Team Lübbering: Manuela Freund wird Dritte beim Skoda Velorace Dresden und festigt damit ihre Führung in der Gesamtwertung des German Cycling Cup. Über 105 flache Kilometer durch die sächsische Landeshauptstadt siegt in der Frauenwertung Tanja Frühmesser vom Veloclub Augsburg Racing Team.
Über 500 Teilnehmer stehen um 11:40 auf dem Dresdener Neumarkt zum Start bereit. Neben ihnen thront die Frauenkirche, dahinter schimmert die Elbe unter einem strahlendblauen Himmel. Der neutralisierte Startabschnitt führt durch das historische Herz der Dresdner Altstadt: Frauenkirche, Brühlsche Terrassen, Semperoper. Ein Dreiklang der touristischen Hochkultur. Doch Radsport-Touristen schauen mit anderen Augen: Sonne, Wind, Kopfsteinpflaster. Manuela Freund vom Team Lübbering darf in der ersten Reihe stehen, die Berechtigung dazu ist ihr auf den Leib geschneidert: das gelbe Trikot der Führenden in der Gesamtwertung. Wie bei der Tour de France eine Auszeichnung, die mit Privilegien verbunden ist.
Manuela Freund hätte aus der ersten Reihe also den besten Blick auf die touristischen Sehenswürdigkeiten, aber Radsportler haben nun mal einen anderen Blick, besonders mit einem gelben Trikot auf den Schultern: der Wind weht nicht zu stark, Kopfsteinpflaster findet sich nur im neutralisierten Bereich und „warme Temperaturen machen mir nichts aus“. 105 Kilometer stehen auf dem Programm, fünf Runden durch Dresden, ein weitestgehend flacher Stadtkurs – zu flach für Freunds Geschmack. Doch das gelbe Trikot ist eben auch eine Verantwortung und die Konkurrenz schläft nicht. Nur acht Punkte beträgt ihr Vorsprung auf die zweitplatzierte Helena Bieber.
Doch Stadtkurse sind nicht nur flach, sondern auch gefährlich, Tempo und Nervosität sind gleichermaßen hoch. Die ersten beiden 21-Kilometer-Runden dauern nicht einmal eine Stunde – rund 45 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. In der dritten Runde reißt ein Sturz das Feld auseinander. Im Tunnel, der wieder auf die Waldschlößchenbrücke und über die Elbe führt, muss unter anderem die zweitplatzierte Helena Bieber das Rennen aufgeben, erste Diagnose Armfraktur. Manuela Freund stützt zwar nicht selber, wird jedoch aufgehalten und verliert den Anschluss. „Alleine hatte ich dann keine Chance mehr zurückzukommen und auch die Männer um mich herum konnten nicht wieder vorne ranfahren.“ An der Rennspitze macht immer wieder das stark vertretene Leeze Biehler Cycling Team das Tempo und nimmt am Ende in Person von Patrick Altefrohne den verdienten Sieg in Männerwertung mit nach Hause – erzielt im Massensprint zwischen Brühlschen Terrassen und Elbufer.
In der Spitzengruppe haben sich auch zwei Frauen halten können, nach 105 Kilometern gewinnt Tanja Frühmesser knapp vor Vivian Maciej. Manuela Freund kommt in der zweiten größeren Gruppe mit knapp neun Minuten Rückstand ins Ziel. Und kann sich dennoch als Gewinnerin fühlen, denn das gelbe Trikot bleibt auf ihren Schultern.
Angesichts der schweren Stürze der Konkurrenz ist die Euphorie unmittelbar nach dem Rennen dennoch etwas gebremst: „Der Sturz sah übel aus, da musste ich erstmal durchatmen. Ich bin froh, dass ich heile durchgekommen bin und so wie es aussieht, habe ich mein gelbes Trikot sogar verteidigt.“
Das gelbe Trikot bleibt also weiter in den Reihen des Team Lübbering, mindestens bis zum Rothaus Riderman am vorletzten September-Wochenende. Danach steht nur noch der Saisonabschluss in Münster auf dem Programm. „Da muss ich jetzt mitfahren, klar“, sagt Manuela Freund. So ein gelbes Trikot verpflichtet eben. „Dafür wird es mit dem gelben Trikot leichter, für die Rennen frei zu bekommen.“ Das gelbe Trikot, Auszeichnung, Verantwortung, Privileg.