Radsport Highlights: Cadel Evans hat in seiner Karriere die Tour de France und den Weltmeistertitel gewonnen. Seinen wohl beeindruckendsten Sieg fuhr er aber auf der siebten Etappe des Giro d’Italia 2010 ein – genau heute vor 10 Jahren.
Evans hatte bereits einen großen Rückstand
Manchmal reicht eine einzige Etappe aus, damit eine gesamte Rundfahrt für ewig im Gedächtnis der Radsportfans bleibt. Die Gründe dafür können verschieden sein. Auf der siebten Etappe des Giro d’Italia 2010 konnte man ihn ganz offensichtlich sehen. Denn dieses Teilstück sollte zu einer wahren Schlammschlacht verkommen – sehr zur Freude der Zuschauer. Doch beginnen wir von vorn. Nach sechs Etappen – unter anderem einem Prolog und einem Teamzeitfahren – lagen drei Profis aus der Mannschaft Liquigas – Doimo an der Spitze der Gesamtwertung. Vincenzo Nibali trug das Rosa Trikot. Ivan Basso hatte zu diesem Zeitpunkt als Zweiter einen Rückstand von 13 Sekunden. Er sollte am Ende der drei Wochen zum zweiten Mal in seiner Karriere den Giro d’Italia gewinnen. Bereits 1:59 Minuten aufgebrummt bekam Cadel Evans, der nach sechs Top-10-Resultaten bei dreiwöchigen Landesrundfahrten zu den Topfavoriten zählte und sich an eben jenem 15. Mai 2010 schon etwas einfallen lassen musste.
Strade Bianche beim Giro d’Italia 2010
Für eine epische Aufholjagd kam Cadel Evans der Streckenverlauf der siebten Etappe gerade recht. Sie führte die Profis von Carrara nach Montalcino. Anspruchsvoll war das Teilstück nicht nur wegen einer Länge von 222 Kilometern, sondern vor allem wegen der zu befahrenden Straßen in Zusammenhang mit den Wetterbedingungen. Denn die Profis mussten im strömenden Regen über die „weißen Straßen“ – bekannt vom Eintagesrennen Strade Bianche – heizen. Doch anstatt den Staub um die Nase geweht zu bekommen, mussten sich die Fahrer auf den letzten 30 Kilometern durch tiefen Schlamm kämpfen. Dramatisch wurde es jedoch bereits wenige Kilometer zuvor, als die halbe Liquigas-Mannschaft anhalten musste, weil Leader Vincenzo Nibali zu Fall kam.
Vino übernimmt Rosa, Evans ist zurück im Rennen
Während Ivan Basso und Vincenzo Nibali darum bemüht waren, den Rückstand in Grenzen zu halten, zerfiel auf den Schotterstraßen der Toskana jede Gruppe in seine Einzelteile. Die Fahrer waren auf Grund der schmutzigen Trikots kaum noch zu erkennen. Anzusehen war aber jedem Profi die Anstrengung und die Quälerei, welche diese epische Etappe mit all den schwierigen Bedingungen mit sich brachte. Nur wenige blieben bis zum Schluss Teil der ersten Gruppe. Besonders aktiv präsentierte sich Alexander Vinokourov, der virtuell bereits in Rosa fuhr und seinen Vorsprung natürlich ausbauen wollte – was auch gelang. Doch den Etappensieg sicherte sich im Sprint der Spitzengruppe souverän der Australier Cadel Evans. Der spätere Giro-Sieger Ivan Basso verlor an diesem Tag 2:05 Minuten auf den Tagessieger.