Radsport: Morgen beginnt die 105. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt. Wir stellen euch nach Teil #1 und nach Teil #2 in diesem Artikel die noch fehlenden sieben Tour de France Teams vor. Mit dabei ist das so erfolgreiche Team Astana und die deutsche Mannschaft Sunweb.
Astana: Wie immer auf jedem Terrain aktiv
Mit 21 Siegen und 63 Podiumsplatzierungen zählt das kasachische Team Astana zu den erfolgreichsten Mannschaften der Saison 2018. Die Abgänge von Vincenzo Nibali und Fabio Aru konnte die durch den Tod vom Michele Scarponi hart getroffene Equipe also gut verkraften. Besonders für die gute Bilanz verantwortlich zeigen sich vier Dänen, welche auch bei der Tour de France im Aufgebot stehen. Magnus Cort Nielsen soll in den Massensprints für Furore sorgen. Jakob Fuglsang ist der Mann für die Gesamtwertung. Michael Valgren gilt als typischer Etappenjäger, während Jesper Hansen als solider Helfer mit an Board ist. Der Baske Omar Fraile ist bekannt als hervorragender Kletterer. Vermutlich wird er sich die ein oder andere Minute aufbrummen lassen, um dann erfolgreich in einer Fluchtgruppe ziehen gelassen zu werden. Eventuell schielt er sogar auf das Bergtrikot. Ebenfalls bergauf eine Bank ist seit Jahren Luis Leon Sanchez. Auch wenn er nicht mehr ganz die Klasse früherer Tage hat, ist in einer stark besetzten Gruppe immer noch mit ihm zu rechnen. Seit geraumer Zeit seiner Form hinterher fährt allerdings Tanel Kangert. Der Este wird daher wohl eher als Helfer oder Ausreißer fungieren, was ebenso auf den Kasachen Dmitriy Gruzdev zutreffen dürfte.
Sunweb: Die Last des guten letzten Jahres auf den Schultern
Im vergangenen Jahr durfte sich das Team Sunweb wohl als glücklichstes aller Tour de France Teams bezeichnen. Die deutsche Equipe gewann das Grüne Trikot mit Michael Matthews und das Bergtrikot mit Warren Barguil. Während der zuletzt genannte zur Mannschaft Fortuneo-Samsic wechselte, wird Michael Matthews auch 2018 im Aufgebot von Sunweb stehen. Allerdings hat der Australier bereits verlauten lassen, dass er lediglich auf Etappensiege und für Tom Dumoulin fahren wird. Das Grüne Trikot soll kein Ziel sein. Ob sich die Arbeit für Tom Dumoulin lohnen wird, darf als stark fraglich angesehen werden. Schließlich hat der Niederländer bereits den Giro d’Italia in den Beinen. Unterstützt wird Dumoulin im Gebirge hauptsächlich von Laurens Ten Dam, weil Wilco Kelderman leider verletzt ausfällt. Vielleicht wird daher alles auf Attacken hinauslaufen, um erfolgreich eine Fluchtgruppe ins Ziel zu bringen. Denn während Nikias Arndt auch einen Massensprint gewinnen kann, werden Simon Geschke, Chad Haga, Sören Kragh Andersen und Edward Theuns sich schon eine besondere Strategie einfallen lassen müssen.
Trek-Segafredo: Die Sehnsucht von Degenkolb und Mollema
Seit 2013 steht John Degenkolb bei jeder Tour de France am Start. In fünf Ausgaben ist es dem mittlerweile 29-Jährigen jedoch nie gelungen, eine Etappe zu gewinnen.Nach sechs zweiten Plätzen und einem dritten Rang sehnt sich John Degenkolb wie wohl kein Zweiter nach einem Sieg bei der Grand Boucle. Ähnlich wehmütig auf seine vertanen Chancen wird vermutlich Teamkollege Bauke Mollema blicken. Der Niederländer gewann zwar im vergangenen Jahr ein Teilstück, verpasste jedoch mehrfach das Podium in der Gesamtwertung. Besonders bitter war es 2016, als er bis kurz vor Schluss auf Rang zwei lag und dann durch einen Sturz bis auf Platz elf zurückfiel. Nach drei Top 10 Plätzen wünscht sich Bauke Mollema nun endlich den Sprung aufs Podium. Den Wünschen dieser beiden Stars entsprechend wird das Team mit zuverlässigen Helfern komplettiert. Julien Bernard, Koen De Kort, Michael Gogl, Tsgabu Grmay, Toms Skujins und Jasper Stuyven werden jedoch auf der ein oder anderen Etappe auch ihre eigenen Ambitionen verfolgen dürfen und sich in Fluchtgruppen blicken lassen.
