Test: Mit dem Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty 1 präsentierte der namhafte US-Hersteller sein erstes motorisiertes Gravel-Bike und will damit grenzenlosen Gravelspaß ermöglichen. Hierfür ist neben dem Bosch Performance Line CX-Motor auch das bewährte Lefty Federgabelsystem mit an Bord. Ob dieses Konzept mit Mountainbike-Features und E-Unterstützung aufgeht erfahrt ihr in unserem Test.
Das Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty ist schon auf den ersten Blick kein gewöhnliches Gravelbike. Klar der E-Motor drängt das Topstone Neo natürlich direkt in die Kategorie der E-Bikes. Besonders außergewöhnlich ist jedoch der innovative Ansatz, bei dem diverse Mountainbike-Features wie die 650B-Laufräder, das berühmte Cannondale Lefty, eine kleine Federeinheit am Hinterbau und die MTB-taugliche 1×12-Schaltung mit 10–50T-Kassette mit einem Dropbar-Bike kombiniert werden. Das Ziel dieses Aufbaus ist schnell erklärt und zwar: Maximaler Gravel-Fahrspaß!
Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty – Mit Federung bequem ans Ziel
Der Rahmen orientiert sich dabei an der Topstone Carbon Plattform, welches sich als Adventure-Gravelbike (ohne E-Antrieb) einen Namen gemacht hat. Bei beiden Modellen kommt der Rahmen mit einem leicht gesloopten Oberrohr, welches dem Bike eine sportliche aber dennoch angenehme Sitzposition verleiht. Hauptverantwortlich für die Optik des Rahmens ist die viel diskutierte Kinpin-Federung am Hinterbau. Dieses Gelenk an den Hinterbaustreben ist extrem tiefgezogen am Sattelrohr angebracht und soll für 30mm Federweg sorgen. Durch das Zusammenspiel mit dem speziell für diese Konstruktion angepassten Carbon-Layup werden Vibrationen und Stöße ausgeblendet und minimiert, damit der Fahrer so deutlich komfortabler unterwegs sein kann. Denn durch die flexible Verbindung der Sitzstreben zum Rahmen kann sich der komplette Hinterbau spürbar nach oben bewegen. Beim Thema Layup hat Cannondale keine Mühen gescheut und für jede Rahmengröße einen eigenen Rohrdurchmesser inklusive Layup verwendet, um die Fahreigenschaften und die Federung auf die individuellen Größen anzupassen.
Damit man auch an der Front gut gefedert unterwegs ist hat Cannondale sein bewährtes und aus dem MTB-Bereich bekanntes Lefty mit eingebracht. Hier kommt eine nur linksseitige Upside-Down Federgabel zum Einsatz, welche mit noch einmal 30mm Federweg glänzen kann und den Fahkomfort maßgeblich beeinflusst. Die neue Lefty-Federgabel kommt mit 1.340g in der Carbon-Version und 1.610g in der Alu-Version. Durch eine neue Dämpfungsabstimmung und dank austauschbarer Volumenspacer ist die Fahrperformance nun noch individueller. Auch wenn das Lefty während der Fahrt etwas ungewöhnlich anschauen lässt und man das Gefühl hat, dass etwas fehlen würde, so ist das Fahrverhalten dennoch erstklassig. Zu keinem Zeitpunkt fühlt man sich unsicher oder vermisst den rechten Gabelschaft. Außerdem bieten die 30mm Federweg an der Front in Kombination mit den WTB Resolute in 42mm Breite ein sattes und komfortables Fahrvergnügen auch auf härterem Terrain. Für alle die es noch extremer wollen bietet das Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty aber Reifenfreiheit von 45mm (bzw. 48mm bei 650B) an der Front und am Hinterbau von 40mm (bzw. 48mm bei 650B).
Durch die Sram Force AXS Wireless Schaltgruppe kommt der Rahmen schön aufgeräumt daher, da auch die Bremsleitungen gekonnt im Rahmen geführt sind. Zudem ist das Bike für hydraulische 27,2 mm-Sattelstützen mit innenverlegter Leitung ausgelegt und kommt schon jetzt mit interner Sattelklemmung. Ebenfalls schön unauffällig ist die Integration des Bosch Performance Line CX-Motors, welcher im Unterrohr Platz findet. Etwas klobig wirkt allerdings die Abdeckung für das Gehäuse am Ladeanschluss, das Kabel des Rücklichts kommt allerdings unsichtbar unterhalb des Sattels in die Sattelstütze. Kleine Abzüge gibt es für den externen Speichenmagneten am Hinterrad, der die Optik schon ein wenig in Mitleidenschaft zieht.
