Tour de France Geschichte: An manche Geschichten im Radsport mag man sich nur ungern erinnern. Doch gleichzeitig dürfen sie nicht in Vergessenheit geraten. Eine solche ist die Story von Johnny Hoogerland vom 10. Juli 2011.
Johnny Hoogerland kämpft ums Bergtrikot
In der Radsport-Elite war Johnny Hoogerland noch nicht angekommen. Der damals 28-Jährige bestritt 2011 seine erste Tour de France. Zuvor durfte man als größten Erfolg den Sieg bei der Junioren-Austragung der Ronde van Vlaanderen im Jahr 2011 bezeichnen. Mit seiner niederländischen Mannschaft Vacansoleil durfte er aber nun zur Frankreich-Rundfahrt. Hier wollte er sich als aktiver Fahrer präsentieren – und das gelang. Auf der sechsten Etappe riss er aus und eroberte das Bergtrikot. Als Teil mehrerer Fluchtgruppen gelang es ihm, das Gepunktete Trikot über einen längeren Zeitraum zu tragen. Für seine unterklassige Mannschaft war dies ein großartiger Erfolg. Und für ihn selbst natürlich ebenso. Doch auf der neunten Etappe kam es zu einem ungewöhnlichen Unfall, bei dem Johnny Hoogerland Glück im Unglück hatte und zum Symbol der harten Rennfahrer-Welt wurde.
Der Crash: Auto > Hoogerland > Stacheldrahtzaun
Stürze gehören zum Radsport leider dazu, wie die Räder und die Fahrer selbst. Doch wenn eigentlich unbeteiligte Dritte einen Crash verursachen, ist dies besonders bitter. So geschehen am 10. Juli 2011 auf dem Weg von Issoire nach Saint-Flour. Johnny Hoogerland befand sich – wieder einmal um das Bergtrikot zu verteidigen – mit einigen Kollegen in einer Ausreißergruppe. Dort versuchte ein Begleitfahrzeug von France Télévisions die Profis links zu überholen. Da am Straßenrand ein Baum das Überfahren der Wiese aber unmöglich machte, musste der Autofahrer einen Schlenker nach rechts einschlagen. Dadurch touchierte das Begleitfahrzeug mehrere Fahrer, die daraufhin zu Fall kamen. Während sich Thomas Voeckler noch auf dem Rad halten konnte, erwischte es Juan Antonio Flecha und Johny Hoogerland schwer. Vor allem der Niederländer musste – im wahrsten Sinne des Wortes – bluten. Da er im hohen Bogen in einen Stacheldrahtzaun flog, wurden tiefe Wunden aufgerissen.
Hoogerland stoppen auch 33 Stiche nicht
Noch am Streckenrand – während das Rennen selbstverständlich weiterlief – wurde Johnny Hoogerland von Ärzten begutachtet, fuhr dann jedoch die Etappe zu Ende. Später im Krankenhaus mussten seine Wunden mit insgesamt 33 Stichen genäht werden. Sein Glück: Am darauf folgenden Ruhetag konnte er seine Verletzungen pflegen. Dick einbandagiert setzte er die Tour de France fort. Die Bilder seiner Verletzungen gingen um die Welt. Er selbst ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Durch weitere Ausreißversuche konnte er das Bergtrikot noch bis zur elften Etappe verteidigen. Nach der Rundfahrt verklagte Johnny Hoogerland die Produktionsfirma Euro Média und erhielt eine Entschädigung von der Versicherung. Er litt nach dem Unfall über Monate hinweg unter Schlaflosigkeit und Rückenschmerzen. 2016 beendete Hoogerland seine Karriere. Gemeinsam mit seiner Frau hat er eine Pension in Österreich erworben.