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Radsport: Mailand – Sanremo Vorschau: Puncheur oder Sprinter?

21. März 2019 by Michael Behringer

Mailand - Sanremo Vorschau

Radsport: Mailand – Sanremo, La Classicissima, La Primavera. Das erste Monument der Saison 2019 hat viele Namen – und viele Siegkandidaten. Was für ein Rennen erwartet uns am Samstag? In unserer Mailand – Sanremo Vorschau blicken wir auf den ersten richtigen Klassiker des Jahres.

Mailand - Sanremo Vorschau

Mailand – Sanremo 2019

Am Samstag ist es soweit. Mit Mailand – Sanremo absolvieren die Profis das erste Monument der Saison 2019. Obwohl bereits in den vergangenen Wochen einige WorldTour-Rundfahrten und Halbklassiker auf dem Programm standen, beginnt für viele Fans die Saison mit „La Classicissima“ erst so richtig. Kein Wunder, denn „La Primavera“ ist eines derjenigen Rennen, welche die Sieger für immer unsterblich macht. Eddy Merckx ist mit sieben Siegen der Rekordgewinner von Mailand – Sanremo.



History: Deutsche & Schweizer Erfolge

Doch auch deutschsprachige Profis durften hier des Öfteren jubeln. Rudi Altig machte 1968 den Anfang, ehe Erik Zabel zu einem wahren Seriensieger wurde. Zwischen 1997 und 2001 gewann der Sprinter viermal. Deutlich überraschender war 2013 der Erfolg von Gerald Ciolek. Den letzten deutschen Sieg durften wir 2015 dank John Degenkolb bejubeln. Österreicher konnten Mailand – Sanremo noch nicht gewinnen, dafür aber zwei Schweizer. Erich Maechler gewann 1987, Fabian Cancellara 2008.

Strecke & Profil

291 Kilometer müssen die Profis am Samstag bei der 110. Austragung von Mailand nach Sanremo zurücklegen. Damit ist La Classicissima auch in dieser Saison der längste Klassiker des Jahres. Auch wenn alle Profis nur top trainiert an den Start gehen, ist die enorme Distanz durchaus ein Faktor. Entschieden wird das Rennen nämlich auf den letzten 30 Kilometern. Zu Beginn wird vermutlich wie in jedem Jahr eine mittelgroße Ausreißergruppe das Renngeschehen bestimmen, doch die Teams der Sieganwärter haben alles im Griff.

Die beiden entscheidenden Stellen: Cipressa & Poggio di Sanremo

Spätestens kurz vor Cipressa beginnt an der Spitze des Feldes der Kampf um die besten Positionen. Der 5,65 Kilometer lange Anstieg wird 21,5 Kilometer vor dem Ziel überquert. Mit einer Steigung von im Durchschnitt nur 4,1 Prozent ist es zwar lediglich ein kleiner Hügel, doch phasenweise sorgen 9,0 Prozent Steigung und vor allem enge Straßen für eine Vorentscheidung. Nur rund 15 Kilometer später stellt sich der Poggio di Sanremo in den Weg. Er ist sogar nur 3,7 Kilometer lang und 3,7 Prozent steil – doch er wird auch in diesem Jahr der Scharfrichter sein.



  • 21,5 km vor dem Ziel: Cipressa (5,65 km à 4,1 %, max. 9 %)
  •   5,4 km vor dem Ziel: Poggio di Sanremo (3,7 km à 3,7 %, max. 8 %)

Die Favoriten: Kein Monument hat so viele Sieganwärter

Betrachten wir die Profile aller Monumente, ist Mailand – Sanremo das einfachste. Doch genau diese Tatsache sorgt dafür, dass enorm viele potentielle Sieger am Start stehen. Um 9:45 steigen 175 Profis in Mailand auf ihren Drahtesel – und am Ende kann in Sanremo nur einer gewinnen. Um das zu schaffen, verfolgen die Teams unterschiedlichste Strategien. Diejenigen, welche keinen Topfahrer in den eigenen Reihen haben, werden mit Ausreißergruppen und frühen Attacken ihr Heil in der Flucht suchen. Die Chancen für ein erfolgreiches Unterfangen dieser Art stehen vielleicht bei einem Prozent. Die Teams mit starken Sprintern werden versuchen, ihren Kapitän heil über den Poggio zu bringen und nicht schon in Cipressa den Anschluss zu verlieren. Wer im Sprint keine Chance hat, aber mit viel Punch zu den Topfahrern zu zählen ist, der wird hinauf zum Poggio versuchen, eben jene Sprinter zu distanzieren. So ergeben sich mindestens drei unterschiedliche Interessensgruppen.

