Radsport: Eigentlich ist Italien eine radsportverrückte Nation. Viele Profis halten seit Jahrzehnten die Farben ihres Landes hoch. Doch italienische Top-Teams suchen wir seit geraumer Zeit vergeblich. In unserer großen Saisonvorschau für das Jahr 2019 starten wir mit Androni Giocattoli – Sidermec. Denn die Pro-Continental-Mannschaft darf sich immerhin als Nummer eins Italiens bezeichnen. Bis zum 24. Dezember dürfen sich unsere Leser neben den 18 WorldTour-Teams auch über Berichte 6 zweitklassiger Teams freuen.
Androni Giocattoli – Sidermec 2018: Das gesamte Jahr konstant stark unterwegs
Das in Turin ansässige Team Androni Giocattoli – Sidermec beendet zum zweiten Mal in Folge eine Saison im Radsport als beste Mannschaft Italiens. Ausschlaggebend dafür waren die starken Leistungen in der UCI Europe Tour. Besonders der junge Kletterspezialist Ivan Sosa konnte dort auf sich aufmerksam machen. Der 21-jährige Kolumbianer gewann die Vuelta a Burgos, die Sibiu Cycling Tour und das Adriatica Ionica Race. Zu den 85 Podiumsplätzen des Teams trugen viele weitere Fahrer bei. Während Sprinter Matteo Malucelli besonders am Saisonbeginn für Siege sorgen konnte, jubelten seine Landsleute Fausto Masnada, Manuel Belletti, Marco Benfatto und Davide Ballerini zum Saisonende. Der breit und ausgeglichen aufgestellte Kader ermöglichte es der Teamführung, Rennen außerhalb der WorldTour mitzubestimmen und innerhalb der WorldTour aggressiv zu agieren. Mit Rang drei auf der 18. Etappe des Giro d’Italia durch Mattia Cattaneo sprang allerdings nur ein Podiumsplatz in der höchsten Klasse des Radsports heraus.
Transfers: Ivan Sosa zu Sky – doch gute neue Leute kommen
Im Radsport ist es wie im Fußball: Die besten Teams kaufen den kleineren Mannschaften oft die guten Leute weg. So wird Überflieger Ivan Sosa 2019 nicht mehr die Farben von Androni Giocattoli – Sidermec tragen, sondern das Trikot von Sky. Der 21-jährige Kolumbianer ist nicht der erste Kletterspezialist, der von Teamchef Gianni Savio herausgebracht wurde. José Rujano, Iván Parra, José Serpa, Michele Scarponi, Jackson Rodríguez und Franco Pellizotti hatte er ebenfalls unter seinen Fittichen. Bislang hat er es jedoch immer wieder geschafft, Abgänge zu kompensieren. Sehen wir uns die Transfers zur kommenden Saison an, dürfte dies erneut gelingen. Zwar verliert die Mannschaft mit den Italienern Matteo Malucelli, Raffaello Bonusi und Davide Ballerini drei weitere gute Fahrer, doch mit sieben Zugängen verstärkt man den Kader nicht nur in der Breite. Besonders Matteo Montaguti von AG2R La Mondiale und Matteo Pelucchi von Bora – hansgrohe dürften in der UCI Europe Tour für den ein oder anderen Erfolg sorgen.
Abgänge | Zugänge | |
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Davide Ballerini (Astana) | Matteo Montaguti (AG2R La Mondiale) |
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Rafaello Bonusi (Karriereende) | Matteo Pelucchi (Bora – hansgrohe) |
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Matteo Malucelli (Caja Rural – Seguros RGA) | Matteo Busato (Wilier Triestina – Selle Italia) |
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Ivan Sosa (Sky) | Miguel Eduardo (Wilier Triestina – Selle Italia) |
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Mattia Viel (Holdsworth Pro Racing) |
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Daniel Felipe Munoz (EPM) |
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Leonardo Fedrigo (Elite 2) |
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Androni Giocattoli – Sidermec 2019: Führt der Weg in die WorldTour?
18 Teams gibt es in der WorldTour – keines davon kommt aus Italien! Eigentlich ein Zustand, den das radsportverrückte Land nicht über Jahre hinweg auf sich sitzen lassen kann. Daher ist stark davon auszugehen, dass sich dies in Zukunft wieder ändern wird. Fraglich nur, ob dafür ein Team aus der zweiten Klasse des Radsports aufsteigt, oder ob durch größere Investitionen einfach ein italienischer Sponsor bei einem bestehenden WorldTour-Team einsteigen wird. Sollte es zum erstgenannten Szenario kommen, ist Androni Giocattoli – Sidermec sicher erster Kandidat für die Umsetzung. Streng genommen ist die Mannschaft schon seit der Saison 1996 im Radsport aktiv. Nach mehreren Namenswechseln (u. a. Selle Italia) ist man mittlerweile an der Spitze der Pro-Continental-Stufe angekommen. Besonders mit den Teams Cofidis, Wanty – Groupe Gobert und Direct Energie wird sich Androni Giocattoli – Sidermec auch 2019 um Rang eins in dieser Klasse streiten.
Ballerini in fuga e Belletti ottavo allo sprint. Il #giroditalia2018 è iniziato bene per l’Androni Giocattoli Sidermec. Gianni Savio fa i complimenti ai suoi a Tel Aviv. pic.twitter.com/RnuChg82it
— Androni Sidermec (@AndroniGiocatto) 5. Mai 2018