Test: Mit dem Victoria Trekking 5.8 haben wir uns ein klassisches Trekkingrad der unter-1000€ Klasse angesehen. Ungewöhnlich gut ausgestattet für diese Preisklasse kommt es sogar mit einem Gates Riemenantrieb. Ob das Gesamtpaket stimmt?
Hochwertige Trekkingräder haben es heute ungleich schwerer als noch vor einigen Jahren. In Zeiten moderner und immer günstigerer E-Bikes schrumpft die Gruppe derer, die bereit sind, einen vierstelligen Betrag für ein gut ausgestattetes Trekking- oder Reiserad in die Hand zu nehmen immer weiter. Viele legen schlicht noch ein paar Euro drauf und setzen auf ein E-Bike, andere wiederum schauen sich dann lieber in etwas niedrigeren Preisregionen um. Auch wenn es also noch immer genügend non-E-Trekkingfans gibt, ist es für die Hersteller heute wichtiger denn je, hier ein preislich und qualitativ attraktives Gesamtpaket zu schnüren.
Victoria Trekking 5.8: Sub-1000€ Trekkingbike mit Top-Ausstattung
Genau daran versucht sich der deutsche Traditionshersteller Victoria mit dem Modell Trekking 5.8. Mit 999€ bleibt es knapp unter der magischen 1.000€ – Marke und bringt dafür eben ein Ausstattungspaket mit, das noch vor einigen Jahren in diesem Preisbereich nicht realisierbar war. Aber bleiben wir noch einen Moment beim Rad selbst und seiner Ausrichtung. Denn – wie der Name schon sagt – handelt es sich zwar eindeutig um ein klassisches Trekkingrad, doch wie wir alles wissen: Es gibt Trekkingräder und es gibt Trekkingräder. Auf den Punkt gebracht: Die Spanne zwischen sportlichem Tourer und komfortablem Alltags- und Reiserad ist groß und da gilt es das Victoria Trekking 5.8 zunächst einmal einzuordnen.
Um es gleich vorweg zu nehmen – das Victoria reiht sich eher in der Riege „komfortabler Allrounder“ ein. Erstes Indiz: Der verstellbare Vorbau. Dieser ermöglicht es jedem Fahrer und jeder Fahrerin eine bequeme und ergonomisch sinnvolle Sitzposition zu finden. Bezüglich Optik und Steifigkeit kann er zwar nicht ganz mit einem „normalen“, festen Vorbau mithalten – aber in diesem Fall geht die Funktion nun einmal vor.
Rahmen | AL 6061 |
Federgabel | Alu Unicrown |
Laufräder | Shimano Naben / X-Alt X2 Felgen |
Reifen | Schwalbe Road Cruiser 42mm |
Schaltwerk | Shimano Nexus 8 |
Schalthebel | Shimano Nexus |
Kurbel | Gates |
Umwerfer | |
Bremse | Shimano BR-M315 |
Beleuchtung | Axa Blueline 30 / Axa Blueline |
Sattelstütze | Promax Patent |
Sattel | Selle Royal Milo |
Vorbau | Kalloy AS 820 |
Lenker | HL MTB AL-153 |
Ohnehin fällt die Sitzposition auf dem Rad insgesamt recht entspannt aus – wer sich also auf vielen modernen Urban Bikes fühlt, als säße er auf einer Streckbank; auf dem Victoria sitzt man nicht nur ungleich bequemer, sondern man behält gerade im dichten Stadtverkehr so auch leichter und einfacher den Überblick über das Geschehen, ohne den Nacken unangenehm verrenken zu müssen.
In vielerlei Hinsicht sind moderne Trekkingräder ein bisschen wie die Schweizer Taschenmesser der Fahrradwelt und haben ihre großen Vorteile in ihrer Vielseitigkeit. Das trifft auch für das Trekking 5.8 zu: Bei den Anbauteilen verpasst man dem Rad nämlich ein „Rundum-Sorglos-Paket“. Dazu zählt neben Schutzblechen vorn und hinten natürlich auch der obligatorische Gepäckträger und eine Beleuchtungsanlage samt Nabendynamo – selbstverständlich StVZO-konform. Sogar eine kleine Luftpumpe findet am Gepäckträger Platz – das dürfte insbesondere Tourenfreunde und Reiserad-Fans freuen.
