Radsport: Lotto – Soudal hat 2019 sowohl bei Rundfahrten, als auch bei Klassikern überzeugt. Trotz einiger namhafter Transfers wird sich die Ausrichtung der belgischen Mannschaft auch 2020 nicht ändern.
Lotto – Soudal 2019: Als der Sport zur Nebensache wurde
23 Siege, 22 zweite Plätze und 27 dritte sorgten bei Lotto – Soudal 2019 für Rang #9 im WorldTour Ranking. Verantwortlich für die vielen Top-3-Ränge war einmal mehr die Geschlossenheit der belgischen Mannschaft, so dass auf nahezu jedem Terrain immer ein Mann in rot-weiß um vordere Platzierungen fahren konnte.
Tim Wellens war das gesamte Jahr über in guter Form, gewann bei der Trofeo Tramuntana schon im Februar und bei der BinckBank Tour auch noch im August. Caleb Ewan sprintete zu Etappensiegen der UAE Tour, in der Türkei, beim Giro d’Italia und er gewann die Brussels Cycling Classic. Bei der Tour de France war der kleine Australier mit drei Etappensiegen stärkster Sprinter. Und auch Altmeister Thomas De Gendt fügte einige Erfolge hinzu. Der Belgier jubelte bei der Katalonien-Rundfahrt ebenso wie wie der Tour de France.
In Erinnerung bleiben wird die Saison 2019 aber auch wegen eines tragischen Unfalls. Der erst 22-jährige Belgier Bjorg Lambrecht kam am 5. August ums Leben. Bei einem fatalen Sturz auf der dritten Etappe der Polen-Rundfahrt zog er sich einen schweren Leberriss und damit verbunden innere Blutungen zu. Er verstarb kurz darauf im Krankenhaus.
Transfers: Gilbert & Degenkolb für die Klassiker
Acht Abgänge und sieben Neuzugänge hat Lotto – Soudal aktuell zu vermelden. Doch Trotz der vielen Transfers wird sich der Charakter der Mannschaft nicht großartig verändern. In Person von Enzo Wouters, Lawrence Naesen, Adam Blythe, Jelle Vanendert und Maxime Monfort kehren vorwiegend Helfer dem Team den Rücken. Doch mit Zeitfahr-Spezialist Victor Campenaerts verliert die belgische Equipe auch einen Sieggaranten an die Konkurrenz. Besonders schmerzhaft im Bezug auf die Klassiker sind die Abgänge von Tiesj Benoot und Jens Keukeleire.
Schwächer wird die Klassiker-Fraktion bei Lotto – Soudal aber dennoch nicht. Im Gegenteil. Mit Philippe Gilbert und John Degenkolb stoßen zwei alte Hasen zum Team, die bei wichtigen Eintagesrennen bereits zahlreiche Erfolge eingefahren haben. Auch bei Rundfahrten und sogar einer Grand Tour können sie für Top-Ergebnisse sorgen – auch noch im Alter von 37 bzw. 30. Eher als Helfer eingeplant werden dürften Jonathan Dibben, Steff Cras, Stefano Oldani, Matthew Holmes und Kobe Goossens.
Lotto – Soudal 2020: Die Ausrichtung bleibt die gleiche
Als Klassiker-Team verschrien gewann Lotto – Soudal 2019 vier Etappen der Tour de France und zwei beim Giro d’Italia. Besonders abgesahnt hat die Equipe aber bei einwöchigen Rundfahrten. Und obwohl weiterhin Wert auf die Eintagesrennen gelegt wird, dürfte die belgische Mannschaft auch 2020 bei Mehretappenrennen um Tagessiege fahren. Weniger im Blick haben wird man die Gesamtwertungen der Rundfahrten, womit sich die Ausrichtung des Teams auch in der kommenden Saison überhaupt nicht verändern wird.
Interessant wird sein, wie sich Tim Wellens und Philippe Gilbert die Rennen aufteilen. Schließlich haben beide Belgier ihre Stärken in den gleichen Bereichen. Wird es wellig – nicht zu leicht und nicht zu schwer – zählen sie zu den Siegkandidaten. In flachen Sprints gehört Caleb Ewan zu den schnellsten Profis im gesamten Peloton. Wird es anspruchsvoller, kann nun auf John Degenkolb gebaut werden, der zugleich auf Kopfsteinpflaster wichtig werden könnte. Thomas De Gendt wird auch 2020 seiner Bezeichnung „Ausreißer-König“ alle Ehre machen und das Hauptfeld mit seinen langen Fluchtversuchen auf Trab halten. Ungewiss ist hingegen die Entwicklung von Carl Fredrik Hagen. Dem schon 28-jährigen Norweger gelang in dieser Saison bei der Vuelta a Espana mit Rang #8 in der Gesamtwertung der völlig überraschende Durchbruch in der WorldTour. Nun gilt es für ihn, dies zu bestätigen.
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