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Somit wären wir auch schon beim Herzstück des Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty. Denn der leistungsstarke Bosch Performance Line CX-Motor mit 500 Wh Akku sorgt nicht nur für ordentlich Power, sondern sollte auch genügend Reichweite für längere Ausfahrten mitbringen. Die Unterstützungsstufen sind hier wie gewohnt sinnvoll abgestimmt und gerade der ECO-Modus ist unserer Meinung nach die beste Wahl, um sich sportlich zu bewegen und dennoch von der Power des Motors zu profitieren. Natürlich macht aber auch der Turbo-Modus eine Menge Spaß und lässt jeden Anstieg flach wirken. Dies zeigt sich besonders beim Beschleunigen, denn innerhalb von wenigen Sekunden hat man die Grenze von 25 km/h erreicht. Hier entkoppelt der Antrieb sanft und lässt bis ca. 27 km/h die Unterstützung ausklingen. So erhält man keinen apruppten Unterstützungsabfall.
Auch wenn der Antrieb nicht ganz geräuschlos agiert, so ist dieser unserer Meinung nach gerade auf Schotterabschnitten nicht besonders störend, da hier ohnehin ein gewisses Grundrauschen durch Kies und sonstigen Untergrund gegeben ist. Besonders angenehm sind auch die guten Rolleigenschaften des Topstone Neos, wenn der Motor mal nicht mehr mithilft. Hier verspürt man kaum zusätzlichen Widerstand und hat nur das etwas mehr an Gewicht zu tragen. Lediglich in einer speziellen Situation hätten wir das Neo gerne gegen ein klassisches Gravel/Roadbike getauscht. Auf einem leicht ansteigenden Abschnitt mit Gegenwind waren wir mit etwa 29 km/h unterwegs und mussten so richtig in die Pedale treten, um noch vom Fleck zu kommen. Hier wäre es sicher sinnvoller gewesen einfach ein paar km/h langsamer zu fahren, um noch von der Motorunterstützung zu profitieren.
Mit dem Bosch Kiox-Display hat man alle Daten unter Kontrolle, dieses nicht nur mit einer tollen Übersichtlichkeit überzeugen kann, sondern auch Tracks aufzeichnet und per Bluetooth an das Smartphone schickt. Die intuitive Bedienbarkeit des Motors und des Displays erfolgt über eine Fernbedienung auf der linken Seite des Lenkers, die zwar nur in Oberlenker-Position bedient werden kann sich aber ergonomisch gut anfassen lässt. Kleiner Nachteil, da das Kiox Display keine Navigationsfunktionen besitzt wird der GPS Computer leider nicht ganz ersetzt, was uns vor ein kleines Platzproblem stellt, wo man den Fahrradcomputer montieren soll.
Das Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty 1 – Komfort ist King
Neben guten Fahreigenschaften des Motors kann das Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty 1 besonders durch seinen erstklassigen Komfort überzeugen. Gerade auf unbefestigten Wegen und Trails fühlt sich das Bike richtig wohl und die Mountainbike-Features gehen so richtig auf. Durch dad zusätzliche Gewicht liegt das Bike zudem viel satter auf dem Trail und bietet enorme Sicherheit und Ruhe. Durch das Kingpin Sytem und das Lefty werden auch ruppigere Passagen deutlich angenehmer und erinnern schon fast an MTB-Fully Performance in abgespeckter Variante. Auch wenn das Bike mit gut 17 Kilo ordentlich schiebt, bietet es auch auf technischeren Passagen eine angenehme Agilität und lässt sich gut steuern.
Durch die hochwertigen Sram Komponenten muss man auch zu keiner Zeit Bedenken haben nicht mehr zum stehen zu kommen, da die Discs einen tollen Job machen und in Verbindung mit der knackigen Wireless-Schaltung perfekt ins Gesamtbild passen. Etwas auffällug war, dass wir während unserer Ausfahrten im Gelände einige Pedalaufsetzer hatten. Dies muss aber nicht unbedingt an der Geometrie des Rads liegen, sondern wohl eher ab zusätzlichen Schub des kraftvollen Motors, wodurch man hier und da schon früher in die Pedale tritt oder eine andere Kurvenlage durch das extre Gewicht hat.