Radsport: Auf der sechsten Etappe der Tour Down Under präsentierte sich Jonas Rutsch (EF) der gesamten Radsportwelt. Den Willunga Hill hinauf attackierte der Deutsche wenige Kilometer vor dem Ziel. Mit dem ganz großen Sieg hat es noch nicht klappen wollen – aber dafür hat Jonas Rutsch in Australien viel gelernt. Uns erzählt er in seinem Renntagebuch von dem Tag in der Ausreißergruppe und seine weiteren Saisonpläne.
Jonas Rutsch: „Ich habe hier sehr viel gelernt“
Hey Leute, wir sind gerade am Airport, denn wir fliegen heute weiter. Aber natürlich möchte ich euch noch mein abschließendes Statement zur gestrigen Etappe und der Tour Down Under insgesamt mitteilen. Für mich war es – zusammengefasst – ein perfekter Einstieg in die WorldTour und in das Team EF Pro Cycling. Ich habe sehr viel gelernt. Aber natürlich habe ich auch gemerkt, dass ich noch viel zu lernen habe.
Für mich ist alles neu. Doch hier konnte ich mich gut an das Team und meine Mannschaftskollegen gewöhnen. Mir macht es richtig viel Spaß auf diesem Niveau zu arbeiten und meine Leistung abzurufen. Zum Reinkommen hätte mir wirklich nichts Besseres passieren können. Ich bin sehr froh, dass hier in Australien alles so gut geklappt hat.
Jetzt freue ich mich erst einmal auf die nächsten Rennen: Das Race Torquay und das Cadel Evans Great Ocean Road Race. Danach fahre ich auch noch die Herald Sun Tour. Dieses Programm ist richtig gut, um Rennhärte zu bekommen, bevor es zurück nach Europa geht und dann final zu den Klassikern. Dort wartet dann der eigentliche Saisonhöhepunkt auf mich.
Jonas Rutsch: „Mir fehlt noch die Peak-Performance“
Gestern war es meine Aufgabe in die Gruppe zu gehen. Das ist mir dann ja auch zusammen mit Mitch Docker gelungen. Wir hatten die Order, vorne dabei zu bleiben, falls im Laufe der Etappe – wie es ja dann auch geschehen ist – alles auseinanderfliegt. Wir sollten uns positionieren, um eventuell später Neilson Powless helfen zu können, der für uns auf die Gesamtwertung fahren sollte.
Aber dann war die Gruppe so stark, so dass wir dann noch über zweieinhalb Minuten Vorsprung hatten. Und auch ich habe mich bei der ersten Zielpassage auf dem Willunga Hill richtig gut gefühlt. Mitch kam dann zu mir und frage mich, wie es mir geht. Ich meinte „Ich bin schon ein bisschen müde, aber es geht.“ Dann hat er mir gefragt, ob ich mich dazu in der Lage fühle, zu attackieren. Ich antwortete ihm: „Ja, könnte klappen!“
Als es dann zum letzten Mal den Willunga Hill hinauf ging, habe ich zusammen mit Luke Rowe von Ineos attackiert. Wir haben direkt ein Loch gerissen. Ich wusste: Wenn ich irgendeine Chance haben will, muss ich jetzt nochmal angreifen. Und dann war ich tatsächlich für kurze Zeit allein unterwegs. Aber letztendlich fehlt mir – das habe ich danach auch direkt mit meinem Trainer besprochen – einfach noch die Peak-Performance.
Jonas Rutsch: „… dann kann ich das 5 Minuten durchhalten“
Aber auch die Peak-Performance kommt noch. In diesem Bereich habe ich noch nicht ausreichend trainiert. Dass der Motor grundsätzlich schon bereit ist, hat man aber gestern schon gesehen. Nach den Rennen hier in Australien wird dann auch die Peak-Performance stimmen und dann kann ich dieses hohe Tempo auch fünf Minuten lang durchhalten.
Gestern ist mir das leider nur zwei bis drei Minuten gelungen. Danach ist der Kessel einfach geplatzt. Dann fuhr die ganze Gruppe vorbei. Ich habe mich anschließend umgeschaut, um auf Neilson Powless zu warten. Ich dachte, dass ich ihm vielleicht noch ein wenig helfen kann, Plätze in der Gesamtwertung nach oben zu klettern. Aber leider kam er dann etwas später als erhofft.
Insgesamt waren wir mit dem Tag sehr zufrieden. Wir haben unseren Plan genau so umsetzen können, wie er geplant wurde. Aber uns allen fehlt einfach noch ein bisschen die Rennhärte, was zu diesem Zeitpunkt der Saison auch nicht verwunderlich ist. Die Australier und Mitchelton – Scott hingegen, die haben ihren Saisonhöhepunkt schon jetzt und das hat man auch gesehen.
Bei mir wird dieser erst noch kommen. Und diesbezüglich befinde ich mich voll im Plan. Das war ein guter Einstand und ich bin sehr zufrieden, wie alles läuft. Daher blicke ich positiv auf die kommenden Aufgaben.
Grüße nach Deutschland!
Euer Jonas!
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an