Radsport: Neben dem Kampf um den Gesamtsieg werden bei der Tour de France weitere Wertungstrikots vergeben. Das wertvollste ist nach dem Gelben sicher das Grüne Trikot. In ferner Vergangenheit ging das Punktetrikot meist an den besten Sprinter. Durch einige Regeländerungen hat sich die Wertung jedoch zugunsten Sagans der Allrounder entwickelt. Bei maximal neun Sprintankünften könnten 2018 dann doch wieder die reinen Sprinter in das Grüne Trikot schlüpfen. Oder wird es erneut eine klare Angelegenheit für Tourminator Peter Sagan?
Kategorie | Punkteverteilung | Etappen | |
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Bergetappen & Einzelzeitfahren | 20 - 17 - 15 - 13 - 11 - 10 - 9 - 8 - 7 - 6 - 5 - 4 - 3 - 2 - 1 | 10, 11, 12, 17, 19, 20 |
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Hügeletappen & mittelschwere Etappen | 30 - 25 - 22 - 19 - 17 - 15 - 13 - 11 - 9 - 7 - 6 - 5 - 4 - 3 - 2 | 5, 6, 9, 14, 15, 17 |
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Flachetappen | 50 - 30 - 20 - 18 - 16 - 14 -12 - 10 - 8 - 7 - 6 - 5 - 4 - 3 - 2 | 1, 2, 4, 7, 8, 13, 18, 21 |
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Zwischensprints jeder Etappe | 20 - 17 - 15 - 13 - 11 - 10 - 9 - 8 - 7 - 6 - 5 - 4 - 3 - 2 - 1 | alle Etappen, außer Zeitfahren |
Peter Sagan: Er allein entscheidet über das Grüne Trikot
Immer wenn Peter Sagan (Bora-hansgrohe) die Tour de France beendet hat, wurde er auf der Champs-Élysées mit dem Grünen Trikot geehrt. Zwischen 2012 bis 2016 gewann er fünfmal hintereinander die Punktewertung. Zweifel daran, dass er auch 2017 gewinnen würde, gab es keine. Erst die ungerechtfertigte Disqualifikation nach der vierten Etappe ebnete den Weg für Michael Matthews (Sunweb). In dieser Saison soll wieder alles nach Plan laufen. Sagan gilt erneut als haushoher Favorit auf das Grüne Trikot. Kein Wunder, denn auf den acht Flachetappen wird er konstant unter die Top 10 fahren. Außerdem gibt es einige Etappen, welche ihm deutlich mehr liegen, als der reinen Sprinterkonkurrenz. Zu nennen wäre dabei vor allem Etappe #9 nach Roubaix. Als einer der besten Fahrer auf Kopfsteinpflaster wird er um den Sieg mitfahren. Klar ist auch, dass Etappe #5 ihm liegt. Zusätzlich wird er bei den Zwischensprints reinhalten und vielleicht sogar auf der ein oder anderen Bergetappe in eine Fluchtgruppe gehen. Wenn Sagan Normalform hat und alle Freiheiten genießt, dürfte das Grüne Trikot wieder zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurückkehren – und der heißt Peter Sagan.
Fernando Gaviria: Erstmals bei der Tour de France dabei
Selten war der steile Aufstieg eines talentierten Fahrers so leicht vorhersehbar wie bei Fernando Gaviria (Quick-Step Floors).Seit Ende 2015 ist der Kolumbianer in der belgischen Equipe aktiv. Interessierte Zuschauer haben früh erkannt, dass in ihm ein riesiges Potential steckt. Auch deshalb hat die Teamleitung Marcel Kittel nach der vergangenen Saison nahezu ohne Gegenwehr ziehen lassen. Kittel gewann bei der Tour de France fünf Etappen und wurde nicht aufgehalten. Eben weil man wusste, dass mit Fernando Gaviria ein Fahrer bereit steht, der in diese riesigen Fußstapfen treten kann. Nach zwei Jahren im Schatten eines der besten Sprinters der Welt darf Gaviria jetzt selbst als Kapitän zur Tour de France. Mit sieben Etappensiegen in dieser Saison – trotz einer komplizierten Verletzung – bringt er einen gehörigen Rückenwind mit nach Frankreich. Schon im Januar haben wir eine Wachablösung im Sprint prophezeit. Auf Grund der schwachen Form Marcel Kittels ist jetzt nur noch die Frage, ob tatsächlich Fernando Gaviria derjenige ist, der die Massensprints dominiert.
Dylan Groenewegen: Zum absoluten Top-Sprinter gemausert
Wie man auf der Avenue des Champs-Élysées gewinnt, hat Dylan Groenewegen bereits herausgefunden. Die für Sprinter so traditionsreiche letzte Etappe der Tour de France 2017 ging an den Niederländer. Damals hatte man ihn zwar als potentiellen Gewinner schon auf der Rechnung, doch wirklich auf ihn getippt hätte wohl kaum jemand. Seit diesem Triumph hat sich Dylan Groenewegen stark weiterentwickelt. Der bullige Sprinter gewann 2018 schon neun Rennen, darunter Kuurnee-Brüssel-Kuurnee. Den Durchbruch in die Weltklasse hat er längst geschafft. Durchaus möglich, dass er noch einen Schritt weitergehen kann. Es ist jedoch eher davon auszugehen, dass sich Dylan Groenewegen nicht auf das Grüne Trikot fokussiert. Seine Mannschaft wird mit den Ressourcen ohnehin gut haushalten müssen, wenn man mit Primoz Roglic um das Gelbe Trikot fahren möchte. Gewinnt Dylan Groenewegen direkt zu Beginn zwei Etappen, wird er Grün aber nicht mehr hergeben wollen.
Fazit: Nur ein Seriensieger kann Sagan ärgern
Die Tour de France 2018 könnte die spannendste seit vielen Jahren werden. Der Grund dafür ist nicht nur, dass sich zahlreiche Fahrer Hoffnungen auf das Gelbe Trikot machen dürfen. Auch im Kampf um Etappensiege scheint das Fahrerfeld so nah beieinander zu sein wie selten zuvor. Bei der Vielzahl an Topsprintern kann man sich kaum vorstellen, dass es erneut einem Profi gelingen wird, fünf Etappen zu gewinnen. Dies wäre aber wohl nötig, um Peter Sagan überhaupt angreifen zu können. Der Slowake wird wie gewohnt auf allen Flachetappen vorn reinfahren. Auch wenn er nicht gewinnt, heimst er dabei viele Punkte ein. Da sich die Topsprinter stets die Punkte gegenseitig wegnehmen werden, kann Sagan dann auf denjenigen Etappen den Unterschied machen, welche ihm besonders gut liegen. Fernando Gaviria und Dylan Groenewegen sind nach den bisher gezeigten Leistungen in den Massensprints zu favorisieren. Doch auch Arnaud Démare (Groupama-FDJ), Mark Cavendish (Dimension Data), André Greipel (Lotto Soudal), Alexander Kristoff (UAE Team Emirates), Michael Matthews (Sunweb), Marcel Kittel (Katusha-Alpecin), sowie Nacer Bouhanni und Christophe Laporte (Cofidis) sind ernstzunehmende Siegkandidaten. Kann niemand vier oder mehr Etappensiege für sich verbuchen, dürfte Peter Sagan auf den Champs-Élysées erneut das Grüne Trikot erhalten.