Test: Mit dem Riese & Müller Supercharger GX rohloff HS hatten wir ein äußerst vielseitiges S-Pedelec im Test. Doppelakku, Rohloff Schaltung und Frontgepäckträger machen neugierig, ob das ungewöhnliche Gesamtkonzept aufgeht. Auf knapp 1.000km haben wir dies getestet.
Ausreichend Akkuleistung auch auf langen Touren, das wünscht sich jeder E-Biker. Mit dem neuen Riese & Müller Supercharger GX Rohloff HS geht dieser Wunsch in Erfüllung. Ganze 1000 Wh (in der Dual-Akku-Variante) speisen den Bosch Performance Line Speed Antrieb. Dual Battery Bikes sind schon seit letzter Saison vereinzelt auf dem Markt, das Supercharger dürfte jedoch eines der ersten sein, bei dem beide Energiespeicher im Rahmen verstaut sind: Unterrohr und Oberrohr stellen den dafür notwendigen Platz zu Verfügung.
Der Doppel-Akku ist jedoch nicht die einzige Besonderheit am Supercharger, mit dem sich das Riese & Müller S-Pedelec von der Masse abhebt. Die sehr gut abgestimmte und nahezu wartungsfreie Rohloff 14 Gang Nabenschaltung mit Riemenantrieb bietet eine riesige Bandbreite und für wirklich jede Situation den passenden Gang. Dank integrierter Gepäckträger hinten wie vorn lässt sich das Supercharger zudem auch als offroad-tauglicher Packesel „missbrauchen“.
Riese & Müller Supercharger GX rohloff HS: Offroad-taugliche Ausstattung
Rahmen | R&M Supercharger |
Federgabel | Suntour Aion 100mm |
Antrieb | Bosch Performance Speed |
Akku | 1000Wh |
Laufräder | Novatec / Rohloff Nabe | Alex MD40 Felge |
Reifen | Schwalbe Rock Razor 2,35" |
Schaltwerk | Rohloff Speedhub 14-fach |
Schalthebel | Rohloff Gripshift |
Kurbel | R&M 170mm |
Umwerfer | |
Bremse | Magura MT4 |
Sattelstütze | Cane Creek Thudbuster ST |
Sattel | Ergon SMC4-L Sport Gel |
Vorbau | FSA Afterburner |
Lenker | FSA Afterburner |
Außerdem sorgt die hochwertige Federsattelstütze und die Suntour Aion Federgabel mit Ihren 100 mm Federweg für ausreichend Komfort auf allen asphaltierten Straßen sowie auch auf Schotterpisten und Waldwegen. Einen weiteren Beitrag dazu leisten die sehr breiten Rock Razor Fat Reifen von Schwalbe und die gut funktionierenden Magura MT4 Scheibenbremsen.
Zwei Akkus, Rohloff Getriebenabe, dicke Reifen und zwei Gepäckträger – klar, diese Ausstattung schlägt sich zunächst vor allem beim Gewicht nieder: Satte 31kg bringt das Riese & Müller Supercharger auf die Waage. Beim händischen Manövrieren im Radkeller oder beim Tragen ist es für die eine oder andere Schweißperle verantwortlich, während der Fahrt war es jedoch weder auf der Straße noch im Gelände zu spüren. Im Gegenteil: Das S-Pedelec lag extrem satt und ruhig auf dem Untergrund. Das ist definitiv auch der Verdienst des sehr steifen Rahmens und natürlich des Bosch Performance Speed Motors.
Die Reichweite ist für ein S-Pedelec enorm. So sind auf höchster Stufe Turbo, also bei voller Unterstützung bis 45 Km/h, mal locker 80 Kilometer und mehr drin – wohlgemerkt inklusive rund 800 bewältigter Höhenmeter. Auf geringeren Stufen sind 200 Kilometer und mehr kein Problem. Hier kann auch mal eine Tour gewählt werden ohne zu wissen ob und wann man irgendwo zwischenladen kann. Hier liefern die zwei Akkus also auch tatsächlich fast die doppelte Reichweite.
Auch die Gepäckträger hinten und vorne haben ausreichend Kapazitäten, um alle Utensilien für eine Ein- oder Mehrtagestour aufzunehmen. Die Beleuchtung von Busch und Müller macht die Nacht zum Tag, so dass auch hier weitergefahren werden kann so lange der Akku oder die Beine noch genügend Reserven haben. Ein weiteres tolles Gimmick ist das am Rahmen befestigte Abus Faltschloss. So ist das Fahrradschloss immer am richtigen Platz und dank der durchdachten Halterung klappert hier auch nichts. Außerdem ist der Schlüssel zum Herausnehmen der Akkus der gleiche wie für das Fahrradschloss. Somit muss hier nur ein Schlüssel mitgeführt werden.
Ich habe mit dem Supercharger fast 1.000 Kilometer bei unterschiedlichsten Wetterverhältnissen und Straßenbedingungen zurückgelegt. Ich hatte immer den Eindruck auf dem richtigen Rad zu sitzen. Egal ob es der kurze Weg zum Bäcker war oder der Wald- und Wurzelweg an meinen Hausberg.
Das einzige was mich nicht hundertprozentig überzeugen konnte war die Rohloff Nabenschaltung. Sie ist zwar in Robustheit und Wartungsarmut nicht zu übertreffen, allerdings ist es für mich ein sehr großer Nachteil, wenn unter der Tretbewegung nicht geschaltet werden kann. So muss man entweder vor dem Berg schon den richtigen Gang wählen oder während der Bergauffahrt das Treten kurz unterbrechen, womit Geschwindigkeit verloren geht, um den Gang zu wechseln. Wie jede Nabenschaltung scheint sich auch die Rohloff Speedhub in gemäßigterem Gelände wohler zu fühlen als im Mittelgebirge mit dem ständigen Wechsel aus Auf und Ab.
Preislich sortiert sich das Riese & Müller Supercharger GX rohloff HS selbst unter den S-Pedelecs eher im oberen Segment ein. In unserer Ausstattungsvariante werden knapp 7.000 Euro fällig, was doch ein beachtliches Loch ins Portemonnaie reißt. Na klar, die beiden Akkus und auch die Rohloff Schaltung haben nun einmal ihren Preis – mir persönlich wären es jedoch ein paar Euro zu viel.