Test / Urban: Ja, es gibt sie noch! Die hochwertigen Urban Bikes ohne Motor; auch wenn E-Bikes in den letzten Jahren vor allem in dieser Fahrradkategorie klar die Oberhand zu haben scheinen, existiert noch immer ein Markt für gut ausgestattete, klassische Urban Bikes jenseits der 1.000 Euro-Marke. So wie das Batavus Suerte. Der Traditionshersteller aus dem niederländischen Heerenveen kann auf über 100 Jahre Erfahrung im Zweiradbereich blicken und die Details am Suerte zeigen diese Expertise.
Bevor wir jedoch tief in die technische Materie einsteigen, bleiben wir zunächst beim Grundsätzlichen: Das Batavus Suerte ist nur in einer Ausstattungsvariante, dafür jedoch mit zwei unterschiedlichen Rahmenformen erhältlich. Neben dem Trapezrahmen mit etwas tieferem Durchstieg, ist auch eine klassische Herrenvariante erhältlich. Farblich setzt Batavus auf Understatement – das Rad kommt in Mattschwarz und verzichtet auf große farbliche Akzente, der Batavus-Schriftzug am Unterrohr setzt sich durch seine glänzende Oberfläche ab. Edel!
Betrachtet man das schlicht-schicke Suerte genauer, wird klar, auf welche Merkmale man bei der Entwicklung den Fokus gelegt zu haben scheint: Ausstattung und Rahmen zeichnen sich durch Robustheit und Wartungsarmut aus und heben sich nicht unangenehm von der minimalistischen Optik ab. „The Star of the Show“ ist zweifelsfrei der Antrieb. Die Alfine 11 Schaltnabe ist die hochwertigste Nabenschaltung aus dem Hause Shimano und deckt eine Bandbreite von über 400% ab – da kann selbst der eine oder andere MTB-Antrieb nicht mithalten. So dürfte man immer einen passenden Gang finden, egal ob es steil Berg auf oder zügig nach unten geht.
Für die Übertragung des Drehmoments von der Kurbel zur Nabe ist am Suerte nicht etwa eine klassische Kette zuständig, sondern ein Gates Carbonriemen. Dieser hat gleich mehrere Vorteile; zum einen ist er um ein Vielfaches wartungsärmer als jede Kette. Er muss nicht geschmiert werden und hält ungefähr drei Mal so lange. Zusätzliches Plus: Wer viel im Winter unterwegs ist, muss sich auf die Einflüsse von Streusalz keine Gedanken machen – ein Riemen rostet nicht! Zu guter Letzt bleibt ein Riemen in den meisten Situationen sauberer als eine Kette und man muss sich keine Gedanken um ein dreckiges Hosenbein machen. Als zusätzlichen Schutz verbaut Batavus am Suerte sogar noch einen kleinen Ketten- (oder besser gesagt: Riemen-)schutz.
So gerüstet ist das Batavus Suerte wie gemacht für den Alltag von Vielfahrern. Auch die übrige Ausstattung passt zu diesem Ansatz: Die Schutzbleche sind angenehm breit, klappern auch auf schlechtem Untergrund nicht und gerade vorn ist es lang genug, dass die Füße auch bei nasser Straße trocken bleiben. Wenn wir schon beim vorderen Schutzblech sind – hier gibt es ein weiteres Highlight zu entdecken: Den Frontscheinwerfer. Dieser ist nämlich in jenes Schutzblech integriert und fügt sich wunderbar in die elegante Optik des schwarzen Urban-Flitzers ein. Dank des integrierten Tagfahrlichts sorgt es immer für gute Sichtbarkeit. Nicht minder elegant ist die Integration der Beleuchtung hinten; diese befindet sich im Gepäckträger.
Das vielleicht entscheidende Argument für oder gegen ein Rad liegt jedoch nicht in technischen Finessen oder optischer Eleganz, sondern im Fahrgefühl. Hier weiß das Suerte durch eine wirklich gelungene Ergonomie und überraschend viel Komfort zu punkten. Überraschend deshalb, weil die Konstrukteure sowohl auf eine Federgabel als auch auf eine Federstütze verzichten. Gut für die Wartungsarmut! Natürlich rumpelt es mit dem Batavus ein wenig auf schlechten Wegen. Der Unterschied gegenüber Modellen mit günstigen Trekking-Federgabeln fällt aber wie erwähnt überraschend klein aus. Ihren Anteil daran haben auch die gut dämpfenden Schwalbe Road Cruiser Reifen.
Im Bereich Ergonomie ist am Suerte Variabilität angesagt. Der verstellbare Vorbau hat einen großen Verstellbereich und ist erfreulich steif – deutlich besser als viele Konkurrenzprodukte. Der Sattel von Selle Royal fällt für ein Urban Bike ziemlich breit und stark gepolstert aus. Das ist Geschmackssache und passt zum Gesamtansatz des Suerte, stößt aber wahrscheinlich nicht bei allen Fahrern bzw. Fahrerinnen auf Gegenliebe. Andererseits: Welcher Sattel tut das schon?
Das Fahrgefühl auf dem Suerte ist harmonisch. Eine Komponente greift in die andere und man hat den Eindruck, als wäre das Rad mit einem klaren Plan konzipiert worden. Komfort und ein entspanntes Fahrverhalten stehen ganz klar im Vordergrund – perfekt für gemütliche Touren, alltägliche Besorgungen oder den Weg zur Arbeit. Wer jedoch auf der Suche nach einem flinken Stadtflitzer ist, könnte enttäuscht sein. Angesichts des doch sportlichen Gesamtgewichts von 16,4kg ohne Pedale lässt die Spritzigkeit etwas zu wünschen übrig. Ebenfalls zu beachten: Das zulässige Gesamtgewicht fällt mit 120kg eher gering aus. Abzüglich des Eigengewichts bleiben etwas mehr als 100kg Zuladung übrig, was bei großen bzw. schweren Fahrern (+Gepäck) knapp werden könnte.