Radsport: Die Fans sind sich einig. Das schönste Trikot der Tour de France ist das Bergtrikot. Das weiße Trikot mit den roten Punkten ist begehrt, aber schwer zu gewinnen. Während die Klassementfahrer bei Bergankünften ständig unfreiwillig Punkte kassieren, müssen die wahren Anwärter auf das gepunktete Trikot auf zahlreichen Etappen ausreißen. Dementsprechend schwierig ist es, überhaupt Favoriten zu entdecken. Fünf mögliche Gewinner haben wir ausfindig gemacht.
Julian Alaphilippe: Der Titelverteidiger ist der Favorit
Als Favorit auf das Bergtrikot muss Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) gelten. Der Franzose gewann die Wertung im Vorjahr und wird auch dieses Jahr ein Auge darauf haben. Seine Mannschaft fährt auf Flachetappen für Elia Viviani und bei Bergetappen hofft man auf Enric Mas. Julian Alaphilippe ist jedoch auf hügeligem und bergigem Terrain eine Garantie für einen Etappensieg. Der explosive und damit auch sprintstarke Allrounder wird ganz automatisch einige Punkte für das Bergtrikot einsammeln. Es dürfte nicht leicht werden, den 27-Jährigen zu bezwingen.
Warren Barguil: Es mangelt seit Monaten an der Form
Vor zwei Jahren gewann Warren Barguil (Arkéa – Samsic) bei der Tour de France zwei Etappen und das Bergtrikot. Danach wechselte er die Mannschaft und seine Leistungen ließen nach. Auch 2019 wusste Warren Barguil bis dato nich zu überzeugen – zumindest bis zur Französischen Meisterschaft. Obwohl er eigentlich im Hochgebirge deutlich stärker sein müsste als Julian Alaphilippe, ließ er sich im Vorjahr bei der Tour de France völlig chancenlos abkochen. Ähnliches ist auch diesmal zu befürchten. Oder wird ihn das französische Meistertrikot doch beflügeln? Zaubert er nicht plötzlich wieder seine Topform aus dem Hut, wird es vermutlich ein aussichtsloser Kampf. Etwas anderes bleibt Warren Barguil aber gar nicht übrig, denn für die Gesamtwertung hat ihn kaum jemand ernsthaft auf der Rechnung.
Giulio Ciccone: Porte entscheidet über seine Freiheiten
Das Team Trek – Segafredo verzichtet bei der Tour de France 2019 auf John Degenkolb, weil man alles für den Gesamtsieg von Richie Porte tun möchte. Dementsprechend finden sich zahlreiche gute Bergfahrer und Allrounder in der Mannschaft. Zu ihnen zählt auch Giulio Ciccone. Der Italiener hat sich in den vergangenen Jahren stets gesteigert und vor allem auch beim Giro d’Italia einen guten Eindruck hinterlassen. Im Hochgebirge hat er definitiv das Zeug dazu, um das Bergtrikot mitzufahren. Fraglich ist nur, ob ihn Kapitän Richie Porte die nötigen Freiheiten geben wird, oder ob er auf Giulio Ciccone als Edelhelfer baut.
Fabio Aru: Bergwertung statt Gesamtwertung
Ein Fabio Aru (UAE Team Emirates) sollte bei einer Grand Tour eigentlich auf das Gelbe Trikot fahren und nicht auf die Bergwertung. Doch in diesem Jahr könnten sich die Ambitionen des Italieners tatsächlich verschieben. Von einer Verletzung gerade so rechtzeitig genesen, wird er gewiss nicht in Topform am Start stehen. Wir gehen daher davon aus, dass er relativ früh erkennen wird, in der Gesamtwertung nicht mitmischen zu können. Alternativ setzt er dann – mit entsprechenden Rückstand – auf Etappensiege und Bergpunkte. Nimmt er den Kampf um das Bergtrikot ernsthaft an, kann Fabio Aru das Trikot auch nur mit 90-prozentiger Topform bis nach Paris tragen.
Ilnur Zakarin: Seine Mannschaft braucht Erfolgserlebnisse
Das Team Katusha – Alpecin fährt seit geraumer Zeit den eigenen Ansprüchen hinterher. Auch 2019 gab es bislang kaum nennenswerte Erfolge für den Rennstall aus der Schweiz. Eigentlich als Klassementfahrer geholt, enttäuschte zuletzt auch Ilnur Zakarin. Mit dem Giro d’Italia in den Beinen wird es für den Russen bei der Tour de France nicht für die Top 10 reichen. Er wird sich – genau wie Fabio Aru – dann alternative Ziele suchen müssen. Dies wird sich in einer Etappenjagd widerspiegeln. Als Kämpfer bekannt, hat Zakarin im Hochgebirge gute Karten, gegen die Konkurrenz in Ausreißergruppen zu bestehen. Zwei Etappensiege und eine ordentliche Portion an Bergpunkten könnten dabei locker herausspringen. Allerdings muss die Teamleitung früh genug das Ziel anvisieren – sonst könnte es zum Sammeln zu spät sein.