 23-jährige Däne gilt als riesiges Talent und hat mit Rang fünf bei der Tour of Croatia seine gute Form unter Beweis gestellt. Wie schlägt er sich in den Bergen des Giro d’Italia?
HIER gibt es die komplette Startliste mit allen Startnummern der Fahrer und Giro d’Italia Teams.