Radsport: Marc Soler (Movistar) ist einer der besten spanischen Radprofis. In seinem Team jedoch muss er um die Kapitänsrolle kämpfen. Bei der Tour de France sehen wir ihn bestenfalls als Helfer. Dennoch dürfte seiner Entwicklung zum Top-Fahrer nichts mehr im Wege stehen.
Marc Soler: Als Nummer #4 zur Tour de France?
Eigentlich ist Spanien eine verrückte Radsport-Nation. Doch wie es um den spanischen Radsport aktuell bestellt ist, lässt sich anhand einiger Statistiken gut ableiten. Im UCI WorldTour Ranking stehen unter den Top 100 nur noch zehn Spanier. Lediglich zwei davon sind jünger als 28. In der Wertung der Nationen ist Spanien sogar auf Rang sieben abgerutscht. Und die Aussichten sind auf Grund der Altersstruktur nicht gerade rosig. Alejandro Valverde (Movistar) hat mit über 2.000 Punkten mehr als ein Viertel aller spanischen Zähler eingefahren. Als drittbester Spanier wird bereits Marc Soler (Movistar) geführt. Dem 25-Jährigen wurde von uns zurecht zu Beginn des Jahres zugetraut, die Zukunft Spaniens zu sein.Trotz seiner starken Resultate wird er – wenn überhaupt – nur als Nummer vier zur Tour de France fahren und dort Helferdienste für seine drei Kapitäne leisten müssen.
Verderben zu viele Köche den Brei?
Vielleicht hat Marc Soler Anfang Juni sein Tour-Ticket verspielt. Beim Critérium du Dauphiné durfte er die Kapitänsrolle einnehmen. Denn ohne Alejandro Valverde, Nairo Quintana und Mikel Landa trat das Team Movistar zum französischen Vorbereitungsrennen an. Marc Soler hätte die Chance gehabt, mit einer Top-Platzierung seine Nominierung zu begründen. Doch er fuhr lediglich auf Rang #16. In den Bergen konnte er nicht mit den Besten mithalten. Was nun? Wird das Team Movistar auf ihn verzichten und ihn dafür bei der Vuelta a Espana einsetzen? Möglicherweise, denn die Teamleitung hat ohnehin die Qual der Wahl. Sollte Marc Soler für die Tour de France nominiert werden, dann sowieso nur als Helfer. Gegen das starke Team Sky kann man neben der gefährlichen Dreierspitze aber auch jeden Top-Bergfahrer gebrauchen. Und dass Marc Soler ein solcher ist, hat er in den vergangenen Monaten bewiesen.
Durchbruch bei Paris-Nizza
Für einen Mann wie Marc Soler ist es gar nicht so leicht, gute Resultate einzufahren. Ähnlich wie Wout Poels oder Geraint Thomas hat auch er meist einen – oder gar mehrere – Kapitäne vor der Nase. Doch hin und wieder darf er seine Klasse zeigen. Abgesehen vom Critérium du Dauphiné hat Marc Soler diese Chancen meist genutzt. Bei der Ruta del Sol fuhr er auf Rang drei, obwohl Mikel Landa mit im Team war. Danach schlug Anfang März endgültig seine Stunde, als er die Fernfahrt Paris-Nizza gewinnen konnte. Mit einer beherzten Attacke sorgte er bei einem der interessantesten Etappen im Jahr 2018 für einen Sprung von Platz sechs auf eins. Mit Rang drei bei der Volta a Catalunya im vergangenen Jahr war dies sicher sein größter Erfolg. Bei eben jener Rundfahrt erreichte er diesmal Position fünf – und das als Helfer von Valverde und Quintana. Sein Talent ist also unbestritten. Es wäre schade, wenn Marc Soler gerade jetzt ein Formtief haben sollte. Sehen werden wir von ihm ohnehin noch einiges – entweder bei der Tour de France oder bei der Vuelta a Espana.
📢 OFICIAL | Esta es la preselección de 10 ciclistas del @Movistar_Team para el Tour de Francia #TdF2018 pic.twitter.com/EboTRQAGml
— COPEdaleando (@Copedaleando) 18. Juni 2018