Test: Der große niederländische Fahrradhersteller bleibt seinen Wurzeln treu, präsentiert mit dem Escala aber gleichzeitig ein frisches, modernes Stadtrad zu das zum dreistelligen Preis hochwertige Technik und viel Solidität bietet.
Batavus gehört zu den großen niederländischen Fahrradproduzenten, sozusagen zu den Miterfindern des Hollandrads. Die soliden, komfortablen Alltagsräder sind bis heute sehr beliebt, bieten sie doch eine angenehm aufrechte Sitzposition, die gerade im Straßenverkehr sehr sinnvoll ist, und in der Tiefeinsteiger-Version leichtes Auf- und Absteigen. Ansonsten hat sich die Gattung freilich deutlich weiterentwickelt: Wo früher extrem flach angestellte, dünn ausgezogene Gabeln stoßmindernde Flexibilität boten, sorgt heute eine elegant integrierte Federung für komfortable Dämpfung bei Schlaglöchern und Bordsteinkanten. Und die altmodischen Trommelbremsen sind wartungsarmen und bissigen Hydraulik-Stoppern gewichen, wobei die vordere Bremse hinter der Gabel sitzt und dadurch noch kräftiger zubeißt.
Ebenfalls typisch „Hollandrad“ ist die Nabenschaltung, heute allerdings mit acht statt mit nur drei Gängen. Dabei wurde die „Primärübersetzung“ (Ritzel und Kettenrad) so gewählt, dass man mit dem Rad auch an Anstiegen gut zurechtkommt. An Achtgangrädern ist das keineswegs üblich; viele sind so lang übersetzt, dass man die Gänge sieben und acht so gut wie nie einsetzt, bergauf aber mit viel Kraft treten muss.
An dieser Stelle hat sich übrigens ein gerade für Batavus typisches Detail in die Gegenwart hinübergerettet: die simple, aber wirkungsvolle Kettenspannvorrichtung, die verhindert, dass das Hinterrad nach und nach nach vorne gezogen wird.
Batavus Escala: Gelungene Ausstattung ohne nennenswerte Schwächen
Nicht ganz so hübsch anzuschauen wie der klassische Tuchkettenkasten ist der „Chainglider“ des Bielefelder Zubehörspezialisten Hebie. Dafür schützt die schwimmend gelagerte Hülle den Gliederstrang wirkungsvoll vor Schmutz und Nässe – unabdingbar für die sprichwörtliche Langlebigkeit eines Hollandrads. Klassisch-modern auch der Gepäckträger: Elegant „schwebt“ er über dem Schutzblech und ist gleichzeitig mit Federklappe und mit Dreifach-Spanngurt versehen. So lässt sich eine Tasche oder Regenjacke sicher befestigen. Und auch das Rahmenschloss am Hinterrad darf nicht fehlen – ein solider Schutz nicht nur für kurze Stopps, denn mit 17,8 Kilo lässt sich das Batavus nicht mal schnell wegtragen.
Optisch ist das mattweiße Escala eher zurückgenommen, doch hier und da sorgen pfiffige Akzente für hochgezogene Augenbrauen. So unauffällig, wie die Leitungsverlegung im Unterrohr ist, so prominent wird die Führung durchs obere Rahmenrohr in Szene gesetzt. Dazu das auffällige Rot der Schaltzuges, und schon wird das bequeme Stadtrad unverwechselbar.
Fehlt etwas zum alltäglichen Fahrrad-Glück? Eigentlich nicht, es sei denn, man will unbedingt elektrisch unterstützt durch die City radeln. Für diesen Fall bietet Batavus mit dem Modell Bryte E-go ein E-Bike mit Yamaha-Mittelmotor an, das in Sachen Ausstattung und Rahmenform dicht an das Escala herankommt – dabei freilich nahezu dreimal so teuer ist. Dann vielleicht doch lieber klassisch-modernes Hollandrad…