Victoria Trekking 5.8: Leiser und wartungsarmer Riemenantrieb
Bei der Komponentenwahl sticht vor allem der Gates Carbonriemen heraus. Dieser ist in dieser Preisklasse nur selten anzutreffen und ersetzt am Victoria Trekking 5.8 die klassische Fahrradkette. Die Vorteile des extrem reißfesten Riemens sind nicht von der Hand zu weisen: Er verschleißt kaum, muss nicht geschmiert oder gewartet werden und läuft deutlich leiser als eine herkömmliche Kette. Da man kein Schmiermittel benötigt, sammelt sich am Riemen auch kein bzw. kaum Dreck, der z.B. das Hosenbein während des Tretens verschmutzen könnte.
Hinten läuft dieser Riemen über ein Ritzel, das auf einer Shimano Nexus 8-Gang Nabe liegt. Letztere wird über den bekannten Drehgriff am Lenker gesteuert und bietet eine Bandbreite von etwas über 300% – das ist nicht allzu üppig und führt dazu, dass man beim Victoria gerade in weniger flachen Regionen ordentlich Schmalz in den Waden benötigt, um zügig voranzukommen – dazu jedoch gleich mehr. Das Bremsen übernehmen hydraulische Felgenbremsen von Shimano.
Das Gesamtpaket auf dem Papier stimmt also – doch geht der Plan auch in der Praxis auf? Direkt vom Start weg gefällt die wirklich bequeme und aufrechte Sitzposition. Alternativ hat man durch den verstellbaren Vorbau auch die Möglichkeit, das Cockpit etwas niedriger zu bekommen – wer es also lieber sportlich mag, kann beim Victoria nachjustieren. Apropos verstellbarer Vorbau: Dieser macht einen wirklich guten Eindruck und erweist sich auch bei absichtlichem Zerren am Lenker als erfreulich steif und verwindet sich kaum.
Passend zur Sitzpositon zeigt sich auch das Fahrgefühl als ausgesprochen gutmütig und kommt zweifellos auch Fahrern und Fahrerinnen entgegen, die nicht jede Minute ihrer Freizeit auf dem Rad verbringen. Die hohe Laufruhe und der steife Rahmen vermitteln Sicherheit und geben viel Kontrolle.
Victoria Trekking 5.8: Flüsterantrieb und Krawallbleche
Wie schlägt sich das Highlight des Trekking 5.8 – der Antriebsriemen? Erfreulich unauffällig zeigt sich der Ketten-Ersatz und läuft ohne Schmierung und ohne Dreck leise und zuverlässig, beiden Schaltvorgängen in der Nexus Nabe gibt es keine Auswirkungen – keine Überraschung, schließlich erfolgen diese unabhängig vom Riemen, aber gewohnt knackig und schnell. Alles gut also? Leider nicht ganz, denn trotz des geräuscharmen Antriebs ist das Victoria Trekking 5.8 leider nicht unbedingt ein Leisetreter; das liegt an den Schutzblechen, die selbst auf weniger schlechten Wegen zum Klappern neigen. Ärgerlich!
Trotz aufrechtem Sitzen zeigt sich das Victoria Trekkingbike als echter Sprinter: Vor allem die leicht rollenden Reifen machen hier viel Freude. Mit etwas über 15kg ist es zudem für ein Rad dieser Klasse eher leicht und vor allem wenn es mal ins Rollen kommt, geht es richtig zügig voran. Die sportliche Übersetzung des Antriebs lädt zudem auch dazu ein, bei über 30km/h noch etwas in die Pedale zu treten. Die Kehrseite der Medaille: Wird das Gelände bergiger und man hat eventuell noch zusätzlich Taschen am Träger, wird es sehr anstrengend und weniger trainierte Fahrer könnten schnell ins Schwitzen kommen.