UAE Team Emirates: Mit Martin und Kristoff mindestens eine Etappe holen
Trotz ihrer Qualitäten blieben Alexander Kristoff und Daniel Martin in den vergangenen Monaten einiges schuldig. Während der Norweger nur noch in Frankfurt oder bei eher weniger stark besetzten Rennen jubeln darf, gewöhnt sich Daniel Martin so langsam an Podiumsplätze, aber weniger an Siege. Beim Critérium du Dauphiné ließ der Ire einmal mehr seinen unglaublichen Punch aufblitzen. Nur wenige können ihm dann noch folgen. Packt er seine Topform auf dem Weg nach Mende oder bei der Muur-de-Bretagne aus, dürfte er zweifelsohne zu den Siegkandidaten zählen. Alexander Kristoff wird vermutlich Mühe haben, in den reinen Massensprints zu jubeln, obwohl ihm mit Roberto Ferrari ein starker Anfahrer hinzugefügt wurde. Sicher mehr als einmal in einer Fluchtgruppe erwischen werden wir Darwin Atapuma. Der schmächtige Kolumbianer liebt die steilen Berge. Kristijan Durasek, Marco Marcato, Rory Sutherland und Oliviero Troia werden als Helfer fungieren und auf flachen bzw. leicht hügeligen Teilstücken in die Offensive gehen.
Direct Energie: 19 x Etappenjagd
Ohne Klassementfahrer und ohne richtigen Top-Sprinter wird das Team Direct Energie die Tour de France 2018 in Angriff nehmen. Thomas Boudat kann zwar durchaus einen Massensprint gewinnen, doch bei dieser starken Konkurrenz, käme dies einer kleinen Sensation gleich. Daher baut die Equipe Direct Energie auf Ausreißergruppen. Mit Lilian Calmejane gelang bereits im Vorjahr ein Etappensieg. Auch der erfahrene Sylvain Chavanel und Jerome Cousin können auf mittelschweren Etappen punkten. Geht es in die Berge, übernehmen Damien Gaudin, Romain Sicard und Rein Taaramae die Führungsrolle. Fabien Grellier ist erst 24 Jahre jung und wird hauptsächlich lernen und als Helfer zur Tat schreiten. Bis auf die beiden Zeitfahren werden wir daher vermutlich jeden Tag die Trikots von Direct Energie in der Attacke sehen. Dafür wurde das Team schließlich auch mit einer Wildcard ausgestattet.
Fortuneo-Samsic: Traut sich Barguil jetzt die Gesamtwertung zu?
Ähnlich wie Direct Energie wird sich wohl auch Fortuneo-Samsic bei der Frankreich-Rundfahrt 2018 verhalten. Als eines der Tour de France Teams mit Wildcard wird ein offensiver Fahrstil ohnehin vorausgesetzt. Die acht Franzosen sind auf keinem Terrain zu den Besten zu zählen, weshalb nur die Flucht nach vorn erfolgversprechend sein kann. Am ehesten zuzutrauen ist dies sicherlich Warren Barguil. Er gewann im vergangenen Jahr nicht nur die Bergwertung, sondern auch zwei Etappen. Ebenfalls in den Bergen Zuhause fühlt sich Maxime Bouet. Florian Vachon hingegen gilt als starker Puncheur, der aus einer Fluchtgruppe heraus selbst auf einem hügeligen Terrain jubeln könnte. Laurent Pichon, Amael Moinard, Kevin Ledanois, Romain Hardy und Elie Gesbert werden vor allem Warren Barguil bei seinen Zielen unterstützen. Das Motto lautet dennoch: volle Attacke! Die Teamleitung wird daher sicher unzufrieden sein, wenn auch nur an einem einzigen Tag kein Trikot von Fortuneo-Samsic vorn zu sehen sein wird.
Wanty-Groupe Gobert: Die Wildcard wird jeden Tag zurückgezahlt
Es ist alles andere als selbstverständlich, dass die belgische Equipe Wanty-Groupe Gobert auch 2018 zu den Tour de France Teams gehört. Denn bei der Vergabe der Wildcards bekam Wanty-Groupe Gobert den Vorzug vor mehreren französischen Mannschaften. Zurecht, denn in der Vergangenheit gelang es den Fahrern bei nahezu jedem Rennen, sich aktiv zu präsentieren und das Geschehen somit interessanter zu gestalten. Auch in diesem Jahr werden sie sich nicht schonen, auch wenn sie mit Guillaume Martin einen Kandidaten für die Top 10 in den eigenen Reihen haben. Unterstützt wird er bei seinem Vorhaben hauptsächlich von Marco Minnaard und Thomas Degand, auch wenn beide ihm wohl im Hochgebirge nicht mehr folgen können. Während die Allrounder Dion Smith, Andrea Pasqualon und Timothy Dupont im Sprint einer Ausreißergruppe erfolgreich sein könnten, freuen sich die zähen Yoann Offredo und Guillaume van Keirsbulck vor allem auf die Pavé-Abschnitte der neunten Etappe.