Spektrum: Heute beginnt in Goslar der 58. Deutsche Verkehrsgerichtstag. Drei Tage dreht sich bei der jährlich stattfindenden Konferenz alles um das Straßenverkehrsrecht. Ein Thema ist hierbei das von Verkehrsteilnehmern geschilderte immer rauer werdende Klima im Straßenverkehr. Morgen berät der Verkehrsgerichtstag über Maßnahmen gegen zunehmende Aggression auf den Straßen.
Der Arbeitskreis 3 des 58. Deutschen Verkehrsgerichtstags in Goslar geht am Donnerstag der Frage nach, ob die Aggressivität auf der Straße zunimmt. Erst im September 2019 veröffentlichte das Institut für Demoskopie Allensbach diesbezüglich eine Umfrage, in der 90% der Befragten zwischen 30 und 59 Jahren eine zunehmende Aggressivität im Straßenverkehr schilderten. Auch der Fahrradclub ADFC sieht das Auto immer häufiger als Druckmittel gegen Radfahrende eingesetzt. ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt hierzu: „Ein aggressives Verkehrsklima ist Gift für den Radverkehr. Es führt dazu, dass die Menschen sich lieber in Auto-Trutzburgen verschanzen anstatt, wie politisch erwünscht, gern und häufig auf das Rad zu steigen. Rücksicht-Kampagnen reichen nicht. Wir brauchen Infrastruktur, die schützt, und Sanktionen, die richtig wehtun!“.
Der ADFC kritisiert die gängige Praxis der Kommunen, den Radverkehr ohne physischen Schutz gemeinsam mit dem schnellen Auto- und Schwerlastverkehr auf die Fahrbahn zu schicken. Aus Studien sei bekannt, so der Fahrradclub weiter, dass Radfahrende regelmäßig zu eng von Kraftfahrzeugen überholt und dadurch in Stress und Gefahr gebracht werden. ADFC-Mitglieder würden außerdem berichten, dass sie von Autofahrenden auf der Fahrbahn gezielt abgedrängt, angehupt oder durch aufheulende Motoren genötigt werden. Burkhard Stork fordert diesbezüglich die konsequentere Verfolgung von gefährlichem Verhalten, mehr Polizeistaffeln auf dem Fahrrad und kommunale Bauprogramme für physisch geschützte Radwege.
Gesprächsthema dürfte sicherlich sein, dass die in der Wahrnehmung von Verkehrsteilnehmern verankerte Zunahme von Aggressionen im Straßenverkehr oder Verschlechterung des Verkehrsklimas laut offizieller Mitteilung des Deutschen Verkehrsgerichtstags aufgrund fehlender geeigneter objektiver Indikatoren bislang nicht bestätigt werden konnte. Im Rahmen eines Monitorings der BASt sollen sogar erste Ergebnisse zeigen, dass für ganz Deutschland das Verkehrsklima weder besonders positiv noch besonders negativ beurteilt wird. Im Rahmen des Arbeitskreises 3 soll morgen die Thematik ausgeleuchtet sowie psychologische, juristische und infrastrukturelle Ansätze erörtert werden.
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