Die Angreifer: Vorjahressieger Nibali & Allrounder Alaphilippe

Da eine erfolgreiche lange Flucht bei Mailand – Sanremo enorm unwahrscheinlich ist, müssen wir uns bei der Favoritensuche an die Sprinter und die Puncheur halten. Sie arbeiten gegeneinander. Die Stärken der Einen sind die Schwächen der Anderen. Wir können fest davon ausgehen, dass es zu einigen Attacken kommen wird – spätestens wenn es den Poggio hinauf geht. Zu rechnen ist vor allem mit folgenden Allroundern:



  • Vincenzo Nibali (Bahrain – Merida)
  • Romain Bardet (AG2R La Mondiale)
  • Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step)
  • Alejandro Valverde (Movistar)
  • Michal Kwiatkowski (Sky)
  • Tom Dumoulin (Sunweb)

Die Sprinter: Gibt es einen Sprint Royal bei Mailand – Sanremo?

Auf Grund der vielen ambitionierten Sprinter im Starterfeld müssen die Angreifer genau den richtigen Moment erwischen. Sind fünf Kilometer vor dem Ziel noch einige Sprinter mit Helfern vorn dabei, hat ein Puncheur vermutlich nur geringe Chancen. Daher gilt es, die Sprinter und deren Helfer schon vor dem Poggio müde zu fahren – ausreichende Kilometer sind ja vorhanden. Kommt es zu einem Sprint einer größeren Gruppe, ist fraglich, welche schnellen Männer noch die meisten Reserven haben. In einem Sprint ist vor allem mit folgenden Profis zu rechnen:

  • Sonny Colbrelli (Bahrain – Merida)
  • Magnus Cort Nielsen (Astana)
  • Peter Sagan (Bora – hansgrohe)
  • Sam Bennett (Bora – hansgrohe)
  • Greg Van Avermaet (CCC)
  • Christophe Laporte (Cofidis)
  • Nacer Bouhanni (Cofidis)
  • Elia Viviani (Deceuninck – Quick-Step)
  • Sacha Modolo (EF Education First)
  • Arnaud Démare (Groupama – FDJ)
  • Davide Cimolai (Israel Cycling Academy)
  • Caleb Ewan (Lotto – Soudal)
  • Matteo Trentin (Mitchelton – Scott)
  • Giacomo Nizzolo (Dimension Data)
  • Dylan Groenewegen (Jumbo – Visma)
  • Michael Matthews (Sunweb)
  • John Degenkolb (Trek – Segafredo)
  • Alexander Kristoff (UAE Team Emirates)
  • Fernando Gaviria (UAE Team Emirates)

Velomotion-Prognose:
Caleb Ewan gewinnt sein erstes Monument

Im vergangenen Jahr gelang es Vincenzo Nibali, als Solist Mailand – Sanremo auf die schönste Art und Weise zu gewinnen. Während hinter ihm die Profis um Rang zwei sprinteten, konnte er seinen Sieg bejubeln. Damals auf Rang zwei fuhr Caleb Ewan – und das bei seiner zweiten Teilnahme. Erstmals war der kleine Australier 2017 mit dabei. Auch dort fuhr er bereits in die Top 10. Dass Caleb Ewan die Fähigkeiten hat, Mailand – Sanremo zu gewinnen, steht also außer Frage. Nun kommt die Tatsache hinzu, dass er sich in einer ausgezeichneten Form befindet. Er gewann in einer beeindruckenden Manier eine Etappe bei der UAE Tour, als der Sieger in einem Bergaufsprint ermittelt wurde. Bei Paris – Nizza sprintete er zuletzt zweimal auf Rang zwei. Obwohl Caleb Ewan in seiner Karriere bereits Etappen bei der Vuelta und dem Giro gewann, wäre ein Sieg bei Mailand – Sanremo sein bislang größter Erfolg.

Mailand – Sanremo im TV: Eurosport überträgt live

Ob Caleb Ewan tatsächlich sein erstes Monument gewinnen kann, oder ob Peter Sagan im neunten Anlauf endlich Mailand – Sanremo gewinnt, können die Fans live auf Eurosport verfolgen. Der Sender überträgt das Rennen auf Eurosport 2 ab 14:30 Uhr und im Eurosportplayer ab 14:25 Uhr live. Von 18:45 bis 19:55 wird auf Eurosport 1 eine Zusammenfassung ausgestrahlt.



Stichworte:Caleb EwanMailand-SanremoNewsVelomotion-PrognoseVorschau

Über Michael Behringer

Radsport mit all seinen Taktiken, Etappenanalysen, Platzierungen und Prognosen sind die große Leidenschaft von Michael Behringer. Im Jahr 1996 hat er seine erste Tour de France verfolgt. Seitdem beobachtet er nahezu jedes Rennen. Seine Passion Radsport begleitet ihn also seit über zwei Jahrzehnten. Ein Ende ist nicht in Sicht.

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